Etwa 2.000 Musikpädagogen aus fast 100 Ländern aus allen Erdteilen kamen Ende Juli zum Weltkongress der International Society for Music Education (ISME) in das schottische Glasgow. Die Deutlichkeit, mit der bei den offiziellen Begrüßungen auf die Situation nach dem britischen Brexit hingewiesen wurde, war auffällig. Der überall in der Welt aufkeimende Nationalismus war immer wieder stark präsent in Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen.
Und die Organisation und Durchführung der nächsten World Conference, die vom 15. bis 20. Juli 2018 in Istanbul geplant war, musste der Türkei entzogen und in einer Blitzaktion nach Baku, Aserbaidschan, vergeben werden. Der Grund: Es konnten kaum Teilnehmer/-innen aus der Türkei zur Konferenz kommen, weil sie keine Pässe mehr hatten …
Knapp 20 Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland mit unterschiedlichsten musikpädagogischen Arbeitsfeldern nahmen an der Konferenz teil. „Wo seid ihr Deutschen mit eurer Expertise?“, lautete eine häufige Frage. ISME möchte die Kontakte zu seinen Mitgliedern mit Hilfe eines neuen Länder-Councils verstärken und vertiefen. Dazu braucht die Organisation in jedem der 80 Länder, die durch Mitglieder in der ISME vertreten sind, eine Landesgruppe als Ansprechpartner, die dann einen Vertreter entsendet. So wurde jetzt eine ISME Gruppe Deutschland gegründet, die im Moment unter Leitung von Dr. Claudia Cerachowitz, Hamburg, und Matthias Rietschel, Essen, in einem ersten Schritt Kontakte zum Deutschen Musikrat aufbaut.
ISME arbeitet fachlich innerhalb verschiedener Komissionen, die auch jeweils eigene Tagungen abhalten. So gab es in der zweiten Juliwoche verschiedene Preconferences im Vereinigten Königreich und in Irland. „Community Music Activity“, „Education of the Professional Musician“, „Music Policy: Cultural, Educational, and Mass Media“, „Research“, „Early Childhood Music Education“, „Music in Schools & Teacher Education“ – diese Themenbereiche geben die Struktur für die vielen Vorträge, Symposien oder Postersessions, die im Verlauf der Konferenz stattfanden. Mittags und abends gab es eine Vielzahl von Konzerten, bei denen gerade die vielen Kinder- und Jugendensembles aus UK durch hohe Professionalität und Kreativität bei Besetzung und Programmauswahl sowie Vielfalt überzeugten. Im Gegensatz dazu standen die alarmierenden Berichte der britischen Kolleginnen und Kollegen bezüglich finanzieller Kürzungen im Bereich der Musikpädagogik.