In den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns wird vom Schuljahr 2025/26 an nach einer neuen Stundentafel unterrichtet. Musikverbände sehen ihre Sparte zu wenig beachtet.
Schwerin - Zwischen Musikverbänden und Bildungsministerium herrscht Streit über die Stundenverteilung an den allgemeinbildenden Schulen in Mecklenburg-Vorpommern. In einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung beklagten der Landesmusikrat MV, der Bundesverband Musikunterricht, der Landesverband der Musikschulen MV sowie die Hochschule für Musik und Theater Rostock eine unzureichende Beachtung der musikalischen Bildung bei der zum Schuljahr 2025/2026 geplanten Reform der Stundentafel. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) trat der Kritik entgegen. «Die neue Stundentafel sieht keine Kürzungen vor. Befürchtungen entbehren daher jeder Grundlage. In diesen Fächern gibt es keinerlei Änderungen zur bisherigen Anzahl von Unterrichtsfächern», versicherte die Ministerin.
Nach Ansicht der Kritiker stellt der Verbund der ästhetischen Fächer Musik, Theater und Kunst einen strukturellen Fehler dar, der im vorliegenden Entwurf der Verordnung fortgeschrieben werde. «Drei Schulfächer teilen sich ein insgesamt unzureichendes Stundenkontingent, in dessen Folge die jeweiligen KMK-Standards in keinem der Fächer durch die Schüler und Schülerinnen erreicht werden können», heißt es in dem Schreiben der Verbände.
Erschütternd sei zudem, dass es bei Personalknappheit als legitim angesehen werde, dass dann nur zwei der drei Fächer angeboten werden könnten. «Die Einwahl in die Fächer Kunst und Theater in Klassenstufe 7 hätte zur Folge, dass für die entsprechenden Schüler gar kein Musikunterricht möglich wäre und die Teilhabe an musikalischer Bildung in der Sekundarstufe gänzlich verwehrt würde», monieren die Verbände. Eine solche Praxis unterschreite alle Mindeststandards und dürfe keinesfalls festgeschrieben werden.
Oldenburg hob ihrerseits hervor, dass mit der neuen Stundentafel für die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern grundlegende Kompetenzen gestärkt werden sollten. «Jedes Kind muss lesen, schreiben und rechnen können», betonte sie. Bei der Gestaltung der neuen Stundentafel seien Anregungen aus einer Lehrkräftebefragung aufgenommen worden, den Stundenumfang für Deutsch, Mathematik und die erste Fremdsprache zu erhöhen. Dies geschehe, ohne andere Bereiche zu schwächen.
Die Verbände ihrerseits verweisen auf eine wachsende Nachfrage aus allgemeinbildenden Schulen nach Kooperationen mit Musikschulen. Es sei aber nicht Aufgabe der Musikschulen und übersteige deren Möglichkeiten, den Musikunterricht zu ersetzen. «Eine Kompensation durch Lehrkräfte der öffentlichen Musikschulen wird nicht möglich sein», heißt es in der Erklärung. Zudem wird dort vor den Langzeitfolgen für die Musiklandschaft im Nordosten gewarnt. Bereits jetzt mangele es in vielen Laienensembles an Nachwuchs.