[aktuell] - Nur noch wenige Tage bis Ausschreibungsende am 31.12.2013. Jetzt bewerben. Die Christoph und Stephan Kaske Stiftung schreibt mit Unterstützung der neuen musikzeitung 2013 erstmalig den JukeBoxx NewMusic Award aus – einen Komponistenwettbewerb im Bereich der zeitgenössischen Musik. Andreas Kolb unterhielt sich mit dem Initiator des neuen Preises, Joachim Kaske.
neue musikzeitung: Was ist die JukeBoxx?
Joachim Kaske: Eine technisch geeignete Möglichkeit in den neuen Medien, wie einer Kombination aus Facebook und YouTube, Werke zeitgenössischer Musik zu präsentieren, zusammenzuführen und zu archivieren. Über die Zeit entsteht durch regelmäßige Beiträge der Mitglieder, seien es Stücke bekannter Komponisten oder eigene Kompositionen, ein großes Reservoir an Stücken im Bereich der Neuen Musik. Es ist ein für jeden zugängliches Archiv, bei dem man sich bei den zumeist auf YouTube eingestellten Stücken an der Musik, bewegtem Bild und Text weiterbilden und erfreuen kann.
nmz: Seit wann gibt es die JukeBoxx?
Kaske: Seit etwa einem Jahr.
nmz: Sie haben einen Begriff gewählt, der aus der analogen Zeit kommt. „Jukeboxen“ sind Musikabspielapparate, in denen gegen Geldeinwurf Musik erklingt. Ihre JukeBoxx hat dagegen kein kommerzielles Interesse, was sind Ihre Anliegen? Und warum haben Sie inzwischen auch einen Preis ausgeschrieben, den JukeBoxx NewMusic Award der Christoph und Stephan Kaske Stiftung.
Kaske: Ich war ursprünglich ein sehr skeptischer Mensch, was Facebook angeht. Durch das stetig wachsende JukeBoxx-Archiv kristallisierte sich jedoch bald die Idee heraus, dass man diese technische Anwendung auch dafür nutzen kann, unbekannteren Komponisten eine Plattform zu bieten, die es ermöglicht, weltweit interessante Kompositionen kennenzulernen und diese in einen Wettbewerb zu stellen, bei dem sie vom Publikum und einer Jury bewertet werden. Der erste Preisträger soll ein Preisgeld erhalten. Wenn das Modell erfolgreich ist und angenommen wird, will ich den Preis jährlich ausschreiben.
nmz: Neu ist ihr Engagement auf Facebook, aber nicht neu ist Ihre Tätigkeit für die Kaske-Stiftung: Sie sind im Stiftungsrat und vergeben seit 1988 Preise. Was sind die Ziele und Aufgaben der Christoph und Stephan Kaske Stiftung?
Kaske: Die Kaske-Stiftung wurde durch den frühen Tod meines Bruders Stephan ins Leben gerufen, der bereits in den 80er-Jahren die Neue Musik zu seinem Thema erklärt hatte, obwohl er damals mit knapp 20 Jahren noch recht jung war. Er selbst war ein unbekannter Komponist, der sich auf die computerunterstützte Komposition und Aufführung Neuer Musik konzentrierte. Er hatte durch regelmäßige Aufenthalte am MIT in Boston, am Computer Music Art Campus in Zusammenarbeit mit dem noch heute aktiven Computer Music Journal die Neue Musik auch zum Thema der Familie gemacht. Er nahm teil an den Klangaktionen von Josef Anton Riedl im Münchner Marstall und gründete die CAAIM (Computer Aided Arts Initiative München), die nach seinem Tod eingeschlafen ist.
Daher entschlossen sich damals meine Eltern, diese Stiftung zu gründen. Hauptzweck der Stiftung war es seit 1988, einmal im Jahr einen Preis an junge aufstrebende Komponisten zu verleihen, die noch gefördert werden sollten, oder auch an ältere Komponisten für ihr Lebenswerk. Einzelheiten zur Historie und den Preisträgern findet man unter www.kaske-stiftung.org. Vor einigen Jahren war es durch eine größere Zustiftung durch mich möglich, neben dem Hauptpreis auch noch zusätzliche Projekte zu fördern. Eines ist der JukeBoxx NewMusic Award.
nmz: Geht es bei diesem neuen Award um eine Komposition im klassischen Sinne? Oder zählt die Aufführung dieser Komposition, die dokumentarisch aufgezeichnet wurde? Oder geht man mit einem Gesamtkunstwerk ins Rennen, bei dem Musik und Bild gleichberechtigt sind?
Kaske: Der JukeBoxx NewMusic Award ist idealerweise eine Kombination von Bild und Ton. Denn Neue Musik lebt insbesondere durch deren Performance.
nmz: Filmemachen ist teuer. Wie hoch ist das Preisgeld? Wer sitzt in der Jury?
Kaske: Das Preisgeld beträgt 3.500 Euro, das entspricht wohl dem aktuellen Satz für eine Auftragskomposition. Die Jury ist noch nicht komplett besetzt. Bisher haben sich Theo Geißler von der nmz und die Komponisten Konstantia Gourzi sowie Minas Borboudakis bereit erklärt. Die beiden Letztgenannten sind Preisträger unserer Stiftung, sie stehen für eine jüngere Generation von Komponisten. Wenn die Kompositionen bis 31. Dezember eingereicht worden sind, dann werden auch die Namen und die Zahl der Jurymitglieder festgelegt sein. Ende April 2014 wird der Preisträger bekannt gegeben.
nmz: Der JukeBoxx NewMusic Award wird nicht ein Teil des klassischen Preises der Kaske Stiftung, sondern es ist ein neues Pflänzchen.
Kaske: Es soll bewusst eine eigene Schiene sein, denn im klassischen Stiftungsbeirat sitzen Persönlichkeiten wie Siegfried Mauser, Jörg Widmann, Wolfgang Schreiber, Wolfgang Rihm. Sie können als Klassiker wohl mit einem Facebook-Preis nur bedingt und partiell etwas anfangen. Insofern habe ich den JukeBoxx NewMusic Award ganz bewusst vom offiziellen Stiftungspreis getrennt, um komplementär ein völlig anderes Segment abzudecken.
nmz: Nun sind Sie ja gewiss kein „Digital Native“. Wie sind Sie eigentlich auf und zu Facebook gekommen?
Kaske: Meine mittlerweile alle erwachsenen Kinder hatten mich dazu überredet. Meine Facebook-Aktivitäten konzentrierten sich relativ schnell nur auf Musik. Ich hatte auch mal eine ArtBoxx, mit der ich versucht habe, eine Plattform zu entwickeln, auf der auch unbekanntere Künstler ihre neuesten Werke posten können und sich dann von ihren Kollegen ihre Meinung holen. Diesen Versuch gab ich jedoch wieder auf. Übrig geblieben ist die JukeBoxx NewMusic.
nmz: Was erhoffen Sie sich von der Kooperation mit der nmz?
Kaske: Natürlich die Glaubwürdigkeit im Netz.
nmz: Danke für die Blumen, das geht uns aber umgekehrt mit der Kaske-Stiftung genauso. Wie entwickelt sich denn Ihre neue Facebook-Gemeinde?
Kaske: Die Gruppe ist vor allem von drei oder vier begeisterten Gruppenmitgliedern ausgebaut worden, insbesondere auch Minas Borboudakis und Konstantia Gourzi. Relativ schnell ist sie auf 250 eingeladene Mitglieder gewachsen. Inzwischen sind es 436, von denen die letzten 186 Eigenbewerber waren, die teilnehmen wollten. Warten wir mal ab, ob insbesondere auch diese 186 eine Komposition bis zum Jahresende einreichen werden.
Ausschreibung
Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2013. Alle Rechte der Komposition verbleiben bei dem/der Komponisten/-in. Jede/r an der Teilnahme interessierte Komponist/-in beantragt die Gruppenmitgliedschaft unter https://www.facebook.com/groups/JukeboxxNeueMusik, bzw. https://www.facebook.com/events/130751870464734/?ref=4 (wenn er/sie nicht bereits Gruppenmitglied ist.)