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Ingeborg Krause. Foto: R. Jungwirth
Ingeborg Krause. Foto: R. Jungwirth
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Im Einsatz für den musikalischen Nachwuchs

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Ingeborg Krause aus dem Management des ARD-Wettbewerbes verabschiedet
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Fast fünfzig Jahre walten, schalten und gestalten an Orten, an denen sich für musikalisch inspirierte junge Menschen wichtige Lebensentscheidungen vollziehen – aus diesen Wirkungsfeldern verabschiedet sich jetzt Ingeborg Krause, halb weinend, weil sie dort mit Leib und Seele eingebunden war und sie diese Kontakte vermissen wird, halb lachend, weil sie nun ihren ganz privaten Freiraum ausfüllen darf. Fünf Sechstel ihrer Berufsjahre galten der Arena „Jugend musiziert“. Dort, wo mehr Spiel und Spaß und gleichsam ein Frühtest für musikalische Begabung im Vordergrund stehen.

Das letzte Sechstel durfte Ingeborg Krause einer Einrichtung widmen, bei der die künstlerische Karriere hautnah auf dem Spiel steht. Das wurde zu ihrem beruflichen Höhepunkt, zu ihrem „Meisterstück“, wie sie es ein wenig stolz und selbstsicher apostrophiert, die organisatorische Leitung des hoch angesehenen ARD-Musikwettbewerbes in München mit seiner großen Tradition. „Im Rückblick waren die vier Jahrzehnte ,Jugend musiziert‘ für mich ein ausgezeichnetes Lernfeld: Ohne es hätte ich die Herausforderung nicht gewagt, hätte ich nicht das Selbstvertrauen aufgebracht, mich für das vakante Management dieses professionellen Musikwettbewerbes zu bewerben. Mein Glücksfall war mein guter, ja freundschaftlicher Kontakt zu dem Geiger Christoph Poppen bei kammermusikalischen Projekten. Wir kamen aufeinander zu, und das ermutigte mich, das war meine Chance. Denn umgekehrt schien auch Christoph Poppen meine Mitwirkung in München wichtig genug zu sein, die ihm angetragene künstlerische Verantwortung des Wettbewerbes zu übernehmen.“ So fand sich für den weltweit wohl wichtigsten und angesehensten Musikwettbewerb in Deutschland ein gutes Team. Inge Krause war und ist zufrieden, ja stolz darüber, dass und was sie in diesem ihren letzten Berufsabschnitt noch initiativ und ideenreich beitragen konnte.

Äußerlich fällt in der knappen Ära Inge Krause zunächst das veränderte Image auf. Mit neuem corporate identity präsentiert sich mittlerweile dieser Concours mondiale, der in zwei Jahren zum 60. Male stattfinden wird. Eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, vom gastgebenden Bayerischen Rundfunk intensiv unterstützt, gingen freilich Hand in Hand mit einem erweiterten künstlerischen Profil, das Christoph Poppen dem Unternehmen ARD-Wettbewerb zu vermitteln verstand. Inge Krause fasst zusammen: „Das neue Konzept wurde von den Kollegen der ARD mitgetragen, und es fand vor allem in der kulturellen Öffentlichkeit und in den Medien erfreuliche Resonanz. Die öffentlichen Vorspiele werden von einer zunehmenden Hörerschaft begleitet. Deren Sachverstand ist durch die eingeführten Publikumspreise gefragt. Den Finalisten ist eine zusätzliche Solorunde mit Kammerorchester geboten, das Repertoire durch Kompositionsaufträge erweitert. Vorweg die nun für alle Kategorien eingeführte kritische Vorauswahl aus den immer zahlreicher eingehenden Bewerbungen, die ihre Klangproben dafür einreichen. Daneben haben wir jetzt eine Kategorienplanung für die nächsten zwölf Jahre. Das neu eingeführte ARD-Preisträger-Festival, das nun der BR übernommen hat, erweitert den Einsatz über die Wettbewerbstage hinaus. Wichtig ist mir dabei die kontinuierliche Kontaktpflege mit den Dutzenden von Veranstaltern, die mit der Einladung unserer Preisträger für deren Karriere eine weiterführende Förderung leisten. Das sind eine Menge Pluspunkte. Dass wir dennoch für den ARD-Wettbewerb auch Einschränkungen hinnehmen und sparen mussten, um mit dem Budget auszukommen, ist verständlich, aber der Weiterbestand scheint gesichert.“

An dieser Aufgabe wuchs Inge Krause. An ihr war es, die verschiedenen Neuerungen logistisch und organisatorisch umzusetzen. „Technologisches und elektronisches Know-how holte ich mir aus dem Hause des BR, aber deren vernünftige Anwendungen mussten wir uns im Mitarbeiterstab erst einmal aneignen.“ Sie singt nicht, sie spielt selbst kein Instrument, aber was Inge Krause bei ihrem Tun beflügelte, ist ihre Vorliebe für Kammermusik und ihre mittlerweile recht detaillierte Repertoirekenntnis. Unter den Instrumenten bevorzugt sie die stiefmütterlich behandelte Bratsche und deren Spieler. „Keines dieser Wertungsspiele, kein Konzert wollte ich verpassen. Da gab es auch Sternstunden und intensive Gespräche mit hochmotivierten hoffnungsvollen jungen Musikern oder mit jenen Künstlern und Lehrern, die in die Jury eingeladen waren. Wenn ich jetzt ins Publikum wechsle, freue ich mich auf die Wiederbegegnung mit jenen, deren Werdegang und Erfolge ich da und dort miterlebte, mitbegleitet habe.“

Nicht nur sie selbst, der die Armen Schulschwestern in Regensburg schon als 17-Jährige „lobenswerten Fleiß und gute Führung“ bescheinigten, ist zufrieden, ist erfüllt von ihren nahezu fünfzig Berufsjahren, in denen sie etliche Jahrgänge Musikernachwuchs fast mütterlich begleitete, mitumsorgte. Gleich den vorangegangenen „Jugend musiziert“-Zeiten verstand es Inge Krause bei „nimmermüder Einsatzbereitschaft auch in Stress-Zeiten“ entspannte, menschliche Atmosphäre zu vermitteln. Das charakterisierte auch ihr organisatorisches Tun für den ARD-Wettbewerb, nur in noch größerer Verantwortung, auf höherem Level, und all das gelang ihr – wie BR-Intendant Gruber sie abschließend würdigte – „dank der außerordentlich hohen Identifikation bei den ihr übertragenen Aufgaben“. Solche ist nicht oft anzutreffen.

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