Also bitte – zunächst das Gute: Die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) hat sich nach längerer Beratung durchgerungen, ihren renommierten Münchner Musik-Wettbewerb doch nicht aus Etatgründen dichtzumachen. Eigentlich wollte man sich – die legendäre Mutter des Betriebs Renate Ronnefeldt ging gerade in den Ruhestand – von dieser materiell belastenden Einrichtung verabschieden. Das wurde vor allem von den südlichen Anstalten des öffentlichen Rechts noch mal verhindert. Ein neues kompetentes Team unter Christoph Poppen und mit Ingeborg Krause, bekannt als das feurige Herz der Wettbewerbe “Jugend musiziert“, erhält die Chance zur Fortführung – und wir wünschen allen erdenklichen Erfolg.Den nun hat die RIAS-Big-Band nicht mehr nötig. Nach der Schließung dieses Funk-Ensembles wartet man in der Berliner Klangkörper-Resteverwertungs-GmbH bangen Blickes auf den nächsten gesenkten Daumen. Mit Dieter Rexroth hat sich wohl der letzte Kämpfer aus diesem Musikerpool verabschiedet.
Derweil gewinnt die Controller-Riege beim frischgebackenen Südwestrundfunk an Einfluss: Schwarze Zahlen müssen her – und die Donaueschinger Musiktage blinken blutig rot in der fein modifizierten Excel-Maske auf dem Flachbildschirm. Warten wir noch ein, zwei Jahre. Dann reduziert sich die Wirkung des Feuilletonisten-Gewinsels auf das zugewiesene Hundehütten-Areal zwischen den Großcontainern einer explosiv prosperierenden Bewusstseins- und Unterhaltungs-Industrie. Denn mal ehrlich: wen juckt diese sogenannte neue Musik schon wirklich?
Ganz bestimmt nicht den Mitteldeutschen Rundfunk. Dessen Chefin Barbara Molsen peilt für ihre MDR-Kultur-Frequenzen eine Quote nahe der Fünf-Prozent-Marge an. Koste es, was es wolle, bloß kein Geld. Musical statt Madrigal, Rock statt Barock, Madonna statt Maderna. Hauptsache, die Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stimmen, und damit die Werbeeinnahmen.
Letztere fallen dem Westdeutschen Rundfunk auch zu schmal aus angesichts seiner Expansionsträume. Gut fünf Millionen kostet ein anständiger öffentlich-rechtlicher Internet-Auftritt jährlich schon. Teuer auch das geplante Lokalfernsehen für Dortmund, Düsseldorf und Köln (von Aachen, Essen, Gelsenkirchen ganz zu schweigen). Da hilft nur eine Programm-Reform. Mehr Konservenkonzert, mehr „Hochakzeptanz-Programm“, weniger „Mosaik“ oder „Musikszene“.
Wozu wir eigentlich Rundfunkgebühren zahlen? Damit die Hörer-Wünsche realisiert werden können, natürlich. Und aus GfK-Sicht sind die Kulturbeflissenen eine Zahl jenseits der Messbarkeits-Schwelle. Demokratisch betrachtet eine Minderheit kleiner als die NPD. Aber teurer. Wie lange wollen wir uns das noch leisten?