Die 52 jungen Musikerinnen und Musiker zwischen 16 und 30 Jahren, die mit ihrem Geigenkasten zum Teil von weither nach Augsburg anreisen durften, – gerade ein Dutzend mit deutschem Pass, allein 40 Prozent aus dem Fernen Osten – wissen und schätzen es: Hier ging es nicht allein um die Palmen für die beste Geiger-Meisterschaft. Zu ihr gesellte sich zusätzlich ein verlockendes Beiprogramm, eine breite Förderpalette: Zwölf Tage sich nicht nur mit dem Pflichtpensum beschäftigen, sondern sich gegenseitig öffnen und anhören, beobachten, vergleichen, Experten-Rat holen, dazulernen und gemeinsam feiern.
Den Wettstreit der Begabtesten unter den Begabten aufzufächern, um „neue Dimensionen zu erweitern (...) zur künstlerischen Begegnungs-, Erlebnis- und Entdeckungsraum werden zu lassen“ – das ist die Zielvorstellung für das, wofür sich die Mozartstadt Augsburg zum 7. Mal engagierte.
Mit derartigen Ideen und solcher Ausstattung begibt sich der Leopold-Mozart-Violinwettbewerb, alle drei Jahre ausgeschrieben, bewusst in Wettstreit zu weltweit Dutzenden ähnlicher Streicherwettbewerbe. Diesen ehrgeizigen Wettstreit hat die unermüdliche Kuratoriumsvorsitzende, Agnes Maria Schilling, zusammen mit dem künstlerischen Wettbewerbsleiter, Julius Berger, mustergültig gewonnen – schon das informative Programmbuch zeugt von Phantasie, von minutiöser Planung und Weitsicht, ist ein Muster, wie sich ein solche Ereignis öffentlichwirksam darstellt, zugleich glückhaft eingebettet in das 58. Deutsche Mozartfest, und wie man den gewonnenen Partnern, Preis-Stiftern, Sponsoren, Freunden und Helfern im Ehrenamt danken kann.
Natürlich ist die Messlatte um den „Mozartpreis“ zum 7. Mal eine Nuance höher gestellt, sind die diversen Anforderungen verifiziert: stilbewusste Interpretationen aus allen Epochen, darunter die wegen des Improvisationsanteiles nicht ganz problemfreie Pflichtkür des neunminütigen Auftragswerkes von Frangis Ali-Sade aus Aserbaidschan. Verlangt wurde kammermusikalische Bewährung (im und mit dem Henschel-Quartett) ebenso wie solistisches Stehvermögen mit dem sich als Begleitorchester bereitfindenden Münchner Rundfunkorchester, erweitert um ein den Ernstfall mitvollziehendes bayerisches Schüler-Orchester.
Begegnung, Workshops, Konzerte und Vorträge mit Künstlerpersönlichkeiten aus dem Jurygremium oder mit früheren Preisträgern, eine klingende Präsentation kostbarer Geigeninstrumente (Sammlung Claude Lebet aus Rom), ein Willkommen für Kandidaten bei ihren Auftritten in der Region, schließlich gastfreundliche Augsburger Familien, die die Daumen drückten, – all das zusammen machte die besondere Festival-Atmosphäre aus.
Acht Experten aus fünf Ländern bildeten die Hauptjury. Neun junge Auch-Geiger wirkten als Jugendjury. Das Publikum der Finalrunde vergab seine Bestnote identisch mit der der Hauptjury für die eindruckvollste Mozart-Konzert-Spielerin. Sie gehört der 23-jährigen selbstsicheren Jehye Lee aus Korea, die ausdrucksstark und künstlerisch ausgereift zu überzeugen verstand. Als 2. Preisträgerin folgte die 18-jährige hochsensible Friederike Starkloff aus Freiburg, die unaufdringlich musikalisch zu gestalten wusste. Die Jugendjury war fasziniert von der Präsentation des 3. Preisträgers, dem 28-jährigen Romand Patocka aus Prag mit seinem fast teuflischen Temperament. Außerdem kamen etliche Sonderpreise, einer für Martha Cohen (23) aus München, insgesamt rund 35.000 Euro privat gestiftete Preisgelder zur Vergabe, in Einzelbeträgen zwischen 1.500 und 12.500 Euro. Nun mögen sich den Preisträgern Einladungen zu Konzerten, Festivals und Produktionen anschließen.