In einer Abstimmung auf der Außerordentlichen Generalversammlung am 13. April hat der Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe mit Sitz in Genf mit überwältigender Mehrheit beschlossen, den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb mit sofortiger Wirkung auszuschließen.
Im Folgenden lesen Sie die Begründung von Florian Riem, Generalsekretär, und Peter Paul Kainrath, Präsident der Föderation, für diesen bisher einmaligen Schritt:
„Viele Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbs sind heute führende Künstler. Dennoch kann die WFIMC als politisch neutrale Organisation im Angesicht des brutalen Krieges und der unmenschlichen Gräueltaten in der Ukraine keinen Wettbewerb unterstützen beziehungsweise als Mitglied haben, der vom russischen Regime finanziert ist und als dessen Promotion Tool benutzt wird. Da unser erstes und wichtigstes Ziel stets die aktive Unterstützung junger Künstler sein muss, in diesen Tagen insbesondere ukrainischer Künstler, erneuert die WFIMC noch einmal ihr früheres Statement gegen blanke Sanktionen gegenüber allen Russen und gegen Diskriminierung und Ausschluss einzelner Künstler aufgrund ihrer Nationalität. Gerade in Kriegszeiten glauben wir, dass es essentiell ist, einen Dialog mit denjenigen aufrechtzuerhalten, die an uns und unsere Werte glauben, ebenso, dass wir ihnen vertrauen.“
Der Internationale Tschaikowsky-Wettbewerb wird seit 1958 ausgetragen und findet alle vier Jahre in den Kategorien Klavier, Violine, Violoncello, Gesang, Holz- und Blechblasinstrumente in Moskau und St. Petersburg statt. Viele Preisträgerinnen und Preisträger sind heute bekannte Klassikstars, darunter der Pianist Daniil Trifonow, der Geiger Gidon Kremer oder der Cellist David Geringas.
Mehr als 110 Wettbewerbe und Förderinstitutionen sind derzeit unter dem in Genf ansässigen Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe (World Federation of International Music Competitions) organisiert. Dabei unterscheiden sich die Wettbewerbe in ihrem Turnus (von jährlich bis alle fünf Jahre) und ihrer Ausrichtung (Spezialwettbewerb für ein einziges oder wenige Instrumente oder eine Vielzahl von Fächern). Laut Richtlinien des WFIMC müssen mindestens sieben Juroren eines der Organisation angeschlossenen Wettbewerbs die Teilnehmer beurteilen.