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Immer in Bewegung: die Junge Deutsche Philharmonie. Foto: Achim Reissner
Immer in Bewegung: die Junge Deutsche Philharmonie. Foto: Achim Reissner
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Bindeglied zwischen Studium und Berufsleben

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Die Junge Deutsche Philharmonie feiert ihr 40-jähriges Bestehen
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Jugend- oder Studentenorchester, die auf professionellem Niveau musizieren und wie Tourneeorchester arbeiten, sind keine sensationelle Rarität mehr. Oft steckt ein Dirigent dahinter, eine Organisation oder ein Konzertveranstalter und meist ein Sponsor, der sich mit dem musikpädagogischen Programm und der kulturpolitischen Idee, von denen das Orchester bewegt ist, identifiziert. Der kulturelle Wert und die Nachhaltigkeit einer qualifizierten Arbeit mit begabtem Nachwuchs haben sich weit herumgesprochen.

Die Mutter dieser semi-professionellen Nachwuchsorchester aber ist die Junge Deutsche Philharmonie. Sie ist inzwischen 40 Jahre alt und hat sich in diesen Jahren dem stets anstrengenden Prozess einer permanenten Selbstverjüngung unterzogen. Von allen anderen Jugend- und Studenten-Orchestern unterscheidet sie sich durch die Art ihrer Gründung, durch ihre demokratische Binnenstruktur und ihre Selbstverwaltung. Denn die Junge Deutsche Philharmonie wurde nicht, sie hat sich selbst gegründet. Ihr Ursprungs-Biotop war ein Kreis junger Musiker, die 1974 gerade dem Bundesjugendorchester entwachsen waren und den Mangel eines ambitionierten Studentenorchesters mit professioneller Perspektive schmerzlich empfanden. Der einzige Ausweg war, dieses fehlende Orchester selbst ins Leben zu rufen. Ihr nach wie vor kleines und überaus handlungsfähiges Selbstverwaltungs-Team ist in Frankfurt bei der Deutschen Ensemble Akademie angesiedelt.
Dass über Programme und Dirigenten gemeinsam entschieden wird, dass der organisatorische Apparat klein bleiben und immer in enger Koordination mit den professionellen Bedürfnissen der jungen Musiker arbeiten müsse, dass dabei die künstlerische Qualität untadelig sein solle, war Gründungs-Konsens. Die Probespiel-Schwellen waren von Anfang an hoch, denn die Junge Deutsche Philharmonie wollte und will nicht nur ein autonomes, sondern auch das beste Studentenorchester sein.

Normalerweise veranstaltet das Orchester pro Jahr drei bis vier Projekt-Phasen. Das Repertoire wird von den Musikern selbst konzipiert und beschlossen, die Dirigenten für die Projekte werden gemeinsam ausgesucht. Das ausgezeichnete Renommee der Jungen Deutschen Philharmonie hat zur Folge, dass sie stets auch problemlos namhafte Solisten und Dirigenten an sich binden können, sowohl für Projekte wie auch für längerfristige Ko-operationen. Lothar Zagrosek war bisher der Erste Gastdirigent und Künstlerische Berater des Orchesters, zum 40. Geburtstag wird er diese Funktion an Jonathan Nott weiterreichen.

Der Einsicht folgend, dass Orchestermusikern heute in ihren beruflichen Laufbahnen große stilistische Offenheit und spieltechnische Flexibilität abverlangt werden, legt die Junge Deutsche Philharmonie Wert auf eine breit gefächerte Qualifikation. Das große sinfonische Repertoire bildet einen gewichtigen Repertoire-Schwerpunkt, historische Aufführungspraxis älterer Musik sowie Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sind kontinuierliche und gewichtige Arbeitsstränge. Bei der Einstudierung neuer Werke werden die Chancen, mit Komponisten ins Gespräch über ihre Werke zu kommen, ausgiebig genutzt. Mit seiner Arbeit bildet das Orchester ein Bindeglied zwischen Studium und Berufsleben, und es kann dabei auf große Erfolge verweisen. In den vier Jahrzehnten seiner Existenz hat es nicht nur einen stolzen Stapel von Tonträgern produziert und eine lange Reihe von renommierten Auftrittsorten, Gastdirigenten, Gastsolisten und Tournee-Projekten auf sein künstlerisches Konto gesammelt, sondern auch Einfluss auf die professionelle Gestalt des internationalen Musikbetriebs nehmen können. Zahlreiche ehemalige Mitglieder sind heute in führenden Orchestern oder als Lehrende an Hochschulen zu finden. Andere haben Kammermusik-Ensembles gegründet oder ihre professionelle Heimat in anderen demokratisch strukturierten Klangkörpern gefunden wie dem Ensemble Modern, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Ensemble Resonanz, dem Freiburger Barockorchester.

Der zentrale Festakt zum 40. Geburtstag der Jungen Deutschen Philharmonie findet am 13. Oktober in der Frankfurter Alten Oper statt, unter Teilnahme vieler ehemaliger Mitglieder sowie des Ensemble Modern und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

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