Florenz - Es sollte ein Zeichen gegen die Gewalt gegen Frauen sein - doch bei der Premiere des umgeschriebenen Klassikers «Carmen» hat die Oper in Florenz Buh-Rufe geerntet. Intendant Cristiano Chiarot hatte Regisseur Leo Muscato angewiesen, das Finale des berühmten Werkes von Georges Bizet (1838-1875) so zu verändern, dass nicht Carmen am Ende von ihrem Ex-Liebhaber Don José getötet wird, sondern sie ihn erschießt.
Bei der Erstaufführung am Sonntag habe es nicht nur Buh-Rufe gegeben, weil die Pistolen-Attrappe nicht wie geplant funktionierte, berichteten italienische Medien am Montag. Vielen im Publikum habe die Neufassung schlicht nicht gefallen.
«Florenz versenkt die neue «Carmen», die nicht stirbt», kommentierte die Tageszeitung «La Repubblica» am Montag und zitierte unzufriedene Operngänger. Soll die Oper politisch korrekt sein, müsse eine Vielzahl an Werken umgeschrieben werden - das wäre aber «endlos langweilig und irreal», kommentierte «La Stampa».
Der Florentiner Bürgermeister Dario Nardella verteidigte unterdessen die Entscheidung, Carmen überleben zu lassen. «Ich unterstütze die Entscheidung, das Finale von #Carmen zu ändern», twitterte er. Es sei eine kulturelle, soziale und ethische Botschaft gewesen, die Gewalt gegen Frauen, die in Italien zunehme, an den Pranger stelle.
Italien wird immer wieder von Morden an Frauen erschüttert. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 100 «femminicidi». Chiarot wollte ein klares Zeichen dagegen setzen. Im Sommer sagte er: «Was wäre, wenn Carmen dieses Mal nicht stirbt? Warum sollen wir applaudieren, wenn eine Frau stirbt?»