Stiftungen sind en vogue. Man lobt sie, man kritisiert sie und man braucht sie in Zeiten knapper Staatsmittel scheinbar mehr denn je: Gab es in den 80er-Jahren rund 100 neugegründete Stiftungen pro Jahr, so hat sich die Zahl der jährlichen Neugründungen – laut dem in Berlin ansässigen Maecenata Institut – bis heute verzehnfacht. Die Gründe dafür sind vielfältig: die veränderte Alters- und Vermögensstruktur spielt eine große Rolle, die Wohlstandsentwicklung, die Reform des Stiftungssteuerrechts, die Arbeit von Beratungsinstitutionen wie Maecenata Management, dem Bundesverband Deutscher Stiftungen oder kulturpolitischen Foren wie dem Arbeitskreis Kunst- und Kulturstiftungen (im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft) und nicht zuletzt die positiv besetzte Diskussion in Presse und Politik.
Stiftungen sind en vogue. Man lobt sie, man kritisiert sie und man braucht sie in Zeiten knapper Staatsmittel scheinbar mehr denn je: Gab es in den 80er-Jahren rund 100 neugegründete Stiftungen pro Jahr, so hat sich die Zahl der jährlichen Neugründungen – laut dem in Berlin ansässigen Maecenata Institut – bis heute verzehnfacht. Die Gründe dafür sind vielfältig: die veränderte Alters- und Vermögensstruktur spielt eine große Rolle, die Wohlstandsentwicklung, die Reform des Stiftungssteuerrechts, die Arbeit von Beratungsinstitutionen wie Maecenata Management, dem Bundesverband Deutscher Stiftungen oder kulturpolitischen Foren wie dem Arbeitskreis Kunst- und Kulturstiftungen (im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft) und nicht zuletzt die positiv besetzte Diskussion in Presse und Politik. Für die Musik engagieren sich viele Stiftungen. Wie viele genau das sind, ist unklar – verlässliche Zahlen gibt es nicht. Aktuelle Schätzungen besagen, dass von den rund 12.000 existierenden Stiftungen in Deutschland rund 20 Prozent in den Bereichen Kunst, Kultur und Denkmalpflege aktiv sind. Dabei unterscheidet man zwischen fördernden und operativen Stiftungen. Die Mehrzahl ist rein fördernd, führt also keine eigenen Projekte durch. Ein beträchtlicher Teil ist sowohl fördernd als auch operativ tätig und ein weniger großer Teil ist rein operativ. (Der Musikalmanach führt rund 90 Stiftungen für den Bereich Musik auf, auch wenn Musik als Begriff sicherlich bei wesentlich mehr Stiftungen erscheint.)Es ist ein weites Feld: Gibt es über die genaue Anzahl von Stiftungen keine verlässlichen Zahlen, so ist noch weniger das Vermögen festzulegen; selbst das Wort Stiftung birgt ein weites Spektrum an Vereinigungen: von der gemeinnützigen GmbH bis zum Verein wie zum Beispiel dem „Freundeskreis Anne Sophie Mutter Stiftung e.V.“. Wenige Mega-Stiftungen wie die Bayerische Landesstiftung, die Bertelsmann Stiftung, die Ernst von Siemens Musikstiftung, die vor rund einem Jahr gegründete Allianz Kulturstiftung (die nmz berichtete in der Ausgabe 06/02), die Kultur-Stiftung der Deutschen Bank oder die Stiftung Weimarer Klassik, um nur einige zu nennen, stehen im Rampenlicht. Der überwiegende Teil der Stiftungen wirkt ohne großes Aufsehen und geht auf das Engagement einzelner Individualisten zurück, die genügend Mittel zur Hand haben, nicht nur ihr eigenes Engagemant zu institutionalisieren, sondern – wie Jan Philipp Reemtsma es formuliert hat – „sich Berufe leisten zu können, die Geld kosten“.
Stiftung ist nicht gleich Stiftung. Dient im allgemeinen Sprachgebrauch das Etikett „Stiftung“ wohl dazu, die Gemeinnützigkeit dieser Gesellschaft oder Vereinigung zu verdeutlichen, verbirgt sich juristisch hinter dem Begriff „Stiftung“ in der Regel die rechtsfähige – oder selbstständige – Stiftung des Privatrechts. Im Gegensatz zu anderen privatrechtlichen Vereinigungen wie dem Verein, der AG, der GmbH oder einer Genossenschaft hat eine Stiftung keinerlei Mitglieder, keine Gesellschafter und keine dritte Person als Eigentümer oder Inhaber. Das ist einer der großen Vorteile. Eine Stiftung muss nicht sterben, sie ist auf ewig angelegt zur Verwirklichung der Stiftungsziele.
Von der rechtsfähigen Stiftung des Privatrechts abzugrenzen sind unselbstständige oder treuhänderische Stiftungen sowie öffentlich-rechtliche Stiftungen wie zum Beispiel die „Bayerische Landesstiftung“ oder die „Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein“. Das verstärkte Interesse der öffentlichen Hand an Stiftungen lässt Kritiker argwöhnen, Länder und Städte könnten sich auf diese Weise langfristig von finanziellen Pflichten entbinden. So hat beispielsweise Hamburg vor gut zwei Jahren seine sieben staatlichen Museen in Stiftungen überführt. Da diese nicht über eine eigene Kapitalausstattung verfügen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, ist es umstritten, ob es sich rechtlich um Stiftungen oder um Anstalten des öffentlichen Rechts handelt. Auch die Berliner Philharmoniker haben vor über einem Jahr einen Stiftungsvertrag unterzeichnet. Die Umwandlung in eine Stiftung verstehen die Philharmoniker als Herausforderung: Nach amerikanischem Vorbild sollen in den kommenden Jahren so viele Spendenmillionen angeworben werden, bis sich aus den Zinsen die laufenden Kosten decken lassen.
Das Spektrum von Stiftungen, die sich für die Musik engagieren, ist bunt und reicht von A wie Alexander von Humbolt-Stiftung bis Z wie ZEIT-Stiftung. Dahinter verbergen sich ganz unterschiedliche Konstruktionen, Ziele und Möglichkeiten. Unterstützt werden musikwissenschaftliche Projekte, medienübergreifende Konzepte, Komponisten und Musiker einzelner Länder, Nachlässe einzelner Komponisten; Preise, Stipendien, Projekt- und Studienbeihilfen werden vergeben, Hilfe in Notfällen geleistet, Instrumente verliehen, Wettbewerbe ausgetragen, Veranstaltungen finanziert und vieles mehr. Häufige Vokabeln sind international, hochbegabt, Jugend und Nachwuchs.
Um nur einige – unabhängig von Rechtsform und Vermögen – herauszugreifen: Die Bertelsmann Stiftung entwirft und initiiert ihre Projekte selbst. In der Musik verfolgt sie zwei Schwerpunkte: die Förderung der Musikerziehung an Kindergärten und Schulen sowie die Professionalisierung der Gesangsausbildung durch den internationalen Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“. Die Deutsche Stiftung Musikleben fördert – wie sie es nennt – den musikalischen Spitzennachwuchs in Deutschland. Die Stiftung selbst hat eine unglaubliche Zahl von 41 Kuratoriumsmitgliedern sowie 600 Förderer und Spender. Kontinuität ist groß geschrieben bei der Stiftung Musikleben: Seit den 60er-Jahren beteiligt sie sich an der Grundfinanzierung des Bundeswettbewerbs “Jugend musiziert”, unterstützt das Bundesjugendorchester und verleiht Instrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds, einem gemeinsamen Projekt der Deutschen Stiftung Musikleben und des Bundes. Die Ernst von Siemens Musikstiftung vorzustellen, hieße Eulen nach Athen tragen. Vor wenigen Wochen hat die Stiftung 1.300.000 Euro Preisgelder vergeben, der mit 150.000 Euro dotierte Ernst von Siemens Musikpreis ging in diesem Jahr an Nikolaus Harnoncourt. Der Belmont-Preis für zeitgenössische Musik der Forberg-Schneider-Stiftung ist mit 25.000 Euro dotiert und ging bisher an den Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann sowie den in Paris lebenden Pianisten Florent Boffard. Die 1997 gegründete und nach ihren Stiftern benannte Forberg-Schneider-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Neuen Musik sowie der Landschaftsgestaltung, der Bau- und Gartenkunst zu fördern. Ganz anders sieht beispielsweise die Arbeit der Gema-Stiftung aus, neben der Vergaben von Preisen werden Komponisten und Textdichter – auch in Not geratene – unterstützt. Eine sogenannte Unternehmensstiftung ist die Günter Henle Stiftung München. Die Stiftung ist Eigentümerin des Henle Verlags und soll die Herausgabe von Urtexten und wissenschaftlichen Editionen langfristig sichern. Die in Leipzig ansässige Internationale Mendelssohn-Stiftung ist ein Verein, der als Träger des Museums im Mendelssohn-Haus fungiert, das kulturelle Erbe von Mendelssohn fördert, aber auch Konzerte im Museum veranstaltet. Die inhaltliche Begleitung und finanzielle Förderung von sächsischen Kulturprojekten mit zeitgenössischer Ausrichtung bildet den Arbeitschwerpunkt der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, einer Stiftung des öffentlichen Rechts. Auch Karlheinz Stockhausen hat seine eigene Stiftung: die Stockhausen-Stiftung für Musik, die unter anderem sein geistiges Erbe verbreiten soll. Die Stiftung Villa Musica wurde 1986 vom Land Rheinland-Pfalz (einem Bundesland ohne eigene Musikhochschule) mit Beteiligung des Südwestrundfunks gegründet und erfüllt zwei Aufgaben: die Förderung des musikalischen Nachwuchs und die Veranstaltung von Konzerten. Für ein flächendeckendes Kulturprogramm arbeitet Villa Musica mit über 50 lokalen Veranstaltern zusammen. Konzerte ganz anderer Art organisiert die Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland: Konzerte mit jungen Künstlern in sozialen Einrichtungen werden durchgeführt und das Projekt „mus-e“, ein multikulturelles soziales Schulprojekt, gefördert, das durch Musik, Tanz et cetera Rassismus und Gewalt an Schulen abbauen will.
Im Vergleich zu den Ausgaben der öffentichen Hand für Kunst und Kultur liegt der Anteil privater Mittel momentan bei drei bis fünf Prozent. Das scheint wenig, ist aber – zumal in Zeiten knapper werdender Mittel – ein zunehmend wichtiger und kaum noch zu unterschätzender Bestandteil der Kulturarbeit.
Weitere Informationen unter:
http://www.maecenata.de
http://www.miz.org
http://www.stiftungen.org
http://www.stiftungsindex.de