Aeolus – verbirgt sich dahinter ein Werbeslogan für fantasievolle Kulturreisen in Kleinasiens Touristikzone, Mogelpackung für das einstige Land der Aeolier, die heutige Türkei, die um europäische EU-Eingemeindung bangt? Nein, Aeolus, der Hort der Winde, bläst wirklich frischen Wind, aber nicht als „lispelnd Lied“ (Goethe) oder als „geheimnisvolles Saitenspiel“ (Mörike) durch die auch Wind-, Geist- und Wetterharfe genannte Aeolusharfe, sonder energisch tönend in das Blasinstrumentarium der Neuzeit.
Und sie beschränken sich nicht aeolisch auf eine der mittelalterlichen Kirchentonarten, sondern beherrschen die Zwölftonskala durch viele Oktaven. Aeolus, der Gott der Winde, verpflichtete jeden seiner sechs Söhne und sechs Töchter zu einem speziellen Blaswerkzeug, zu Instrumenten aus Holz und Blech, die gemeinsam in den Wettstreit treten. Dabei bleiben drei Aeolus-Kinder mit Blockflöte, Orgel und Akkordeon außen vor. Der neue Aeolus-Wettbewerb widmet sich der Bläsergruppe im Sinfonieorchester unserer Zeit: Drei Jahre hindurch sind jeweils drei Instrumente dran, auf denen sich künftig die besten Jungbläser der Hochschulen präsentieren können, die sich um Lorbeer, Auftritte und Stipendien für den Karrierestart bewerben.
Düsseldorfs Robert-Schumann-Hochschule ist der gastgebende Ort für dieses neue Wettbewerbspaket, das sich mit dem Bläserschwerpunkt ambitioniert in die vorrangig Klavier und Geige gewidmeten Musikwettbewerbe anderer deutscher Musikhochschulen wie Hannover, Köln, Weimar einreihen möchte. Dahinter steht ein Mäzen alten Schlages, dem es darum geht, den mitunter vernachlässigten Bläsern mehr Chancen einzuräumen, mehr Wahrnehmung im öffentlichen Musikleben; und sie zu mehr Eigeninitiative im Musikleben von heute, auch außerhalb des Orchestergrabens, zu ermuntern. Denn die heute für jedes der Blasinstrumente verfügbare Spielliteratur aus fast allen Musikepochen – Entdecktes und neu Geschaffenes – ist mittlerweile reichlichst vorhanden, reich für mehr als ein langes Musiker-Leben. Und die Besten der Besten, die sich mit überdurchschnittlichen Leistungen positionieren, verdienen eine attraktivere Förderung, sprich eine Plattform für kreative künstlerische Entfaltung. Für sie ist deshalb der Preiskorb wohlgefüllt, hochdotiert.
Dorthin eingeladen waren in diesem ersten Jahr 56 Bläser von Fagott, Klarinette und Saxophon, gut ein Drittel der ursprünglich 143 Bewerber aus 27 Ländern.
Nach Absolvierung eines anspruchsvollen Pflichtrepertoires in drei Runden nominierte die internationale Expertenjury unter dem Dirigenten Michael Sanderling ihre drei Finalisten, die sich in der Düsseldorfer Tonhalle als Solisten mit den Düsseldorfer Symphonikern unter Martin Fratz präsentieren konnten: Am überzeugendsten, mit Henri Tomasis Concerto, der aus Armenien stammende Saxophonist Koryun Asatryan, im Studium an der Kölner Hochschule, hierzulande schon bestens bekannt durch seine verschiedenen Preise zwischen „Jugend musiziert“ und Eurovision Young Musician. Er verdiente sich mit dem ersten Preis und dem Sonderlob für die Interpretation von Christian Laubas „Jungle“ als sein modern piece 14.000 Euro. Zweimal war auf dem Fagott Hummels Grand Concerto F-Dur zu hören und beide Male wurden mit dem 2. Preis (7.000 Euro) gewürdigt (statt einem dritten Preis): die Deutsche Ulrike Jacobs, von der Trossinger Musikhochschule kommend, und der Südtiroler Philipp Tutzer, in Bozen, Wien und Hannover ausgebildet und in allen erdenklichen jungen Orchestern wohltrainiert, der sich auch das Publikumsvotum (mit zusätzlich 2.000 Euro) verdiente.