Zum gefühlt 100. Mal hat Sony ein Album wiederveröffentlicht, das tatsächlich ein Meilenstein der Popgeschichte ist: Michael Jacksons „Off The Wall“. Eigentlich nicht der Rede Wert, wäre da nicht die Zugabe: die Bonus-DVD „Michael Jackson’s Journey from Motown to Off The Wall“ von Spike Lee.
Wir erinnern uns, spätestens seit „Do The Right Thing“ gehört Spike Lee zu den wichtigsten afro-amerikanischen Regisseuren der Filmgeschichte. Und zuletzt hatte er bereits das Making-of „Bad 25“ produziert. „Bad“ war der Abschluss gewesen von Michael Jacksons Albentrilogie mit Produzent Quincy Jones. „Thriller“ war das Mittelstück.
Begonnen hatte alles 1979 mit „Off The Wall“, das weitaus weniger erfolgreich als die legendäre Platte, aber das Blueprint dafür war. In einer Zeit, als man in Amerika Disco-Platten öffentlich verbrannte, erfanden Quincy Jones und Michael Jackson unglaublich elegant das Genre neu. Wenn man das Album jetzt nach 37 Jahren wieder hört, bekommt man eine Ahnung, was der Mainstreammusik danach verloren gegangen ist, trotz viel besserer Techniktools. „Off The Wall“ war Jackos gro-ßer Befreiungsschlag von Motown, wo er mit den Jackson 5 zum Boy-Group-Idol geworden war.
Das berühmte unglaublich hohe „Uuuuuuh“ im genialen Opener „Don’t Stop ’Til You Get Enough“ sei sein „Free At Last“ gewesen, merkt dazu gar nicht unpassend „Roots“-Kopf „Questlove“ an. Endlich konnte er Kind sein und nicht eine Motown-Puppe. Und aus der Dokumentation erfährt man, dass Sony Quincy Jones als Produzent anfangs abgelehnt hatte, weil er ihnen zu „jazzig“ erschien. Aber Michael Jackson, der „Q“, wie ihn alle nannten, bei der Produktion der schwarzen „Wizard of Oz“-Version kennen und schätzen gelernt hatte, bestand auf den kongenialen Mr. Jones. Der Rest ist Popgeschichte.