Die Grenzen ethnischer Folklore-Musik zur traditionellen Kunstmusik sind in einigen Kulturen fließend. In Indonesien erarbeiten Handwerker und Bauern unter professioneller Anleitung komplizierte traditionelle Kompositionen. An vielen herrschaftlichen Höfen von der Türkei bis Japan gab es Palast-Orchester, die Lieder und überlieferte Themen in höfisch akzeptabler Form darboten. Fast jede Musikkultur hatte und hat Musiker und Komponisten, die die oft rauen, heftigen, komischen oder leidenschaftlichen traditionellen populären Lieder künstlerisch verfeinerten und glätteten. Bekommt diese Musik eindeutig konzertanten Charakter – die Berufs-Künstler sitzen auf einer Bühne, das Publikum ist passiv, Mitsingen und Tanzen sind verpönt oder unmöglich – kann man zwar von ethnischer, aber kaum noch von folkloristischer Musik reden.
Ethnische Musik ist traditionelle Musik bestimmter Volksgruppen in meist eng umrissenen geografischen Grenzen. Sie wird oft auf jeweils speziellen Instrumenten ausgeübt, bisweilen auch mit besonderen Spieltechniken auf herkömmlichen Instrumenten (z.B. Pandeiro in der Samba, das Riq in Ägypten). So ist sie – abgesehen von den Eigenheiten der Singstimme: Sprache beziehungsweise Dialekt, spezielle Vokaltechniken – oft durch einen spezifischen „Sound“ im Zusammenspiel der Instrumente gekennzeichnet, aber ebenso durch die Bevorzugung bestimmter Metren und die Art der Melodieführung. Die Grenzen ethnischer Folklore-Musik zur traditionellen Kunstmusik sind in einigen Kulturen fließend. In Indonesien erarbeiten Handwerker und Bauern unter professioneller Anleitung komplizierte traditionelle Kompositionen. An vielen herrschaftlichen Höfen von der Türkei bis Japan gab es Palast-Orchester, die Lieder und überlieferte Themen in höfisch akzeptabler Form darboten. Fast jede Musikkultur hatte und hat Musiker und Komponisten, die die oft rauen, heftigen, komischen oder leidenschaftlichen traditionellen populären Lieder künstlerisch verfeinerten und glätteten. Bekommt diese Musik eindeutig konzertanten Charakter – die Berufs-Künstler sitzen auf einer Bühne, das Publikum ist passiv, Mitsingen und Tanzen sind verpönt oder unmöglich – kann man zwar von ethnischer, aber kaum noch von folkloristischer Musik reden.Die Rolle der Percussionsinstrumente ist in unterschiedlichen ethnischen Musikstilen unterschiedlich wichtig. Allgemein kann gesagt werden: Sehr häufig ist traditionelle Volksmusik rhythmisch geprägt. Etliche Ensembles verschiedenster Kulturkreise bestehen nur aus Percussionsinstrumenten und Gesang. In vielen anderen sind die Trommeln die wichtigsten Begleit-Instrumente. Ein Trommler oder eine Trommelgruppe spielen ein durchgehendes rhythmisches Grundmuster, wobei oft bestimmte Instrumente variieren oder improvisieren dürfen. Lateinamerikanische und afrikanische Musik basiert oft auf bestimmten festgelegten rhythmischen Patterns (Clave, One-Bar-Clave, 12/8-Guideline u.a.) die ein ganzes Musikstück durchziehen und das Ensemble trotz extrem komplexer Rhythmusstrukturen wie ein Dirigent zusammenhalten.Die rhythmische Kraft der Musik regt zum Tanzen an; so gibt es für fast alle Lieder und Rhythmen bestimmte Tanzformen: Gemeinsames Trommeln, Tanzen, Singen sind Ausdruck des engen Miteinanders der Beteiligten und stellen eine Bestätigung und Belebung des sozialen Gefüges dar. Die Musik dient der Weitergabe aktueller Neuigkeiten, der Pflege der Tradition, der Unterstützung von Heilungsprozessen, der spirituellen und religiösen Vertiefung und der Unterhaltung. So begleitet und strukturiert Musik den Tagesablauf, und sie hebt die wichtigen Stationen eines individuellen und gemeinschaftlichen Lebens in den Feiern und Zeremonien hervor.
Die generell wichtige Bedeutung des Rhythmus in der ethnischen Musik vieler Kulturen spiegelt sich wider in der Vielfalt der Percussionsinstrumente und dem Erfindungsreichtum ihrer Spieler, ihrer unglaublichen Fülle von Rhythmen und Spielweisen. Auch heute noch gibt es zum Glück viele Musiker, die die alten Rhythmen, Lieder und Tänze ihrer Kultur bewahren oder, aufbauend auf den Traditionen, neugierig und mutig genug sind, fremde Einflüsse und spontane Ideen in ihre Überlieferungen einfließen zu lassen und so „neue traditionelle“ Stile kreieren.
Immer mehr vermischen sich inzwischen Jazz, Rock- und Popmusik mit traditionellen Vorbildern und ergeben neue faszinierende Mixturen. Ethnische Musik gilt heute als ein Jungbrunnen, aus dem moderne populäre Musik wieder neues Leben saugen kann. Andererseits schwindet – durch die zunehmende Vorherrschaft der englischsprachigen Pop- und Rockmusik – bei der Jugend überall auf der Welt das Bewusstsein für ihre eigenen ethnisch-musikalischen Wurzeln. Wenn wir heute Musik fremder Kulturen erlernen, halten wir oft Melodien und Rhythmen am Leben, die in ihrer Heimat schon ausgestorben und nur noch auf alten Aufnahmen zu hören sind.
Percussionist und Drummer
In jeder Art populärer und tanzbarer Musik, und das ist ethnische Musik größtenteils, sind die Aufgaben des Trommlers ähnliche: Er muss das Tempo wissen und halten können, bei Bedarf aber auch Accelerandi und Ritardandi anführen; er muss sicher in dem jeweils typischen Rhythmus beziehungsweise der Taktart oder dem rhythmischen Zyklus sein, um seinen Mitmusikern im Notfall eine zuverlässige Stütze zu sein; er setzt durch sein Spiel bestimmte Teile voneinander ab, leitet zu Übergängen hin, ruft die Solisten (Tänzer, Instrumentalisten) zu ihren Soli; er hat eine herausragende Rolle bei der Gestaltung der Dynamik. In vielen Fällen übernimmt er selbst die leitende Rolle und gestaltet innerhalb eines stilistisch vorgegebenen Rahmens seine Improvisationen.
Der Klang des Percussionsinstruments oder des Percussionsensembles ist ein deutlicher Hinweis auf die regionale beziehungsweise stilistische Zuordnung einer Musik, oft ist der Percussions-Sound geradezu das Markenzeichen bestimmter ethnischer Musikgattungen. Conga, Bongo, Timbales, Clave klingen nach Cuba/Karibik, Darbuka und Davul weisen auf arabische Musik und ihren Einfluss (z. B. Balkan) hin; die Tabla ist (neben der Sitar) der indische Sound schlechthin, Djembe, Balafon, Kalimba lassen sofort an afrikanische Tänze und Lieder denken, Pandeiro, Cuica oder Surdo an den Karneval in Rio. Der Percussionist ist durch die Beherrschung eines bestimmten Instrumentariums und die Kenntnis traditioneller Rhythmen ein wesentliches stilbildendes Mitglied eines Ensembles ethnischer Musik.
Der Klang eines modernen Drumsets ist meist festgelegt auf Jazz- und Rock-verwandte Musikrichtungen. Es kommt in keiner ursprünglich traditionellen Musik vor, obwohl es heute überall auf der Welt auch in der ethnischen Musik auf dem Vormarsch ist. Andererseits bietet das Drumset durch die Vielzahl seiner Instrumente und deren unterschiedlichen Klangcharakteristiken die Möglichkeit, ethnische Instrumente und ihre Rhythmen zu kopieren oder so abzuwandeln, dass sogar mehrere Rhythmusebenen gleichzeitig von einem Drummer gespielt werden können.
Ein erfahrener Drummer spielt in einer Rumba Guaguanco mit der rechten Hand eine Glockenstimme oder den Cascara, mit der linken imitiert er die Congastimme auf den Tomtoms, der linke Fuß spielt auf der Hihat die Clave, der rechte Fuß auf der Bassdrum den Bass-Tumbao.
Ähnliches praktizieren moderne afrikanische oder brasilianische Drummer mit den Rhythmen ihrer Traditionen. Wichtig für diese Adaptionen auf das Drumset ist das Studium der Originalrhythmen, möglichst an den Original-Instrumenten. Lebendiger klingt aber allemal das Zusammenspiel mehrerer Individuen an mehreren Percussionsinstrumenten, wie es in ethnischer Musik meist gebräuchlich ist (s.o. soziales Miteinander, Gemeinschaftserlebnis).
Soll ethnische Musik authentisch klingen, müssen auch die dementsprechenden Instrumente – oder sehr ähnlich klingende – benutzt werden. In diesem Fall muss sich auch der Percussionist bemühen, die zur jeweiligen Stilistik passenden Instrumente in der jeweiligen Spieltechnik zu beherrschen und die traditionellen Patterns zu kennen. Sinnvoll ist ebenso die Kenntnis der dazugehörigen Gesänge und Tanzschritte. Ist die Haltung des Ensembles oder des Percussionisten zu den jeweiligen musikalischen Vorbildern etwas offener, hat er die Möglichkeit, aus den vorgegebenen rhythmischen Mustern eigene zu entwickeln. Je versierter er in stilistischer, technischer und musikalischer Hinsicht ist, desto interessanter und eigenständiger kann seine Begleitung klingen. Die Schwierigkeit mag dann darin bestehen, die traditionellen Pfade nicht zu weit zu verlassen.
Um eine grundlegende Ausbildung in Stick- und/oder Handtrommeltechnik, in polyrhythmischen Spielweisen (Unabhängigkeit) und improvisatorischer Beherrschung verschiedener Taktlängen zu gewährleisten, ist die Beherrschung mindestens einer ethnischen Trommel (Conga, Djembe, Tabla, Buk etc.) empfehlenswert. Diese Trommeln haben eine große Variationsbreite an Klängen und sind oft geeignet für unterschiedliche Spieltechniken. Mit ihnen erlernt man die Grundprinzipien rhythmischer Gestaltung, kann ein Ensemble oder Solisten begleiten und eigene kreative und solistische Fähigkeiten entwickeln.
Ethnische Rhythmen und Instrumental-Techniken können nur sehr begrenzt aus Lehrbüchern erlernt werden. Nötig sind qualifizierte Lehrer, die aus der jeweiligen Region stammen oder bei dortigen Musikern intensiv studiert haben. Sinnvoll ist es, die jeweilige Musik immer wieder auf Tonträgern oder Videos zu hören und zu sehen, am besten jedoch live im Original auf Konzerten.
„Unterricht“ wie wir ihn kennen ist in den meisten Musikkulturen unbekannt und wird traditionell hauptsächlich in Asien praktiziert. Das Lernen geschieht in der Regel durch Nachahmung. Schon die kleinen Kinder sind oft bei Festen, Proben oder Zeremonien anwesend und erleben so die traditionelle Musik, lange bevor sie selbst beginnen zu spielen. In den seltensten Fällen wird Musik notiert; die Schüler lernen alles auswendig. Eine Lern- und Erinnerungshilfe sind Silben, die den Klang der Trommel nachahmen. Am ausgeprägtesten findet man dies in den Trommelsprachen Indiens.
Durch die rein mündliche Überlieferung ist das Repertoire einer Ethnie im Vergleich zur abendländischen Musik relativ begrenzt. Die Gedächtnisleistung älterer Musiker und Trommelmeister ist dennoch bewundernswert. Allerdings können so selten gespielte Rhythmen mit der Zeit in Vergessenheit geraten.