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Eine Pflichtveranstaltung für Musikpädagogen

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Die Musikmesse als Informations-Forum und Marktplatz
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Es lohnt sich für den Musikpädagogen allemal, die Musikmesse zu besuchen – eigentlich eine Pflichtveranstaltung – gerade in Zeiten, da Musikgeschäfte ganz verschwinden oder ihre Auswahl an vorrätigem Unterrichtsmaterial drastisch reduzieren, oder gar in manchen Gegenden Unterrichtsmaterial nur noch per Internet oder per Fernbestellung über den Großhandel bezogen werden kann. Jeder Musikpädagoge kann hier für sich und sein Arbeitsfeld Neues aufnehmen, begutachten und dieses dann – selber auf den neuesten Stand gebracht – zu Hause seinen Schülern zugute kommen lassen. Hier kann der Pädagoge, zwar nicht ungestört, aber doch durch das auch dieses Jahr verbesserte Konzept – Holz- und Blechblasinstrumente sind nun zum Beispiel von den Schlaginstrumenten getrennt untergebracht und auch andere Instrumentengattungen wurden anders aufgeteilt – ausgedehnt die Neuheiten im Angebot ansehen und vielleicht ausprobieren. Doch ein wenig mehr Ruhe wünschte sich der Besucher in der Verlagshalle schon noch und das besonders auch bei den Podiumsdiskussionen.

Das Angebot war 2003 einmal mehr riesig, wenngleich neue Veröffentlichungen insgesamt– wie schon im letzten Jahr – weniger zu beobachten waren: Verlage, Instrumentenhersteller, Zubehör, Musiksoftware, Computerhardware, Preisverleihungen, Diskussionsforum, Veranstaltungen auf Verlagsständen, Workshops, Konzerte und eine Fülle von verschiedenen Aktionen sowie Prolight + Sound und der Kongress CAVIS. Bei dieser Fülle fiel es schwer, Prioritäten zu setzen, besonders auch, weil eine gezielte Vorbereitung, etwa via Internet, sich mangels Information – überhaupt oder detailliert genug – seitens der Messeveranstalter und der Aussteller schwierig gestaltete.

Vielfach erfuhr der Besucher dann erst vor Ort, welche Veranstaltungen an verschiedenen Messeständen stattfanden oder wer die Teilnehmer bei Podiumsdiskussionen waren, also schlimmstenfalls, was der Interessierte mangels Information oder informativer Wegweiser gerade verpasst hatte oder verpassen würde, weil er den „falschen“ Tag für den Besuch gewählt hatte.

Ein Tag auf der Messe will aber genutzt sein, denn nicht jeder Pädagoge kann es sich leisten, mehrere Tage hier zu verbringen. Verlage und Instrumentenhersteller waren jedoch gut vorbereitet, den interessierten Besucher durch die Fülle ihres Angebots zu führen. Er selbst konnte dadurch sowohl das Neueste als auch schon Älteres, das zwar wertvoll, aber schon vergessen oder nicht genügend bekannt war, erkunden. Was ließ sich denn dieses Jahr entdecken?

Tendenzen bei den Verlagen

Aus der Menge und Vielfalt der Neuerscheinungen können hier nur einige herausgegriffen werden, die jedoch gleichzeitig auch Schwerpunkte bestimmter Themen im Kanon der Veröffentlichungen aufzeigen.

Musik für die Kleinsten und Information für die Eltern waren „je früher desto trendy“ angesagt und deshalb in Hülle und Fülle sowie in äußerst unterschiedlicher Qualität auf den Markt gekommen. Da es sehr wohl bekannt ist, dass gerade für die Kleinsten hohe Qualität des Unterrichtsmaterials zusammen mit der bestmöglichen Ausbildung des Lehrers ein Muss ist, konnte der Eindruck entstehen, dass mancher Verlag hier nicht pädagogisch wertvoll investiert, sondern auf der Welle mitschwimmend abkassiert. Aber schließlich entscheidet der Musikpädagoge, dem sich durchaus bei der Fülle ein vollständiger Über- und Einblick in die Materialien bot. Mit Spannung darf der Interessierte hier „Kinder und Eltern erleben Musik“ von Maria Seeliger (ConBrio) als grundlegendes Buch erwarten. Als Beratung für Eltern und Erzieher versteht sich „Musik lieben lernen“ von Hermann Regner (Schott Verlag). Aus der Reihe von Bilderbüchern mit Musik oder Liederbüchern mit Bilderge-schichten, die auch in sehr unterschiedlicher Qualität und Vielfalt vertreten waren, sind die mit dem Deutschen Musik-Editionspreis 2003 ausgezeichneten Bücher „Der Mond“ von Carl Orff und Annegret Fuchshuber (Schott Verlag) und „Rolfs Vogelhochzeit“ von Rolf Zuckowski und Julia Ginsbach (Sikorski Verlag) beispielhaft zu nennen. „Ein Besuch im Instrumentenmuseum“ von Andrea Hoyer, sowie „Mit Papageno auf Du und Du“ von Arnold Werner-Jensen (beide Schott Verlag) als Opernführer für junge Leute, stehen dann eher schon für den Bereich der spielerisch verpackten Lernbücher für Kinder und Jugendliche.

Auf dem Sektor Instrumentalmusik gab es bei Bläsern und Streichern neue Schulwerke, weniger beim Klavier. Darüber hinaus überwogen die Hefte mit Spielstücken unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade für unterschiedliche Zielgruppen. Hierbei handelt es sich teils um Zusammenstellungen der Werke eines Komponisten, teils um gemischte Alben. Erfreulich ist festzustellen, dass Komponisten moderner Musik speziell für Kinder schreiben, so zum Beispiel im Bereich Klavier Heinz Holliger „Kinderleicht“ (Schott Verlag) und die Geschichten von Lajos Papp „Räuber Hotzenplotz“ (Ricordi) und „Lustige Trompeter“ (Editio Musica Budapest).

Zum Thema Kammermusik für den Unterricht fand der Musikpädagoge von den Verlagen, die solche Reihen schon anbieten, Neuerscheinungen besonders mit leichterem Schwierigkeitsgrad in unterschiedlichen Instrumentenkombinationen.
Auch der Bereich der Popularmusik wurde sehr breit und in unterschiedlichster Qualität angeboten. Ausführungen für unterschiedliche Instrumente gab es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden meist mit begleitender Musik-CD.

Das Angebot von Spielliteratur für multikulturellen Musikunterricht ist gestiegen. Im Überblick wird dieses Thema in dem Buch „Interkultureller Musikunterricht“ von Matthias Kruse (Bosse Verlag) behandelt.

Im Bereich der Vokalpädagogik bietet das gleichnamige Buch von Rainer Pachner (Bosse Verlag) mit historischer, physiologischer, pathologischer und praktischer Betrachtung einen guten Einstieg.

Unter den vielen vorhandenen Nachschlagewerken und Fachbüchern für den Pädagogen ist auf die neue MGG (Bärenreiter Verlag), auf den neu erschienenen Musikalmanach 2003/2004 (Bosse Verlag) und auf „Der Musiker im Steuerrecht“ von Sören Bischof (Verlag Voggenreiter) als Nachschlagewerke hinzuweisen. Unter den für den Musikpädagogen sicher lesenswerten Fachbüchern sind als Neuerscheinungen „Spielräume Musikvermittlung“ von Barbara Stiller, Constanze Wimmer und Ernst Klaus Schneider (ConBrio), „Forschendes Üben“ von Jürgen Uhde und Renate Wieland (Bärenreiter) und „Musikstudium und Gesundheit“ von Horst Hildebrandt (Peter Lang Verlag) zu nennen.

Der Bereich der unterstützenden Software für Musikpädagogen hat sich sowohl im Messeangebot als auch allgemein sehr stark vergrößert. In aller Kürze ist auf „Sibelius“ hinzuweisen: die gegenüber Version 1 funktional stark erweiterte und verbesserte Version 2 wurde hier vorgestellt. Sibelius ist mit dieser Verbesserung nun nicht mehr nur als Notenschreibprogramm, sondern als auch für den Pädagogen sehr interessantes Werkzeug zu verstehen. Gleichzeitig soll jedoch auch die neue Gitarren und Songwriter- Software „G7“ die Messebesucher überzeugen.

Instrumentenhersteller

Die Klavierindustrie vergab den diesjährigen Preis „Klavierspieler des Jahres“ an Paul Kuhn für seine Kreativität, mit der er Millionen von Menschen für die Musik und speziell für das Klavierspiel begeistert habe. Für alle Instrumentalisten gab es vielfältige Möglichkeiten, auf der Messe Neuerungen ihres Instruments kennen zu lernen und auszuprobieren. Gerade die zum Teil gravierenden Qualitätsunterschiede ließen sich im direkten Vergleich gut erfahren. Der diesjährige Instrumentenpreis ging an Trompete und Westerngitarre. Bei den Klavierfirmen feierte Bechstein sein 150-jähriges Jubiläum und brachte zu diesem Anlass ein Buch zur Historie des Hauses heraus. Auch ohne Jubiläum hat Bösendorfer ein solches wertvolles und durch Kommentare großer Pianisten sehr betrachtens- und lesenswertes Buch über die Firmengeschichte neu vorgestellt. Seiler setzt weiter auf die Verbindung Sport und Musik und stellte seinen Wettbewerb für junge Pianisten unter diesem Aspekt heraus, während Mollenhauer sein Blockflötenmuseum in Fulda in den Vordergrund rückte.

Musikmesseforum

Auf der Themenbühne konnte der Messebesucher Podiumsdiskussionen, Verlagspräsentationen und für die Musikpädagogik engagierte Reden, wie die von Michel Friedman bei der Preisverleihungen des Deutschen Editionspreises Musik verfolgen.
War es letztes Jahr die „Musik Library“, so musste der Besucher sich dieses Jahr an den neuen Namen „Musikmesseforum“ gewöhnen, um in gewohnter ConBrio-Qualität Podiumsdiskussionen zu zahlreichen interessanten Themen mit hochkarätigen Diskussionspartnern live zu erleben. Für die Diskussionen war für jeden Tag ein bestimmtes Thema (die nmz berichtet in diesem Dossier ausführlich an anderer Stelle dazu) festgelegt worden, so standen etwa am Donnerstag „Perspektiven musikalischer Bildung“ zur Diskussion. Es wurde dabei natürlich das einschlägige Thema „Mit Geigen gegen PISA – aktives Musizieren als Instrument einer Bildungsreform“ diskutiert, jedoch wurden neben der immer wieder dargestellten, bekannten Problematik Konzepte eher spärlich vorgetragen, wobei Christian Höppner immer wieder deutlich auf gute Konzepte und eine nötige Vernetzung hinwies. Die von Theo Geissler moderierte Livesendung „Taktlos“ im Bayrischen Rundfunk befasste sich diesmal mit dem Thema „Musikmarketing“. Das Musikmesseforum bot darüber hinaus zahlreiche Präsentationen von Verlagen, zumeist Vorführungen zu neuen, aber auch zu alten Unterrichtsmaterialien. Hier nur zwei Beispiele: Zum einen wurde das pädagogische Konzept, das hinter der Reihe „Vocal Percussion“ (Universal Edition) steht, vorgestellt, zum anderen stellte Prof. Gerhard Mantel sein neues Buch „Mut zum Lampenfieber“ (Schott Verlag) vor.

Fortbildung auf der Messe

Sollte Fortbildung auf der Musikmesse angesiedelt werden, oder ist diese nicht schon umfangreich genug und auch Fortbildung an sich, so dass hier nicht noch Fortbildung angesiedelt werden sollte, fragt sich der aufmerksame Besucher, denn Hinweise zu Aus- und Fortbildung gab es ja schon immer. Yamaha hatte es versucht und hierzu „praxisorientierte Workshops zu vielfältigen Aspekten und Aufgabenstellungen...“ rund um die Uhr angeboten. Im Vorfeld wurden in großem Stil Einladungen an die „Leitungen allgemeinbildender Schulen, kommunaler und freier Musikschulen, kommunaler und freier Kindertagesstätten sowie Freizeit- und Bildungseinrichtungen“ verschickt, um möglichst viele Leute in das Yamaha-Haus zu ziehen. So nahmen dann auch Neugierige und Interessierte, Musikpädagogen und Fachfremde das Workshopangebot wahr. In drei nebeneinander liegenden Räumen konnten die Teilnehmer immer simultan Bläser, Keyboard und Früherziehung verfolgen, da der Schallschutz fehlte. Bedauerlicherweise litt die Konzentration stark darunter. Ob die Ausführung der Workshops und die pädagogische Qualität der Materialien und der Kursleiter das waren, „was sich viele Musikerzieher/-innen schon lange gewünscht haben“, konnte jeder Musikpädagoge mit qualifizierter Ausbildung, wenn er denn hingegangen ist, selbst erfahren und sich sein Urteil bilden. Auch bleibt fraglich, ob die angesprochenen „Musikpädagogen, Musikerzieher, Sozialpädagogen und alle, die in der allgemeinbildenden Schulen Musik unterrichten“ hier tatsächlich den „Königsweg Musik“ – was auch immer man darunter versteht –, entdecken konnten. Eher konnte der Besucher ein Trimmdich-Programm nach flotten, lauten Rhythmen erkennen und durfte in den Fragerunden, wenn es sie denn gab, feststellen, dass das Wissen der Workshopleiter genau mit dem vorgeschriebenen Material übereinstimmte. Hochglanzwerbematerialien gab es dann in Hülle und Fülle. Mit Feedbackbögen, Bestellbögen, Adressangaben und Foto der Anwesenden konnte sich Yamaha dann ein genaues Bild der Teilnehmer machen.

Music4kids

Schon der Anspruch im Titel der Veranstaltung forderte geradezu das Hinterfragen durch den Betrachter heraus. Hieß hier „mitmachen“ mit anderen zusammen etwas machen und sollte sich das durch Zufall ergeben oder gab es pädagogische Konzepte der unmerklichen Anleitung zum Erforschen und gemeinsamen Tun oder hieß es einfach: dabei sein – egal wie? Zum dritten Mal nun ließ es sich die Messe viel Geld kosten, um etwas für den Nachwuchs zu tun.

Irgendwelche – durch konstruktive Kritik und gesunden Menschenverstand oder durch Erkenntnisse wissenschaftlicher pädagogischer und musikmedizinischer Forschung erforderlichen – Verbesserungen waren und sind im Verlauf dieser Zeit hier jedoch nicht zu verspüren.

Grundsätzlich ist zwar die Initiative der Messe zu begrüßen, Kinder zum aktiven Musizieren anzuregen, dabei neue Wege zu beschreiten und zu unterstützen, um so den Weg aus der „Langeweile der Spaßgesellschaft“ ins aktive Musizieren, ins Abenteuer Musik zu fördern. So heißen zwei der Slogans: „…Die Messe Frankfurt macht sich stark für aktives Musizieren“ und „Music sounds better with you“. Im Pressetext heißt es weiter, dass „die Musikindustrie auf Maßnahmen der Markterweiterung mit Programmen und Aktivitäten, die das Musizieren und die Musikerziehung in Schule und Freizeit fördern, setzt.“ Schön wäre es, wenn man gezielt pädagogisch wertvolle Wege, die auch das langfristige Interesse der Kinder an Musik, am aktiven Musizieren fördern, angehen würde. Hier steht ein großes Potential, auf der einen Seite die Messe Frankfurt und die Musikindustrie und zum anderen die Hochschulen und erfahrenen praktizierenden Musikpädagogen mit fundierten pädagogischen Konzepten. Ein Meisterwerk der Vernetzung könnte dabei gelingen, Kinder aktiv an das Musizieren um seiner selbst und nicht der (Neben-)Effekte willen heranzuführen, wenn, ja wenn das unter anderem von verantwortungsbewussten Musikpädagogen bereits gelebte und für die musizierenden Schüler angestrebte Ziel hoher Sozialkompetenz und Teamfähigkeit durch/mit Musik bereits in der Planung und pädagogischen Umsetzung eines Events wie diesem vorgelebt würde. Das wäre in sich schon fast eine Neuheit. Sie widerspräche nicht einmal marktwirtschaftlichen Aspekten – im Gegenteil, diese würden sich dann sogar langfristig von selbst einstellen. Zu ideal gedacht? Nein! Ziele können nicht hoch genug gesteckt werden, um dann den Weg gemeinsam zum Erfolg zu vollenden.

Konkret zum Event-Projekt Music4kids: Fantasievoll war der Grundgedanke der Instrumentengruppen und des ganzen Orchesters. Höchst wirkungsvoll gelang der Bau der Instrumente und das individuelle und gemeinschaftliche auch körperliche Erfahren, wie Töne zustande kommen, wie verschieden die Klänge sind, dass sie von der Kraft, aber auch vom Material abhängen und... und... und dass man damit wirklich ein gelungenes gemeinschaftliches Abschlusskonzert gestalten kann. Hier kann man Michael Bradtke gratulieren. Unter dem Motto „Zusammen spielen – Orchester gründen“ gestaltete er auch die Führungen für Kindergärten und Schulen, aber auch für Kindergruppen an Wochenenden und zeigte sich hier zwar pädagogisch nicht ungeschickt, aber auch nicht gerade professionell. Auch Michael Schanze, den Klavierspieler des Jahres 2001, führte er mit eigens dafür ausgesuchten Kindern (warum? – sie hatten keine Funktion) und vielen dazugekommenen recht unvorbereitet durch die Ausstellung. Michael Schanze rettete die Situation, indem er mit den Kindern Späße machte und sie zum Erkunden der Instrumente anregte. Es wird wie in den Jahren zuvor klar, dass hier zu guten Ideen als Hilfe für eine erfolgreiche Umsetzung ein neues detailliertes und durchdachtes pädagogisches Konzept hinzukommen muss. Dieses musste dann wiederum von engagierten und qualifizierten Musikpädagogen umgesetzt werden.
Und gerade hier verschließt die Messe vor Begeisterung für das eine, dem sie ein Ohr leiht, ja eigentlich das andere Ohr und dies jetzt bereits im dritten Jahr. Als pädagogische Alibifunktion hat die Messe Frankfurt die Frankfurter Musikschule hinzugenommen und diese hat sich auch dazu gebrauchen lassen. Ein pädagogisches Konzept für die Schallkabinen, die in der Kompetenz der Musikschule lagen und von denen es in der Ankündigung hieß: „Und für alle, die schon immer ein Instrument spielen wollten, lohnt sich ein Besuch der Schallkabinen. Dort werden von ausgebildeten Musiklehrern und Musiklehrerinnen die wichtigsten Grundkenntnisse im Umgang mit dem Lieblingsinstrument vermittelt.“

Eine Umsetzung dieses Anspruchs war nicht zu erkennen. Im Gegenteil, die „ausgebildeten Musiklehrer“ fehlten zum Teil gänzlich oder mussten zur gleichen Zeit zum Beispiel Querflöte, Blockflöte und Posaune in einer Schallkabine mit mehreren Kindern pro Instrument engagiert vermitteln – besser aber ertragen. Der Höhepunkt war, dass die Lehrer und Betreuer gemeinsam Pause machten und die Schallkabine leer stand. Einen Ohrenschallschutz trugen diese Lehrer fast durchgängig nicht, nur der Schlagzeuglehrer und die meisten Betreuer hatten in diesem Jahr einen solchen Schutz. Bereits eine erste Untersuchung dieser Situation unter musikmedizinischen Gesichtspunkten wirft viele Fragen auf. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich hier ein hohes Gefahrenpotential für die Kinder (gerade im Vorschulalter) und auch deren unwissende Eltern zeigt. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Veranstalter hier nicht mit kompetenten Fachleuten zusammenarbeiten. Dabei steckte in einem solchen Projekt eine riesige Chance zur Musik zu finden. Von Grillen weiß man, dass sie, wenn sie zirpen, ihre Ohren verschließen, um sie nicht zu schädigen, Menschen können das jedoch nicht. Die erwachsenen Music4Kids-Betreuer auf der Messe haben sich wie Grillen verhalten, die Kinder aber mit ihren sensiblen Ohren hatten dabei keine Chance.

Einige Fragen an die Verantwortlichen müssen gerade hier erlaubt sein: warum muss es denn unkontrolliert so laut zugehen (bis hin zur möglichen Schädigung des Gehörs) – es gibt Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen, dass auch niedrige Schallpegel sehr spannend und anregend sein können. Müssen denn zwei Schlagzeuge und E-Gitarren mit Verstärker in einer einzigen Schallkabine und auf hohe Lautstärke gedreht gemeinsam aktiviert werden und dies (zeitweise?) ohne jeden Musikpädagogen oder Betreuer? Und warum kann denn die im Piano Salon versammelte Klavierindustrie nicht einmal ein einziges (wenigstens ein gebrauchtes oder transportgeschädigtes) Klavier für die Schallkabinen aufbieten, statt das Feld der Elektronikindustrie total zu überlassen? Schade, eine große Chance wurde auch in diesem Jahr vertan. Gespannt warten wir auf die nächste…

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