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Farben hören und Töne sehen

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„Ostsee-Musikforum” – ein Konzept des DTKV Mecklenburg-Vorpommern
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Das Ziel der Projekte ist Jugendliche nachhaltig an klassische Musik heranzuführen.

Bereits zum sechsten Mal veranstaltete der Tonkünstlerverband Mecklenburg-Vorpommern in enger Kooperation mit dem Usedomer Musikfestival 2011 auf Schloss Stolpe/Insel Usedom vom 26. September bis 04. Oktober 2011 das „Ostsee-Musikforum” mit dem weltberühmten Cellisten Prof. David Geringas als „artist in residence”. Im Eröffnungskonzert präsentierte Geringas, von Keiko Tamura begleitet, zusammen mit dem mitreißenden litauischen Nachwuchs-Klaviertrio FortVio Werke litauischer Komponisten. Litauen war auch Gastland des 18. Usedomer Musikfestivals mit dem Grundgedanken „Farben hören, Töne sehen”. Unterstützt wird das Projekt maßgeblich durch die Orchesterförderung des NDR.
Das Konzept des „Ostsee-Musikforums“ versteht sich als ein eigenständiger Beitrag mit spezifischem Profil im synergetischen Zusammenwirken der verschiedenen Angebote auf professionellem Niveau im Musikland Mecklenburg-Vorpommern (Kammermusikwoche der Festspiele in Hasenwinkel, Schloss Mirow, Sommercampus an der Hochschule für Musik und Theater, Rostock), kombiniert mit der Entwicklung von zukunftsweisenden Konzepten zur Vermittlung klassischer Musik. Dabei ist die Zielrichtung dieses Projekts von Anfang an eine zweifache gewesen: Gemäß der Einsicht, dass jeder Musiker der Zukunft auch ein Musikvermittler sein müssen wird, ging es wie bei den vorangegangenen Ostsee-Musikforen 2005 bis 2010 auch 2011 zum einen darum, junge Musiker der Spitzenklasse nach Mecklenburg-Vorpommern zu ziehen, um gemeinsam mit hochkarätigen internationalen Künstlern schwerpunktmäßig Musik aus den Ostsee-Anrainerstaaten für die Darbietung in verschiedenen Konzertformen (Meisterkonzerte und Schulkonzerte, eventuell gemeinsam mit Musikschulen) vorzubereiten und gemeinsam zu musizieren. Im Jahr 2011 hat David Geringas, unterstützt von Keiko Tamura (Klavier), mit zehn Meisterschülern intensiv in den Räumlichkeiten von Schloss Stolpe gearbeitet (zwei aus Litauen, einer aus der Schweiz, die restlichen von verschiedenen deutschen Musikhochschulen). In einem umjubelten Abschlusskonzert am 05. Oktober 2011 stellten alle Teilnehmer des Meisterkurses die Arbeitsergebnisse vor, darunter die Bach-Variationen II für sechs Celli des litauischen Komponisten Mindaugas Urbaitis.
Musik-Vermittlung
Ein zweiter Schwerpunkt betrifft die konkrete Vermittlung dieser Arbeit an junge Menschen im Raum Usedom/Vorpommern und im angrenzenden Polen. Es geht um das Heranführen insbesondere von Jugendlichen, die wenig oder gar keinen Kontakt zur Musik der Hochkultur haben, an die Musik des Ostsee-Musikforums und des Usedomer Musikfestivals (besonders auch der Familienkonzerte und der Veranstaltungen des „Jungen Usedomer Musikfestivals” sowie des „Tags der Musik“). Nach der unerwartet großen Resonanz auf die Schulkonzerte in den vergangenen Jahren in Usedom, Anklam, Swinoujscie (Swinemünde) und Heringsdorf hat der Tonkünstlerverband auch 2011 in Abstimmung mit Schulen und Musikschulen der Region ein musikpädagogisches Konzept entwickeln, um Jugendliche nachhaltig an klassische Musik heranzuführen: Am 30. September 2011 fanden Schulkonzerte mit Meisterschülern von David Geringas an der Grundschule Usedom und dem Gymnasium Swinoujscie statt, die gleichzeitig Bestandteil des „Jungen Usedomer Musifestivals“ waren.
Als dritter Schwerpunkt ist seit 2009 eine musikalische Rundreise zu verschiedenen Synagogen im Land hinzugekommen, mit Führungen und Vorträgen zur Situation der Juden in der Landesgeschichte und mit thematisch abgestimmten musikalischen Programmen. Am 03. Oktober 2011 wurden mit einem voll besetzten Reisebus auf einer ganztägigen Exkursion Stätten jüdischen Lebens in Mecklenburg-Vorpommern mit fachkundiger Reiseleitung besucht: Bartmannshagen, Niederdorf, die Synagoge Dargun sowie die Schlösser Neetzow und Schmarsow. An diesen Orten wurden von Verena Rein, Sopran, und dem Chordos-Quartett, Vilnius, Werke von Viktor Ullmann, Erwin Schulhoff, Edwin Geist und Arno Nadel aufgeführt, die unter nationalsozialistischer Verfolgung in Litauen, der Tschechoslowakei und Deutschland zu leiden hatten.
Synergie-Effekte
Durch die Verbindung von Vermittlungsbemühungen und Konzerten, durch das kammermusikalische Miteinandermusizieren von Meistern und hervorragenden Nachwuchsmusikern, ergänzt um die musikpädagogische Arbeit in Vorpommern mit Ausstrahlung nach Polen, können vielfältige Synergieeffekte genutzt und geschaffen werden. Ein weiterer Synergieeffekt, der sich bei den vorangegangenen Ostsee-Musikforen bereits als äußerst effektiv herausgestellt hat, ist die bewusste programmatische und teilweise auch veranstaltungsmäßige Verklammerung mit dem Usedomer Musikfestival. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von David Geringas erwies sich auch diesmal die Zusammenarbeit zwischen Usedomer Musikfestival und „Ostsee-Musikforum“ als optimal: Zum einen steht er dem Festival für Konzerte und Gala-Veranstaltungen zur Verfügung, so gleich beim Eröffnungskonzert am 24. September 2011 mit dem Sankt Christopher-Kammerorchester Vilnius im Kaiserbädersaal des Seebads Heringsdorf/Usedom. Daneben war er am 6. Oktober 2011 im Liederabend der gefeierten Opernsängerin Violeta Urmana zu erleben und konzertiert am 2. Oktober 2011 mit dem Klavierduo Ibelhauptas, wo unter anderem der Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns mit Texten, verfasst und gelesen von dem Kabarettisten Herbert Feuerstein, zur Aufführung gelangte. Zudem gestaltete er einen Duo-Abend mit dem Pianisten Ian Fountain und konzipierte einen Abend, an dem er neben dem Cello auch das Baryton spielte, außerdem ein Konzert, das an das kulturelle Miteinander von Juden und Nicht-Juden im Vilnius der Vorkriegszeit erinnerte, mit der Aufführung von Betsafta II („Miteinander“) von Osvaldas Balakauskas, David Geringas gewidmet. Gleichzeitig leitete er das „Ostsee-Musikforum” als „artist in residence” und künstlerischer Mentor für die an der Vermittlung klassischer Musik arbeitenden jungen Musiker und Musikpädagogen. Auch die jungen Solisten des „Ostsee-Musikforum” wurden sowohl vom Festival für einzelne Konzerte engagiert als auch im Rahmen des Musikforums in Schulen und Musikschulen tätig.

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