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Ein Luftfahrttechniker will das Fagott optimieren
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Der hochrote Kopf eines Fagottisten nach einem Solo ist sozusagen berufsbedingt. Hohe, aber auch besonders tiefe Töne auf dem Instrument zu spielen, erfordert viel Kraft. Denn immer- hin muss eine drei Meter lange Luftsäule erzeugt werden. Schweißausbrüche und bestens durchblutete Köpfe im Orchestergraben könnten aber bald der Vergangenheit angehören, denn ein Luftfahrttechniker der Technischen Universität Dresden nahm sich jetzt des Fagotts an und stellte fest, dass die Tücke des Instruments in seiner Strömungsmechanik verborgen ist.

Ein bestimmter Ton verfolgte Roger Grundmann, seit er als Schüler ein Fagott zum ersten Mal hörte: „Immer wenn der tiefste Ton kam, wackelte die Tafel. Die alten Tafeln von damals, die konnten sich nicht wehren gegen solch einen schönen Ton. Natürlich hat sich das bei mir in den neuronalen Netzen eingeprägt und seitdem sind die tiefen Töne das zu erreichende Ziel.“
Nach 45 Jahren erfüllte er sich seinen Traum: Grundmann kaufte sich ein Fagott und begann zu üben – immer auf der Jagd nach dem schönen tiefen Ton. Zu seiner Überraschung spürte der Professor für Luft und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität Dresden, dass es ihn mal mehr, mal weniger Kraft kostete, die tiefen Töne zu blasen, je nachdem welchen S-Bogen er einsetzte. S-Bögen sind – wie der Name es sagt – S-förmig gebogene dünne Metallröhrchen zwischen dem Mundstück und dem eigentlichen Fagottkörper aus Holz. Die Ursache für den Unterschied war schnell gefunden – ein S-Bogen war ein klein wenig verbogen. Nachdem Grundmann ihm die richtige Form gegeben hatte, ließ er sich genauso leicht blasen wie der andere.

Na und dann ging’s los – dann war klar, das konnte nur ein strömungsmechanisches Problem sein.

Grundmann analysierte die Luftströmungen in den S-Bögen und stellte fest: Durch die S-Form entstehen zwei Wirbelpaare hintereinander, die sich entgegengesetzt drehen. Weil die Luft im Wirbel schneller strömt, bedeutet das mehr Reibung an der Außenwand, die überwunden werden muss. Welche Kraft das kostet, sieht man am hochroten Kopf des Fagottisten. Mit Hilfe der numerischen Strömungsmechanik, die Grundmann normalerweise nutzt, um Flugzeugflügel zu modellieren, optimierte er nun den S-Bogen des Fagotts.

„Ich hab diese beiden mit Wendepunkt versehenen Krümmungen so gelassen, habe sie aber nur an die richtigen Stellen geschoben, also diesen einen graden Teil eingeführt, der verzichtet auf einen großen geschwungen Bogen und habe einen kleineren daraus gemacht.“
Das Ergebnis: 30 bis 40 Prozent weniger Reibung. Die Fagottisten sind begeistert. Andreas Börtitz, Solo-Kontrafagottist der Sächsischen Staatskapelle Dresden testete den neuen S-Bogen in seinem Arbeitszimmer.

„Ich habe den Eindruck, dass die Tiefe und auch die Höhe besser anspricht, so dass so manche Tonrepetition besser ausführbar ist. Perfekt ist der Klang damit noch nicht. Das weiß auch Roger Grundmann. Weitere Verbesserungen soll ein Fagottprüfstand bringen.
„Wir werden mit Hilfe eines hochempfindlichen Druckmessgerätes, das auch Töne aufnimmt, versuchen, für die einzelnen S-Bögen, für die einzelnen Töne, die ein Fagott spielen kann, Statistiken anzufertigen, um zu sehen, welche Obertöne den spezifischen Fagottklang abgeben. Und wo es weiter hingehen soll.“

Das Fagott soll nicht das einzige Instrument bleiben, dem Roger Grundmann mit Hilfe der Strömungsmechanik Unarten austreibt. Schon haben Hornisten und Oboisten bei ihm angerufen, die ihre Instrumente ebenfalls perfektioniert haben wollen.

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