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Fördergelder ins Kulturleben gerettet

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„Konzert des Deutschen Musikrates“: Die Geschichte eines Förderprogramms im Spiegel der Zeit
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„Konzert des Deutschen Musikrates“ – dieser Name steht seit 1980 für ein Förderprogramm des Deutschen Musik-rates zugunsten der zeitgenössischen Musik. Seine Gründungsgeschichte ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus einem Scheitern doch noch das Beste gemacht wurde: Der große Wurf einer Deutschen Nationalstiftung für Kunst und Kultur, Bestandteil der Regierungserklärung des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, konnte nicht realisiert werden. Im Bundeshaushalt waren bereits Haushaltsmittel für die geplante Nationalstiftung reserviert. Aber der Widerstand der Bundesländer gegen eine stärkere eigenständige Bundeskulturförderung war nicht zu überwinden; die Nationalstiftung konnte nicht geboren werden.

Und doch: Unter Bundesinnenminister Gerhart Baum wurde mutig entschieden, die bereits in den Bundeshaushalt eingestellten Fördergelder für verschiedene Bereiche des deutschen Kulturlebens zu retten. Aus dem Scheitern der großen politischen Idee erwuchs dem Deutschen Musikrat somit die Chance, eigene Förderpläne für die zeitgenössische Musik zu realisieren. Unter dem Namen „Konzert des Deutschen Musikrates“ wurde 1980 die Einrichtung eines neuen Förderprojekts vom Bund genehmigt. Die Fördergelder sollten dazu dienen, die Präsenz der Neuen Musik im Konzertleben zu verstärken. Ansatzpunkt war zunächst die Zielgruppe der Sinfonieorchester. Durch Zuschüsse zu Wiederaufführungen groß besetzter Werke der zeitgenössischen Musik beabsichtigte man, zur Anreicherung der Programme der alteingesessenen Kulturorchester mit Werken der neueren und neuesten Musik und damit zur Repertoirebildung beizutragen. Verbunden übrigens mit der Förderung von Nachwuchssolisten, die zu engagieren damals als Junktim an die Förderung gekoppelt war.

Im Laufe der Jahre wurden die Schwerpunkte und Regularien immer wieder den Veränderungen in der Neuen-Musik-Szene angepasst. Die Zunahme der Spezialensembles für Neue Musik und ihre wachsende Bedeutung für die aktuelle Kunstmusik führte zum Beispiel dazu, dass seit 1985/86 auch diese ins Antragsverfahren aufgenommen wurden. Bald überflügelten die Spezialensembles mit ihren Aktivitäten und Förderanträgen bei weitem die klassischen Sinfonie- und Kammerorchester.

Sinkende Förderbudgets, steigende Fördernachfrage, verstärkte bürokratische Kontrolle von seiten der öffentlichen Geldgeber – diese Stichworte markieren eine allseits bekannte Entwicklung. Überprüfung und Aktualisierung der Förderziele und Fördermaßnahmen heißen als Reaktion die „Zauberworte“ der Praktiker. So hielt ein Protokoll bereits im Jahre 1990 als Ergebnis einer Konferenz der Betroffenen fest: „Intensivere Förderung sollen in Zukunft Projekte erfahren, die sich durch mutige und ungewöhnliche dramaturgisch-programmatische Inhalte (...) auszeichnen und/oder neue Wege der Vermittlung gehen.“

2004 wurde zum Jahr der „Runderneuerung“ vom „Konzert des Deutschen Musikrates“. Eine neue Förderausschreibung macht deutlich, dass kreative Köpfe unterstützt werden sollen, die Impulse und Ideen des Komponierens der Gegenwart dem Publikum näher bringen und das Experimentierlabor der Neuen Musik zugänglich und einladend machen. Neue Musik nach 1980 muss es sein; sei es in Konzerten, Konzertreihen oder experimentellen Darbietungsformen mit anspruchsvoller Programmgestaltung. Die Tür für experimentelle Grenzbereiche der aktuellen Kunstmusik ist weit geöffnet. Neben der Neuen Musik für die traditionellen Klangkörper finden zum Beispiel auch Klangkunst, elektro-akustische Musik, musikalische Performancekunst, improvisierte Musik et cetera Förderchancen – falls die Jury durch ein schlüssiges Veranstaltungskonzept im Sinne der Ausschreibung überzeugt werden kann. „Qualität – Vermittlung – Experiment“ sind die entscheidenden Stichworte. Wolfgang Rihm war bereit, bei der Neuauflage des Förderprogramms im Jahr 2004 den Juryvorsitz zu übernehmen. Mit seinem Renommée, seiner großen Übersicht und Erfahrung hat er in der Übergangsphase beim Neustart des Förderprojektes unter veränderter Ausschreibung stabilisierend und befördernd gewirkt. Sein Wunsch, nun anlässlich einer geplanten Umbesetzung der Jury wieder aus dem arbeitsintensiven Ehrenamt entlassen zu werden, kann nur mit Dank für die geleistete Arbeit respektiert werden. Ein Dank, der übrigens allen vier ausscheidenden Jurymitgliedern gleichermaßen gebührt.

Von 2004 bis zur Frühjahrssitzung 2007 arbeitete sich die Jury durch knapp 700 Anträge. 212 Projekte konnten für Förderzuschüsse ausgewählt werden: von der nachhaltigen Arbeit mit Kindern im norddeutschen ländlichen Raum bis zum Festival der Klangkunst an der ostdeutschen Küste. Von Soundinstallationen in Berlin über solistische Stimmperformance in Köln zu Konzertreihen mit Vermittlungsprogramm für bestimmte Zielgruppen. Von improvisierter Neuer Musik in München zur Gründungskonzertreihe eines jungen Spezialensembles in Leipzig. Vom Festival zeitgenössischer Sakralmusik in Mülheim an der Ruhr zu „music on tour“: Konzertstationen einer Fahrradtour in Panketal-Zepernick und so weiter und so fort.

Mit der Herbstsitzung 2007 kommen vier neue Mitglieder in die achtköpfige Jury. Die Komponistin Prof. Isabel Mundry übernimmt den Juryvorsitz. So ergibt sich eine Mischung aus Kontinuität und Fluktuation: vier „Alte“ und vier „Neue“. Die veränderte Konstellation von Fachleuten der aktuellen Kunstmusik mit ihrem je individuellen Blick auf die Szene befruchtet die Auswahldiskussionen und kann vorhersehbare ästhetische Einseitigkeiten bei den Entscheidungen verhindern.

Während der Fokus der Förderung aus Bundesmitteln bestimmungsgemäß auf den „Leuchttürmen“ mit überstaatlicher Ausstrahlung liegt – häufig sind das größere Projekte der bekannten Spezialisten für Neue Musik in urbanen Zentren – ermöglichen die Beiträge von GEMA, GEMA-Stiftung und Franz-Grothe-Stiftung zum Fördertopf von „Konzert des Deutschen Musikrates“ die Berücksichtigung von Initiativen in kleineren Städten und ländlichen Regionen, die bezogen auf ihr regionales Umfeld von besonderer Bedeutung für die Vermittlung zeitgenössischer Musik sind, eben nahe an der musikalischen Basis.

„Konzert des Deutschen Musikrates“ kann keine Riesensummen vergeben. Der Fördertopf könnte einen deutlichen Zuwachs gut gebrauchen. Das Label „Konzert des Deutschen Musik-rates“ signalisiert den Kundigen aber, dass hier ein künstlerisches Vorhaben von einer hochkompetenten Jury ausgewählt wurde. Gelegentlich half dies – als Gütesiegel – sogar, dem örtlichen Kulturamt endlich einmal eine kommunale Förderung zu entlocken. Die Rückmeldung der Antragsteller bestätigt: Die Zuschüsse von „Konzert des Deutschen Musikrates“ haben so manches avancierte Projekt der Neuen Musik gerettet oder ermöglicht.

Förderausschreibung, Listen der bisher bewilligten Projekte und weitere Informationen im Internet: www.musikrat.de/konzert

Jury 2004 bis einschließlich Frühjahr 2007

Wolfgang Rihm (Vorsitz)
Lucas Fels
Stefan Fricke
Dr. Gisela Nauck
Christian Scheib
Marcus Schmickler
Manos Tsangaris
Dr. Margarete Zander

Jury ab Herbst 2007

Isabel Mundry (Vorsitz)
Orm Finnendahl
Stefan Fricke
Dr. Gisela Nauck
Dr. Thomas Schäfer
Marcus Schmickler
Manos Tsangaris
Dietmar Wiesner

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