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Markus Stockhausen. Foto: Rolf Zavelberg / www.aktivraum.de
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German Groove im Amsterdamer Muziekgebouw: Zwei Uraufführungen von Markus Stockhausen mit dem Metropole Orkest

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Das Holland Festival ist bekannt für seine außergewöhnlichen Programme, die sich überwiegend genreübergreifend aus neuester Musik, klassischer Moderne und alter Musik zusammensetzen. Dieses Mal hatte man die feine Idee, Markus Stockhausen, den 1957 geborenen Sohn des ‚rheinischen Klanggottes’, meisterlichen Trompeter und vortrefflichen Komponisten im weiten Spektrum zwischen Jazz, Weltmusik und klassischer Schulung, in Kollaboration mit dem Metropole Orkest gleich mit zwei Uraufführungs-Aufträgen zu bedenken.

Das Metropole Orkest ist international vor allem renommiert für seine vorzüglichen Einspielungen von anspruchsvoller Light Music des 20. Jahrhunderts, die hierzulande so gut wie unbekannt ist. Und natürlich spielt man in der großen Besetzung viel Jazz und Filmmusik. Doch vor allem mit etwas ganz anderem ließ man unlängst die Fachwelt aufhorchen: mit der ersten Einspielung sämtlicher Orchesterpartituren der Kompositionen zu den legendären ‚Movements’ von George I. Gurdjieff und Thomas de Hartmann unter Jan Stulen für das Label Basta Records, ediert von Gert-Jan Blom, dem Produzenten des Orchesters. Und man geht auch weiterhin abseits der ausgetretenen Pfade und spielt Anspruchsvolles, das aufwändig für diese Besetzung arrangiert wird wie etwa beim nächsten Holland Festival Soundscapes von Robert Fripp. So weit so wunderbar.

Doch der bedenkliche Zustand der niederländischen Politik stellt nun das weitere Schicksal des Orchesters mehr als in Frage. Man hat den Musikern ein Ultimatum gestellt, das nur als Galgenfrist bezeichnet werden kann: Nur noch für ein weiteres Jahr wird das Metropole Orkest mit öffentlichen Mitteln gefördert, ohne die es freilich wohl nicht weiter zu existieren in der Lage sein wird. Denn Holland ist nicht die Schweiz, und privates Musikmäzenatentum ist in diesem reichen Land noch ein Fremdwort. Natürlich wurden Petitionen eingereicht, einflussreiche Freunde setzen sich ein, doch das Schicksal der Rundfunk-Klangkörper, die kurzerhand liquidiert wurden, lässt das Schlimmste befürchten. Die Dekadenz der europäischen Kulturlandschaft scheint unaufhaltsam weiter voranzuschreiten, und es gibt noch keinen Gerichtshof, den man wegen Beleidigung der Intelligenz anrufen könnte.

Umso schöner, dieses auch in den Streichern groß besetzte Jazzorchester in seiner vollen Pracht und mit seinen vortrefflich improvisierenden Solisten zu hören. Markus Stockhausen hat zwei komplementäre neue Werke komponiert, Yin und Yang betitelt. Er bevorzugt den lydischen Modus mit der erhöhten 4. Stufe, was seiner Musik stets einen offenen, lichten, heiteren, nach oben strebenden Charakter verleiht. Yin ist das sanftere Stück, getragen von vier durchgängig tätigen Solisten an Vibraphon, Gitarre, Harfe und elektrischem Klavier, sehr weich pulsierend. Yang hingegen ist in seiner Energie straffer, mit fesselnden Soli von Trompete, Sopransaxophon, Posaune und elektrischer Geige, und mit immer wieder eingestreuten, markanten Trompetenfanfaren.

Außerdem wurden zwei bewährte Kompositionen Markus Stockhausens gegeben: Symbiosis, 2007 komponiert für Klarinette bzw. Bassklarinette (Tara Bouman), Trompete bzw. Flügelhorn (Stockhausen) und Streichorchester, ein geradezu idyllisches, gleichwohl sehr vitales Stück größeren Umfangs, wie auch Tanzendes Licht, 2007 von der Camerata Bern und dem Swiss Jazz Orchestra in Auftrag gegeben. Letzteres Werk zeigt den Komponisten wohl von seiner stärksten Seite. Suggestiv steigert sich die Spannung in großen Wellen, überwältigt mit einem so entspannten wie animierenden Groove, den das Orchester sich mit großer Intensität zu eigen gemacht hat, vortrefflich geleitet von dem umsichtigen, klar schlagenden und feinfühlig impulsiv lenkenden Jules Buckley. Eine halbe Stunde schwebten die Anwesenden im Jazzhimmel…

Die Hörer im direkt am Kai gelegenen Muziekgebouw, dem modernen Musikauditorium Amsterdams, waren begeistert und erheischten eine kurze, nicht weniger anspruchsvoll einzustudierende Zugabe. Bedenkt man die kurze Vorbereitungszeit, die zur Verfügung stand, so konnte auch der Komponist rundum glücklich sein. Unter den Solisten seien neben dem Komponisten besonders hervorgehoben seine Frau Tara Bouman, der stilsichere Soloviolinist Herman van Haaren, Gitarrist Peter Tiehuis und vor allem der äußerst präsente, eloquente und flexible Pianist Jasper Soffers, der auch im dichtesten Geflecht, auf engstem Raum immer Wesentliches und Staunen Machendes zu offerieren hatte, ohne sich je unangemessen in den Vordergrund zu spielen. Man könnte sagen: glückliche Amsterdamer, was habt ihr für einen Schatz – drohte nicht die Gefahr, dass dieser bald für immer in den Fluten der Vergangenheit versinkt. Und für Markus Stockhausen war es ein fulminanter, hochverdienter Erfolg auf internationaler Bühne.

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