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Grenzen der Forschung, unsichere Quellenlage

Untertitel
Ein Konferenzbericht anlässlich des 250. Todestages Johann Sebastian Bachs
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„Bach in Leipzig – Bach und Leipzig“ Konferenzbericht Leipzig 2000, hrsg. von Ulrich Leisinger zusammen mit Hans-Joachim Schulze, Barbara Steinwachs, Christoph Wolff und Peter Wollny, Georg Olms Verlag, Hildesheim 2002, 624 S., € 78,00, ISBN 3-487-11591-3

Buch versandkostenfrei im Anlässlich des 250. Todestages Johann Sebastian Bachs und des 100-jährigen Bestehens der Neuen Bachgesellschaft in Leipzig war es das Anliegen der wissenschaftlichen Konferenz „Bach in Leipzig – Bach und Leipzig“ im Januar 2000 anhand von Beiträgen anerkannter Referenten, Leipzigs Sonderstellung als letzte bedeutende Lebensstation Bachs sowie als Entstehungsort des größten Teils seiner Kompositionen und als wichtiges Zentrum seiner Wirkungsgeschichte zu erörtern. Der vorliegende Konferenzbericht zeigt, dass dies in überzeugender Weise geleistet wurde, ist doch die Bandbreite der Beiträge eine wahre Fundgrube für Bach-Interessierte. Die logische Strukturierung der Themengebiete sowie die inhaltliche Klammer des Anfangs- und Schlussartikels dienen nicht nur als Orientierungshilfe, sondern bieten vor allem die Möglichkeit, Bachs Wirken unter verschiedenen Aspekten zu beleuchten und somit eine genauere Differenzierung vorzunehmen.

Der Konferenzbericht ist in insgesamt sechs Teile gegliedert, wobei zunächst die Entstehung und Überlieferung der Werke Bachs behandelt werden, dann auf deren Stil und Analyse eingegangen wird und anschließend deren Chronologie und Ordnung beleuchtet werden. Besondere Erwähnung verdient dabei der Beitrag zu den neu aufgefundenen Handschriften Johann Sebastian und Wilhelm Friedemann Bachs in Kiew. In den folgenden drei Teilen stehen der zeitgeschichtliche Kontext der Werke Bachs, Kommentar, Dokumente und Zeitgeschichtliches zu seiner Biografie und schließlich die Bachsche Wirkungsgeschichte im Mittelpunkt. Alle sechs Teile sind jeweils mit Betonung auf die Bedeutung Leipzigs in Bachs Schaffen ausgerichtet.

Hilfreich ist dabei die Einbettung der einzelnen Beiträge in die Rahmenartikel, die allgemeine Fragen der Bach-Forschung und Aufführungspraxis behandeln: So weist Hans-Joachim Schulze zunächst auf die Grenzen der Bach-Forschung aufgrund der unsicheren Quellenlage hin und mahnt Bach-Forscher zu mehr Selbstdistanz. Dabei verweist er auf die Vielzahl an Veröffentlichungen, die nur zur Darstellung der Forschungsschwerpunkte der Autoren entstanden seien und willkürlicher Interpretation freien Lauf ließen, nicht aber einen konstruktiven Beitrag zur Bach-Forschung geleistet hätten. Abgeschlossen wird der Konferenzbericht mit einem Round Table zu aufführungspraktischen Fragen. Es kommen Musikwissenschaftler und Musiker zu Wort, die versuchen einen musikalisch überzeugenden, wissenschaftlich korrekten und praktisch anwendbaren Zugang zu aufführungspraktischen Fragen – auch im Hinblick auf die Neue Bach-Ausgabe – zu erörtern. Die dadurch entstehende kontroverse Diskussion zeigt die unterschiedlichen Ausrichtungen der einzelnen Berufsgruppen und den Bedarf nach gegenseitiger Zusammenarbeit auf. Der Moderator Christoph Wolff schließt endlich mit dem Hinweis, dass eine zeitliche Begrenzung des Symposiums zu diesen Fragen zwar unumgänglich sei, dass aber eine derartige Diskussion ohnehin nur über Jahrzehnte sinnvoll geführt werden könne, somit also kein Punkt, sondern lediglich ein Komma gesetzt werde mit Verweis auf zukünftige Bach-Konferenzen. In diesem Sinne bietet der Konferenzbericht einen Überblick über den derzeitigen Stand der Bach-Forschung mit Schwerpunkt auf Bachs Leipziger Zeit und ist somit ein wichtiger Teil des Forschungsprozesses, über den zu lesen sehr lohnenswert ist.

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