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Seit vielen Jahren ist die Misere des Musikunterrichts an - nicht nur - hessischen Grundschulen bekannt. Nachdem das Kultusministerium noch vor gut einem Jahr dementierte, daß an hessischen Grundschulen bis zu 80 Prozent des Musikunterrichtes ausfalle beziehungsweise fachfremd unterrichtet werde, wird nun zugegeben, daß nur etwa 20 Prozent des angesprochenen Unterrichtes von Fachkräften erteilt werde. Angestrebt werde, daß zukünftig an jeder hessischen Grundschule wenigstens eine für Musik ausgebildete Fachkraft Dienst tun solle.
Um diesen Mangel zu beheben, forderte der VDS seit vielen Jahren, so viele Musiklehrerinnen und -lehrer auszubilden, daß der gesamte Musikunterricht von Fachkräften abgedeckt werden könne. Daß diese Forderung inzwischen völlig utopisch ist, und deshalb nach anderen und neuen Wegen gesucht werden muß, zeigt ein Rechenbeispiel, das den Musiklehrer-Bedarf allein an hessischen Grundschulen bis zum Jahr 2000 aufzeigt.
Der Rechnung liegt zugrunde, daß
* es zur Zeit in den Grundschulen etwa 493 Musik-Fachlehrkräfte gibt,
* der weitaus größte Teil der Lehrkräfte Frauen mit Stundenzahl sind (zirka 18 Wochenstunden),
* von diesen 18 Stunden nur etwa 20 Prozent für den Fachunterricht verbleiben, da Lehrkräfte in der Grundschule in erster Linie Klassenlehrer sind,
* die Schülerzahlen von derzeit zirka 270.000 bis zum Jahr 2000 auf zirka 292.000 steigen werden,
* durch Pensionierung ausscheidende Kolleginnen und Kollegen ersetzt werden müssen.
Das grundlegende Zahlenmaterial war zwar schwer zu beschaffen (man hält sich diesbezüglich sehr bedeckt), wird aber letztlich bestätigt durch Verlautbarungen des Hessischen Kultusministeriums, Antworten auf Kleine Anfragen im Hessischen Landtag oder aus einem Protokollvermerk der Arbeitsgruppe „Neuordnung der Musiklehrerausbildung in Hessen“.
Unter Einbeziehung aller oben genannten Vorgaben müssten, um der alten VDS-Forderung zu genügen, bis zum Jahr 2000 mindestens 4.775 Grundschul-Lehrkräfte mit dem Fach Musik ausgebildet und auch eingestellt werden. Hinzu käme noch der notwendige Ersatz für die aus dem Dienst scheidenden Pensionäre. Es liegt auf der Hand, daß die Erfüllung dieser Zahlen unmöglich ist:
* Die bisherigen Ausbildungsinstitutionen könnten eine derartige Anzahl von Studierenden nicht verkraften,
* eine entsprechende Anzahl Studierende für das Fach Musik würde sich nicht finden,
* bei der derzeitigen Finanzsituation würde auch nicht ein Bruchteil dieser Anzahl eine Anstellung finden.
Dies alles zwingt zum Umdenken. Dennoch: Der VDS muß weiterhin fordern, daß so viele Grundschullehrerinnen und -lehrer mit dem Wahlfach Musik ausgebildet und eingestellt werden, wie nur irgend möglich.
Daneben muß aber nach Wegen gesucht werden, wie bereits im Schuldienst befindliche Lehrkräfte, die auch jetzt bereits mit großem Engagement unser Fach unterrichten, dafür aber nicht ausgebildet sind, entsprechend fachlich weiterqualifiziert werden. Außerdem sollte über eine mögliche/notwendige Änderung der Studien-, Prüfungs- und Ausbildungsverordnungen für alle neuen Grundschullehrkräfte nachgedacht werden.
Dabei muß man nicht gleich an den Idealfall mehrerer Schweizer Kantone denken, bei denen man grundsätzlich nur mit nachgewiesener musikalischer Qualifikation (einschließlich Instrumentalspiel) Grundschullehrer werden kann!
Dossier · Klassik Komm. und die „Aktion Musik“
Klassik Komm.
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