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Gute Musik geht überall

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Zur Qualitätsdiskussion von musikalischer Kulturarbeit mit Menschen mit Behinderung
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Ein heißes Eisen, die kritische Auseinandersetzung mit Kulturprojekten, an denen Menschen mit Behinderung beteiligt sind. Wer wagt es schon, laut zu sagen, dass ein Musical von blinden Menschen langweilig ist? Dass ein Chor von geistig Behinderten nur laut und falsch singt? Und dass die Tanzschritte wieder nicht mit dem Rhythmus der Musik übereinstimmen? Auch gestandene Fachleute tun sich schwer, einem Projekt mit offensichtlichen Mängeln ein wahrheitsgemäßes Zeugnis auszustellen, wenn Menschen mit Behinderung mit dabei sind.

Der gesellschaftliche Paradigmenwechsel in Richtung Inklusion von Menschen mit Behinderung hat in den vergangenen Jahren einen großen Zuwachs an künstlerischen Projekten von und mit Menschen mit Behinderung gebracht: Festivals, Konzerte, Ausstellungen, Wettbewerbe, Preise. Die Kulturhauptstädte sind auch dabei – 2009 in Linz mit „sichtwechsel“, 2010 im Ruhrgebiet unter anderem mit „Europa InTakt“. Was bis heute fehlt, ist eine adäquate Diskussionskultur. Eine Diskussionskultur, die drei Aspekte in den Blick nimmt: die musikalische beziehungsweise künstlerische Fachlichkeit, die Leistung der Künstlerinnen und Künstler und nicht zuletzt die künstlerische Kompetenz derer, die ein solches Projekt leiten. Eine solche Diskussionskultur ist fragend, offen und empathisch – das kann sich die herkömmliche Kunst-, Theater- und Musikkritik nicht immer leisten.

Eine solche Diskussionskultur will gelernt sein. Der Kongress „Europa InTakt: Musik in der Kulturarbeit mit Menschen mit Behinderung“ vom 07. bis 09. Oktober in Dortmund macht dreierlei: So genannte Keynotes tragen Grundlegendes zum Thema Teilhabe zusammen. Ellen Dissanayake aus Seattle beispielsweise referiert zum Thema „Homo Musicus. Musik und Menschen mit Behinderung“, Christoph Grothaus über die Prinzipien des Projekts „palaixbrut“. Schließlich werden in acht Präsentationen ganz eigene und beispielhafte musikalische Projekte mit Behinderten zur Diskussion gestellt. Das Besondere: Es gibt jeweils eine Stunde Zeit für eine ausführliche und differenzierte Diskussion. Eine Diskussion, in der nebenbei der oben skizzierte Stil gleich angewandt werden kann. Es wird sicher ein Vergnügen, so hochrangige und ungewöhnliche Projekte wie „esagramma“ aus Mailand, „Beinahe die Zauberflöte“ aus Volmarstein oder „Les Percussions de Treffort“ kennen zu lernen, deren Besonderheiten zu reflektieren und deren Übertragbarkeit in andere Situationen zu diskutieren. Das vollständige Programm des Kongresses, das im Übrigen auch sechs Konzerte umfasst, ist unter www.europaintakt.de zu finden.

Warum das Ganze? Das Thema im Hintergrund ist die Auseinandersetzung um den so genannten Behindertenbonus. Der ist leicht zu vergeben. Er kostet fast nichts, nur immer wieder die Geduld und Großmut der Zuschauer. Und gerade Geduld und Großmut kosten auf Dauer eine unaufgeregte und selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. 

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