Vom 9. bis 11. Februar 2001 fand in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen (BAK), eine Fachtagung mit dem Thema „Zusammenarbeit der Musikverbände und Musikschulen unter Einbeziehung der allgemein bildenden Schulen“ statt, zu der der Direktor der BAK, Reinhard Froese, die Vertreter der Mitgliedsverbände des Trägervereins der BAK sowie die Mitglieder der Bundesfachausschüsse „Musikpädagogik“ und „Laienmusizieren“ eingeladen hatte. Neben der allgemeinen Erörterung des Themas hatte die Fachtagung das Ziel, positive wie negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit auszutauschen, beispielhafte Kooperationsmodelle zu sammeln und deutliche Impulse zur Weiterentwicklung auf allen Ebenen zu setzen. Zu Beginn der Tagung gab der Bundesgeschäftsführer des VdM, Rainer Mehlig, das nachfolgende Statement aus Sicht des Verbandes deutscher Musikschulen ab:
Vom 9. bis 11. Februar 2001 fand in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen (BAK), eine Fachtagung mit dem Thema „Zusammenarbeit der Musikverbände und Musikschulen unter Einbeziehung der allgemein bildenden Schulen“ statt, zu der der Direktor der BAK, Reinhard Froese, die Vertreter der Mitgliedsverbände des Trägervereins der BAK sowie die Mitglieder der Bundesfachausschüsse „Musikpädagogik“ und „Laienmusizieren“ eingeladen hatte. Neben der allgemeinen Erörterung des Themas hatte die Fachtagung das Ziel, positive wie negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit auszutauschen, beispielhafte Kooperationsmodelle zu sammeln und deutliche Impulse zur Weiterentwicklung auf allen Ebenen zu setzen. Zu Beginn der Tagung gab der Bundesgeschäftsführer des VdM, Rainer Mehlig, das nachfolgende Statement aus Sicht des Verbandes deutscher Musikschulen ab:Es war im Jahr 1975, als es zu einer sogenannten „Rahmenvereinbarung“ des VdM mit den Verbänden des Laienmusikwesens kam. Damals unterzeichneten: der Deutsche Volksmusikerbund, der Bund Deutscher Zupfmusiker, der Bund Deutscher Liebhaberorchester, der Bund Deutscher Blasmusikverbände und der Deutsche Sängerbund.Damals war eine Zeit der Absichtserklärungen, eingebettet in Hoffnungen der Bildungsreform vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels nach 1968. Solche Stichworte beschäftigen uns auch heute wieder: Bildungs- und gesellschaftlicher Wandel, und auch Aufbruchstimmung, heute am Beginn des 21. Jahrhunderts. Aber Hoffnungen? Was ist aus jenen der 1970er-Jahre geworden? Auf der einen Seite eine Menge, denn das aktive Musikmachen in Deutschland ist tatsächlich zu einer breiten Volksbewegung geworden. Acht Millionen Menschen machen in Deutschland Musik. Die meisten als Laien und in Musikvereinigungen. Die Musikschulen haben über eine Million Schüler, und es könnten mehr sein. Auf der anderen Seite hat uns eine heillose Kommerzialisierung auch im Musikbereich ereilt, die eine Konsumentenhaltung selbst bei den Musiktreibenden nach sich zieht, daneben drängt die Wissenschafts- und Informationsgesellschaft die Ausbildung musischer Fähigkeiten an den Rand des Kanons der Allgemeinbildung – paradoxerweise entgegen allerorts, selbst in der Politik, geäußerter Lippenbekenntnisse, wie wichtig und wirksam doch die Persönlichkeitsbildung durch Musikerziehung sei. Und dann: Die schwindende Akzeptanz, dass musikalische Bildung nicht nur zur Allgemeinbildung gehört, sondern auch im öffentlichen Interesse ist.
Wenn wir heute überlegen, was uns jene Rahmenvereinbarung von 1975 noch bedeuten kann, dann tun wir dies unter solchen aktuellen Vorzeichen. Und ich denke, wir alle erkennen, dass der Zeitpunkt für einen neuen Schulterschluss längst gekommen ist. Mit einer gewandelten Qualität freilich, denn man merkt dem alten Text Berührungsängste ebenso an wie Unsicherheiten, worin denn die beschworene Zusammenarbeit bestehen könnte. Zu welchem Zweck und Ziel man sich zusammen tun will, fand man damals offenbar keinen Konsens.
Impulsgeber
Nach der deutschen Wiedervereinigung wollten wir bereits 1990 mit unseren Thesen zur „Offenen Musikschule“ einen Impuls geben: Die Öffnung der Musikschulen sollte ein Leitbild für das Reagieren auf den gesellschaftlichen Wandel werden: Öffnung zu neuen Angeboten, zu neuen Musikstilen, zu neuen Unterrichtsformen und zu vielen Partnern im kommunalen Wirkungsfeld der Musikschulen. 1995 führte der VdM seine Initiative „Neue Wege in der Musikschularbeit“ durch. In der bunten und vielfältiger und vielerorts auch produktiver gewordenen Musikschullandschaft vermuteten wir viele tragfähige und zukunftsweisende Konzepte, unter denen eine Verstärkung der Kooperationen einen besonderen Schwer-punkt bildete. Nicht allein unter dem Gesichtspunkt von Synergie, Partnerschaft und Vernetzung, sondern auch aus dem Blickwinkel der gesellschaftlichen Wirksamkeit und der Auswirkungen von Musikschularbeit sind solche vielfältigen Kooperationen vor Ort auch kommunalpolitisch von Bedeutung. 1998 ging das Stichwort „Kooperationsbereitschaft“ in die Aktualisierung des Strukturplans für Musikschulen, gewissermaßen in unseren kleinen Katechismus, ein. Innerhalb unseres Qualitätsmanagements „Qualitätssystem Musikschule“ bilden „Partnerschaften“ einen eigenständigen Aspekt. Der Umgang mit Partnern wird hier zum Gegenstand von Qualitätsbewusstsein. Kooperationen werden als Qualität von Musikschularbeit heute immer bewusster wahrgenommen.
Viele positive Beispiele konnten bisher dokumentiert werden. Bereits 1992 gab unser bayerischer Landesverband eine Broschüre „Musikschule und Blasmusik“ heraus, die 1998 in erweiterter Form wieder aufgelegt werden musste. 1995 zeigte die VdM-Initiative „Neue Wege in der Musikschularbeit“ einige modellhafte Anregungen. Erst Ende 2000 hat unser baden-württembergischer Landesverband mit den dortigen Blasmusikverbänden eine „Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen Musikschule und Musikverein“ geschlossen, die wir uns auch einmal ansehen sollten.
Wenn es am Beginn des 21. Jahrhunderts ein offensichtliches Problem mit der musikalischen Bildung gibt, dann sollten sich Musikschule, Musikverbände und Musikunterricht in der allgemein bildenden Schule zusammen tun und sich auf ihre gemeinsamen Ziele, Werte und auch Ressourcen besinnen.
Nicht eine sorgfältige Abgrenzung von Aufgaben und Zuständigkeiten, von Kompetenzen und Ressourcen führt uns weiter. Vielmehr ist die konkrete Zusammenarbeit der Weg, auf dem stabile, sich gegenseitig stützende Strukturen musikalischer Bildung entstehen. Diese können dann nicht nur ihre Aufgabe zugunsten der musizierenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen effizienter wahrnehmen, sondern auch nach außen hin durchsetzungs- und widerstandsfähiger sein. Letztlich geht es auch darum, ob man sich „unisono“ oder jedenfalls im stimmigen Tonsatz Gehör verschaffen kann oder mit einem kakophonischen Stimmengewirr nur Unverständnis hervorruft.
So richten wir seitens des VdM an diese Fachtagung klare Erwartungen:
- Wir sollten Grundgemeinsamkeiten aufspüren und uns ihrer versichern.
- Wir sollten einen konstruktiven Dialog über Probleme führen.
- Lassen Sie uns Beispiele von in der Praxis gut funktionierenden Modellen der Kooperation sammeln.
- Formulieren wir gemeinsam, welchen künftigen Herausforderungen die Einrichtungen der musikalischen Bildungsarbeit zu begegnen haben und wer welche Rolle dabei auch für den jeweils anderen spielen kann.
- Wir sollten schließlich zu einem handlungs- und praxisorientierten Leitfaden finden, den wir an unsere Mitglieder in der Gewissheit weitergeben können, dass er dort auf fruchtbaren Boden fällt.
Mit der noch nicht ganz verabschiedeten Wiederbelebung und Neukonzeption der „Gemeinsamen Erklärung von VdM und VDS“, die – nun aus dieser Perspektive – auch die Einbeziehung der Musikverbände berücksichtigt, haben wir bereits einen erfreulichen und ermutigenden Schritt getan.
Es sollte uns auf dieser Tagung gelingen, auch der Zusammenarbeit der Vereinigungen des Laienmusikwesens und der Musikschulen – nun unter Einbeziehung der allgemein bildenden Schulen – neue Perspektiven zu geben. Vom Präsidium des Deutschen Sängerbundes erreichte uns am 10. Januar ein Vorschlag in eben dieser Richtung, den wir als willkommenes Startsignal für die Zielsetzung dieser Tagung interpretieren.
Der VdM würde übrigens auch diese Tagung und insbesondere ihre Ergebnisse in den Zusammenhang der vom Deutschen Musikrat initiierten Aktion „Hauptsache: Musik“ gestellt sehen. Denn soll hiervon überhaupt eine positive Kraft für die Stärkung der Rolle der Musikerziehung in unserer Gesellschaft ausgehen, dann müssen die Signale hierfür unbedingt von uns, von den Akteuren der musikalischen Bildung ausgehen. Wir müssen wissen, was wir wollen, und wir müssen es gemeinsam wollen.
Musik in Deutschland
Für Deutsch lernende Musiker, Musik-Interessierte und Kulturwissenschaftler bietet die Universität Bayreuth vom 2. bis 30. August eine kombinierte Weiterbildung für Sprache und Musikleben in Deutschland an. Nähere Informationen und Anmeldung unter Tel. 0921/75 90 70 oder im Netz: www.iik-bayreuth.de