Folgende Fragen stellte die neue musikzeitung wichtigen Musikverlagen, die auf der Frankfurter Musikmesse 2003 vertreten sein werden.
1.) 2002 war es in der neuen Messehalle fast ein bisschen zu ruhig. Zumindest beklagten sich einige Aussteller über ihre „Abseitsposition“. Was erwarten Sie im Jahr zwei in der neuen Halle? Haben Sie ihr Ausstellungskonzept der neuen Halle angepasst? Sind Sie gewachsen – oder kommen Sie mit weniger Standfläche aus?
2.) Auch die deutschen Musikverlage sind von der schwierigen wirtschaftlichen Lage betroffen. Welches sind Ihre Wege aus der Krise?
3.) Hat sich an der Funktion der Musikmesse in den letzten Jahren etwas für Sie verändert? Wenn ja, was?
4.) Die Musikmesse Frankfurt öffnet sich den Märkten in Russland und China. Ist das für Ihren Verlag interessant? Sind Sie hier bereits engagiert?
5.) Auf welchen weiteren Messen sind Sie vertreten?
AMA-Verlag
- Im Jahre 2002 haben wir in der neuen Halle unseren Stand wesentlich vergrößert. Je nachdem wie in der Zukunft die Halle 3.1 für die Verleger frequentiert wird, werden wir unsere Standfläche anpassen. Wir erwarten natürlich mehr Besucher auf unserem Stand.
- Wir haben unter anderem unsere Werbeaktionen, vor allem unsere Direktmailings an den Einzelhandel beziehungsweise an die Musik- und Musikhochschulen mit Partnern aus der Musikbranche zusammengelegt. Dadurch konnten die Kosten des Marketings wesentlich reduziert werden. Außerdem haben wir in den letzten Jahren die Chance genutzt, uns auf anderen Märkten zu orientieren. Zahlreiche Publikationen sind in englischer, französischer und japanischer Sprache erschienen.
- Die Bedeutung vor allem für internationale Kontakte ist in den letzten Jahren für uns stetig gewachsen. Bedauerlicherweise hat sich generell die Einzelhandelssituation in Deutschland, nicht nur in unserer Sparte, rückläufig entwickelt. Auf der diesjährigen Musikmesse werden wir uns je nach Erfolg oder Misserfolg entscheiden müssen, ob man in den nächsten Jahren diesen Kostenaufwand weiter betreiben wird.
- Wir haben die Chance genutzt, uns sowohl auf dem russischen wie auch chinesischen Markt zu präsentieren. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir allerdings noch nicht in der Lage abzuschätzen, wie die jeweiligen Märkte sich entwickeln werden. Die Messen in China und Russland waren gut von der Messe Frankfurt organisiert und durch die neuen Eindrücke, die man gewinnen konnte, mit Sicherheit eine Bereicherung.
- In diesem Jahr werden wir in Japan, China und in den USA ausstellen.
Detlef Kessler, Geschäftsführer, AMA-Verlag
Bärenreiter-Verlag
- Mit Einzug in die neue Messehalle hat Bärenreiter sein eh schon bewährtes transparentes Standkonzept überarbeitet, basierend auf den gleichen Ausmaßen. Es ist nicht daran gedacht, die Standfläche zu reduzieren. Unser Ausstellungskonzept wird aber von Jahr zu Jahr modifiziert, so dass jeweils, neben der Präsentation der Neuerscheinungen, Schwerpunkte hervorgehoben werden.
Wie schon anlässlich der Nachlese zur Messe 2002 mehrfach geäußert, muss seitens der Messe eine durchgängige Beschriftung der Hinweistafeln auf die Halle der Musikverlage erfolgen, sonst werden wir auch in diesem Jahr unter der „Abseitsposition“ leiden. - Wir spüren einen verhaltenen Umsatz mit dem inländischen Handel, können dies aber zum Glück noch mit stetig wachsenden Auslandsumsätzen ausgleichen.
- Da der inländische Handel von den meisten Verlagen permanent über die Produktion informiert wird – sei es mit Vorschauen, sei es durch persönlichen Kontakt – besteht hier weniger der Bedarf, die Messe zu besuchen. So hat sich für uns der Messeschwerpunkt erheblich auf die internationalen Kontakte ausgedehnt – Besucher von ausländischen Händlern haben enorm zugenommen und so ist die Musikmesse ein wichtiger Bestandteil im Kontakt zur internationalen Musikwelt geworden.
- Beide Fragen sind eindeutig mit ja zu beantworten.
- Auf allen nationalen und internationalen Fachmessen.
Barbara Scheuch-Vötterle, Geschäftsführerin Bärenreiter-Verlag
Breitkopf & Härtel
- 2002 war es nicht „fast ein bisschen“, sondern es war uns eindeutig und viel zu ruhig auf der Frankfurter Musikmesse. Wir bleiben aber optimistisch und geben der Halle 3.1 im Jahr 2003 eine neue Chance – das heißt wenn die Beschilderung verbessert wird, dann müsste es dort lebhafter zugehen. Ansonsten hatten wir das Gefühl, dass wir unseren Stand schon 2002 auf die neuen großzügigen Gegebenheiten gut eingestellt hatten. Für dieses Jahr haben wir auf derselben Fläche und Standposition unseren Messeauftritt noch einmal überarbeitet.
- Wir haben 2002 insgesamt erfolgreich publiziert und zum Jahresende die Beethoven- und Brahms-Orchestermateriale des Henle-Verlags übernommen. Auch für 2003 gehen wir davon aus, dass es aussichtsreich ist, gezielt profilierte Komponisten, Notenausgaben und auch Musikbücher weltweit zu verlegen und zu bewerben. Unsere Editionsqualität wird auch in enger gewordenen Märkten gefragt bleiben.
- Frankfurt ist für uns in jedem Frühjahr zunächst (und nicht nur chronologisch durch die ersten drei Fachhändlertage) der Treffpunkt mit dem in- und ausländischen Musikalienhandel – zum Ideenaustausch und zum klassischen Messegeschäft. Daran ändert sich auch 2003 nichts. Darüber hinaus sind wir immer wieder neugierig auf die vielfältigen und überraschenden Gespräche mit Fachbesuchern, die mit ihren Anregungen und Meinungen dazu beitragen, dass wir unsere Arbeit überprüfen können.
- und 5.) Wir sind auf allen wichtigen Messen im In- und Ausland vertreten, bei denen die klassische Musik mehr als nur eine Randerscheinung ist. Ob wir selbst ausstellen oder uns vor Ort vertreten lassen, hängt von der Bedeutung der Veranstaltung ab. Die neuen Entwicklungen, besonders in China, verfolgen wir schon seit einiger Zeit mit überaus großem Interesse.
Frank Reinisch, Breitkopf & Härtel, Werbung und Redaktion
ConBrio Verlagsgesellschaft
- ConBrio hat – anlässlich des Umzugs in die neue Messehalle – im vergangenen Jahr ein neues Standkonzept entwickelt. Wir möchten in erster Linie eine Gesprächs-Plattform für derzeitige und zukünftige Partner bieten, deshalb steht die Kommunikation im Mittelpunkt des Konzepts. Der Stand hat sich bewährt, so dass wir in diesem Jahr keine großen Veränderungen vornehmen werden. Mit der Besucherfrequenz am Stand waren wir zufrieden; unsere Gäste suchen unseren Stand in der Regel gezielt auf. Das mangelnde Laufpublikum ist uns natürlich aufgefallen. Hier erhoffen wir uns eine gewisse Gewöhnung der Besucher an die neue Hallenaufteilung. Außerdem erwarten wir, dass Besucher durch das umfangreiche Bühnenprogramm in die Halle 3.1 gelockt werden.
- Wir setzen auf Kooperationen, bewährte und neue, um das Verlagsprogramm ständig zu erweitern. Dazu gehört der Ausbau der kulturpolitischen Position unserer Fachzeitschriften und -zeitungen, der unsere Kompetenz in diesem Bereich festigen und darstellen soll. Kooperationen sind nach unserer Erfahrung der beste Weg, der Krise zu begegnen. Dies zeigt auch die Verbandskooperation, die sich 2003 auf der Messe etabliert.
- Die Musikmesse als Verkaufs- und Ordermesse verändert sich für uns wesentlich zum Treffpunkt für Gespräche und Kommunikation. Dies hängt sicher auch mit der Art unserer Produkte zusammen, die von Kommunikation jeder Art leben.
- Die Musikmessen im Ausland sind für ConBrio weniger interessant. Im Gegensatz zu den klassischen Musikverlagen leben wir vom geschriebenen und gesprochenen Wort, das sich nur schwer internationalisieren lässt. Wichtiger sind diese Messen für uns in der journalistischen Berichterstattung. Wir verfolgen die Globalisierung des Musikmarktes mit Interesse.
- Die Frankfurter Musikmesse ist für uns das zentrale Messeereignis im Jahr. Darüber hinaus präsentieren wir unsere Buchprodukte auf der Leipziger Buchmesse, die lebendiger und offener ist als die Frankfurter Buchmesse. Im Lauf des Jahres sind wir bei vielen Kongressen und Tagungen mit kleineren Verkaufsausstellungen präsent, wie zum Beispiel dem Kongress des Musikschulverbandes im Mai.
Barbara Haack, Verlagsleitung
G. Henle Verlag
- Wir sind in der neuen, architektonisch beeindruckenden Halle auf der Frankfurter Musikmesse gut platziert. Im Übrigen gilt: Wer Henle sucht, findet Henle auch. Allerdings würden wir insgesamt eine bessere Messe-Beschilderung zum Verlagsareal begrüßen. Wir hatten unseren Stand, sowohl vom Konzept, als auch von der Größe her, bereits für die Messe 2002 der neuen Halle angepasst. Damit ergibt sich für 2003 vorerst kein weiterer Bedarf.
- Sicherlich ist zur Zeit die wirtschaftliche Lage für viele Branchenmitglieder nicht günstig. Der G. Henle Verlag verzeichnete jedoch in 2002 neuerlich einen sehr erfreulichen Aufschwung, auch und gerade auf dem schwierigen deutschen Markt. Wir freuen uns über das beste Geschäftsergebnis der Verlagsgeschichte. Geeignete „Wege“ – ob aus der Krise oder an die Spitze der Mitbewerber – sind sicherlich: ein klares Profil, hochwertige Produkte, ein fairer und intensiver Kontakt zum Handel und vor allem die richtigen Mitarbeiter.
- Der Trend der vergangenen Jahre von einer reinen Ordermesse zu einer Kontakt- und Informationsmesse hat sich unverändert fortgesetzt.
- Wir beobachten mit Interesse den Markt in Russland und werden in diesem Jahr auch erneut in St. Petersburg ausstellen. In China verfolgen wir seit einigen Jahren aktiv die sich bietenden Chancen.
- Musicora Paris; St. Petersburg; British Music Fair, Birmingham; China International Musical Instrument Fair, Peking; Musical Instruments Fair Japan, Yokohama; durch unsere amerikanische Tochterfirma auf der NAMM und auf weiteren Veranstaltungen in den USA.
Wolf-Dieter Seiffert, Geschäftsführender Verlagsleiter G. Henle Verlag
Euline Klimperbein Verlag
- Unser Stand hat die gleiche Größe wie 2002 und ist auch an der gleichen Stelle. Sicher würden mehr Attraktionen mehr Publikum in die Halle ziehen. Aber die relative Ruhe in der Halle ist gut für die Besucher und Aussteller. Das Publikum besteht im Wesentlichen aus Besuchern, die die Verlage suchen. So genannte Laufkundschaft kommt weniger, das ist schade. Ich erwarte, dass sich die Halle 2003 etwas mehr etabliert hat.
- Wir sind mit der wirtschaftlichen Lage bedingt zufrieden, weil wir einen sehr kleinen Verlag vertreten mit einem Angebot, das es in dieser Form sonst nicht gibt.
- Die Musikmesse ist in den letzten Jahren aus unserer Sicht mehr in den Blickpunkt gerückt – obwohl man da noch mehr machen könnte.
- Russland und China sind für uns derzeit nicht interessant und wir sind dort auch nicht engagiert.
- Bisher sind wir nur auf der Musikmesse vertreten, überlegen aber auch mit unserem Angebot auf die Buchmesse zu gehen.
Lotte Dietzfelbinger-Roy, Geschäftsführung
Schott Musik International
- Durch die Konzentration der Musik- und zunehmend auch der Zeitschriftenverlage in der Halle 3.1 ergibt sich für die Aussteller und besonders auch für uns ein positiver Effekt. Wir erwarten weiter steigende Besucherzahlen bei uns am Stand, besonders an den beiden Wochenendtagen. Unseren Stand hatten wir bereits 2002 gegenüber dem Vorjahr nur leicht verändert. Auch in diesem Jahr werden wir uns wieder mit unserem bewährten Messekonzept präsentieren, das auch von den vorteilhaften Bedingungen in der neuen Halle (Beleuchtung, Belüftung und Geräuschpegel) profitiert, so dass sich unsere Besucher bei uns wieder besonders wohl fühlen können.
- Wir haben eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, mit denen wir auf das veränderte Konsumverhalten der Kunden und die Bedrohungen des Musiklebens reagieren; wir erwarten, dass diese Maßnahmen 2003 greifen und sind daher zuversichtlich. Die große Herausforderung für alle Verlage besteht darin, unsere traditionellen Leistungen weiterhin in bewährter Qualität anzubieten und gleichzeitig auf die veränderten Ansprüche an Inhalte und ihre technische Umsetzung zu reagieren. Außerdem wird es in diesem Jahr sehr wichtig sein, dass Verlage und Handel gemeinsam starke Lobby-Arbeit für die Anliegen der Musikwirtschaft machen.
- Die Musikmesse stellt für uns nach wie vor eine der wichtigsten Veranstaltungen für die Präsentation unseres Angebots sowie für den Kontakt mit unseren Kunden dar. In den letzten Jahren haben wir sie zunehmend zur Vorstellung unserer Multimedia-Produktionen und unseres Programms im Bereich der Rock-, Pop- und Jazzmusik genutzt. Auch die Musikpädagogik wird für uns immer wichtiger. Wir freuen uns auf die Gelegenheit zum direkten Gespräch mit unseren Zielgruppen über deren Bedürfnisse und Wünsche, um unser Ohr noch stärker am Markt zu haben.
- Das Verlagsgeschäft kann es sich heute gar nicht mehr leisten, kein Interesse an diesen wachsenden Märkten und deren Produkten zu haben. Schott Musik International hat enge Verbindungen nach China und kooperiert mit Verlagen in Russland und wir haben im Jahr 2001 die Musikmesse in St. Petersburg mit großem Gewinn besucht. Deshalb können wir die Initiative der Frankfurter Musikmesse nur begrüßen.
- Schott Musik International präsentiert sich und sein breites Angebot nicht nur auf der Musikmesse, sondern darüber hinaus auf der Frankfurter Buchmesse sowie verschiedenen Tagungen und Kongressen. Schwerpunkt ist hier vor allem der schulmusikalische Bereich, aber auch auf internationalen Veranstaltungen sind wir mit unserem Programm vertreten.
Peter Hanser-Strecker, Geschäftsleitung
Musikverlag Josef Weinberger
- Wir erwarten zuallererst, dass die Musikmesse die Wege zur neuen Halle 3.1 und speziell zur Etage der Musikverlage besser ausschildert, so dass die Messebesucher uns auch finden können. Das war im letzten Jahr sicher ein Manko. Gespannt sind wir, ob diesmal die Showbühne mit attraktiveren Darbietungen und Diskussionsrunden mehr Aufmerksamkeit findet. Insgesamt sehen wir der Messe aber durchaus optimistisch entgegen und haben unseren Stand vergrößert und neu gestaltet.
- Der Markt ist nach unserer Erfahrung sehr zögerlich geworden, neue Produkte anzunehmen. Verlage müssen permanent nach neuen Produkten suchen, aber unsere derzeitige Strategie ist vorrangig, das Potenzial vorhandener, dem Markt bereits bekannter Produkte voll und immer wieder neu auszuschöpfen – das heißt auch, sie in neue Märkte und neue Kontexte zu bringen.
- In den letzten Jahren hat sich die Messe nach unserer Wahrnehmung von einer Ordermesse fast vollständig zu einer Repräsentationsmesse gewandelt. Der Handel macht seine Bestellungen in den Wochen vor und nach der Messe, nicht dort. Was bleibt, und das sollte man keineswegs gering schätzen, ist „Präsenz zeigen“.
- Russland und China werden durch unsere dortigen Partner bearbeitet beziehungsweise durch die Subverleger unserer Häuser in Wien und London. Insofern besteht für uns selbst kein Anlass, selbst dorthin zu gehen.
- Wir sind als Aussteller im Rahmen des deutschen Gemeinschaftsstandes jährlich auf der MIDEM in Cannes vertreten. Außerdem besuchen wir die PopKomm in Köln.
Jan Rolf Müller, Geschäftsführer