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Köln (ddp). Wer bei einer Internet-Suchmaschine das Stichwort «Information» eingibt, der erhält mehr als zehn Milliarden Treffer. «Da kann man sich mal vorstellen, wie viel Mühe sich die Jury gemacht hat», witzelte Ranga Yogeshwar bei der sechsten Verleihung des Grimme Online Award am Freitagabend in Köln.
Der WDR-Wissenschaftsjournalist war der Laudator für die Kategorie Information. Mit dem undotierten Preis für «Qualität im Netz» zeichnet das Adolf-Grimme-Institut jährlich deutschsprachige Internet-Angebote aus.«Selbst, wenn die Juroren pro Treffer nur eine Sekunde zum Nachschauen gebraucht hätten, wären sie 10 000 Jahre beschäftigt gewesen», rechnete Yogeshwar vor.
So waren es dann auch keine zehn Milliarden, aber immerhin 1300 Vorschläge, durch die sich die siebenköpfige Grimme-Jury dieses Jahr gekämpft hatte. 24 Anbieter innovativer Online-Angebote wurden nominiert, sieben in der Kölner Vulkanhalle zu Siegern gekürt. In der Kategorie Information ging die Auszeichnung an «iRights.info», ein Online-Angebot zur Rechtslage in der digitalen Welt, sowie an «jetzt.de», die Jugendwebsite der «Süddeutschen Zeitung».
In der Sparte Kultur und Unterhaltung siegten die Internet-Comedyshow «Ehrensenf», die zugleich den Publikumspreis erhielt, und die «Riesenmaschine», ein Weblog über kuriose Erfindungen. In der Sparte Wissen und Bildung setzten sich die Kinder-Suchmaschine «Blinde Kuh» und die interaktive Reisereportage «worldtrip.tv» durch. Einen Spezialpreis gewannen die Macher des Berliner Weblogs «Spreeblick», des selbst ernannten «Unterhaltungs-, Kultur- und Meinungskanals und Gegenpols zur bestehenden Medienlandschaft».
Die meisten der frisch gekürten Preisträger arbeiten unabhängig, ohne die Unterstützung großer Verlage oder Institutionen. Friedrich Hagedorn vom Adolf-Grimme-Institut würdigte vor allem, «dass immer mehr Websites neue Formen wie Podcasts, Blogs und Bewegtbilder einsetzen» und ihren Nutzern zugleich «inhaltliche Qualität auf höchstem Niveau» böten. Dagegen betonten die Mitglieder der Kommission, die über die Nominierungen entschieden hatte, dass «stimmige webspezifische Experimente mit publizistischem Qualitätsanspruch» im Netz «nach wie vor selten» seien.
Vor allem von Online-Kulturanbietern hatte sich die Kommission nach eigenen Angaben «mehr interessante und zeitgemäße Einreichungen» erhofft. Dennoch ist das Internet aus vielen Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. So erntete der Moderator des Abends, Jörg Thadeusz, zustimmendes Gelächter der etwa 200 geladenen Gäste, als er fragte: «Welches Naivchen geht denn heutzutage noch zu einem Date, ohne den Namen des potenziellen Partners vorher bei Google eingegeben zu haben?»
Die Lobreden auf die Preisträger hielten außer Yogeshwar die WDR-Moderatorin Anne Gesthuysen, Natalie Licard aus der ARD-Show «Harald Schmidt» und die Schauspieler Pegah Ferydoni, Fabian Busch und Maggie Peren. Nach dem Wunsch der Düsseldorfer Landesregierung soll der Grimme Online Award auch im nächsten Jahr wieder in einer Stadt in Nordrhein-Westfalen verliehen werden.