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Maaz: Ostalgie-Shows verniedlichen DDR +++ Fotograf und Regisseur Oliver Herrmann gestorben +++ Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie geben sich euphorisch - Eichinger verzichtet auf Posten +++ Protestkampagne gegen das Filmförderungsgesetz +++ Kurzfilmszene macht Ludwigsburg zur Festivalstadt
Maaz: Ostalgie-Shows verniedlichen DDRDer hallesche Psychotherapeut Maaz hat die Ost-Show-Welle im Fernsehen scharf kritisiert. Er sagte der "Leipziger Volkszeitung", nach der Reduzierung auf Stasi und wirtschaftliches Chaos erscheine die DDR nun als Gehege voller putziger Menschen. Die DDR werde ein bisschen wie im Zoo dargestellt und erfahre damit eine neuerliche Abwertung. Auf die Dämonisierung folgten jetzt Verniedlichung und Verharmlosung. Maaz forderte den ernsthaften Vergleich der Alltags- und Beziehungskultur in Ost und West. Andernfalls lasse die innere Einheit noch lange auf sich warten.
Ungeachtet aller Kritiken wird RTL heute Abend um 21.15 Uhr seine zweite "DDR-Show" starten. Die Premiere vor einer Woche hatte die Zuschauerrekorde aller Ostalgie-Shows im MDR, ZDF und Sat.1 gebrochen. 6,4 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung mit Moderator Oliver Geissen und Eiskunstlauf-Prinzessin Katarina Witt. In der heutigen Sendung erzählen Nina Hagen und Gregor Gysi über ihre Erfahrungen in und mit der DDR.
Quelle: mdr
Fotograf und Regisseur Oliver Herrmann gestorben
Der Fotograf, Film- und Theaterregisseur Oliver Herrmann ist überraschend im Alter von 40 Jahren gestorben. Wie das Berliner Ensemble am Mittwoch mitteilte, starb Herrmann bereits am vergangenen Donnerstag in der Hauptstadt. Über die Todesursache gab es keine Angaben. Herrmann soll an einer Krankheit gelitten haben. Der Sohn der Bühnenbildner Ursel und Karl-Ernst Herrmann hatte erst vor wenigen Tagen seinen neuesten Film zu Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" mit einer Aufnahme von den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle vollendet.
Das Berliner Ensemble sprach in seinem Nachruf von einem "großen schmerzlichen Verlust für das Theater, die Musik und vor allem für den Film, dem sich Oliver Herrmann mit großer Fantasie immer mehr zugewandt hat".
1999 drehte Herrmann zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Sängerin Christine Schäfer, den Musikfilm "Eine Nacht. Ein Leben" nach Arnold Schönbergs "Pierrot Lunaire". Mit Schäfer drehte er auch den Musikfilm "Dichterliebe" nach Robert Schumanns Liederzyklus und inszenierte mit ihr bei der "Ruhrtriennale 2002" in Duisburg eine Aufführung von Schuberts "Winterreise".
Der 1963 in Bremen geborene Herrmann, der auch in New York und Havanna zur Schule ging, arbeitete seit 1981 als Theaterfotograf an zahlreichen großen Häusern wie dem Schauspielhaus Bochum, an der Brüsseler Oper, am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen. Zur Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" in Wien veröffentlichte er den Bildband "Heldenplatz im März 1988". Herrmann arbeitete mit Regisseuren wie George Tabori, Claus Peymann und Luc Bondy zusammen. 1989 führte er Regie bei der Opernverfilmung "La Finta Giardiniera" in Brüssel und die Kamera bei dem Kurzfilm "Zehn Jahre" von Thomas Brasch.
Quelle: orf
Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie geben sich euphorisch - Eichinger verzichtet auf Posten
Berlin (ddp). Der Macher blieb im Hintergrund. Ausgestattet mit dunkler Sonnenbrille und Zigarette setzte sich Erfolgsproduzent Bernd Eichinger an den Rand im Berliner Hotel Adlon. Nicht nur auf einen Platz auf dem Podium hatte der Mitinitiator der Deutschen Filmakademie am Dienstag bei der Vorstellung der Institution verzichtet. Auch auf einen Posten im Vorstand der Branchenvertretung - «angesichts der Kritik an seiner Person» im Zusammenhang mit der Akademie, wie er sagte.
Rund zwei Jahre hatte es gedauert, bis die von Eichinger gemeinsam mit Produzent Ulrich Felsberg und Regisseur Helmut Dietl - bereits im Vorfeld viel diskutierte und teils auch kritisierte - Institution das Licht der Welt erblickte. Die Liste der rund 100 Gründungsmitglieder liest sich jetzt wie das Who is Who des deutschen Films: Neben Mario Adorf sind Michael Ballhaus, Daniel Brühl, Hannelore Elsner, Volker Schlöndorff, Wim Wenders oder Doris Dörrie dabei. Nun sollen viele weitere Filmschaffende zur Mitarbeit angeworben werden.
Eine sehr «emotionale Sache» sei die Gründung, betonte Eichinger. Dem konnten sich andere nur anschließen: «Großartig» sei das, sagte Schauspieler Jürgen Vogel, der «stolz ist, dabei zu sein». Für ihn sei das größte Problem des deutschen Films gewesen, dass es kein Kommunikationsforum gegeben habe, sondern eine «Cliquen- und Gangbildung» - und dies sei für den deutschen Film «absolut destruktiv» gewesen.
Auch Star-Kameramann Michael Ballhaus, der schon seit Jahren in den USA arbeitet, nannte die Einrichtung «längst überfällig». Es sei für ihn «unbegreiflich» gewesen, dass es eine solche Front gegen das Projekt gegeben habe und ein Gefühl bei manchen, die drei Initiatoren wollten damit eine persönliche Sache durchziehen.
In «erstaunlicher Harmonie», aber auch mit Zähigkeit in der Diskussion hätten die Teilnehmer bei der Gründungsversammlung am Montag debattiert, sagte Produzent und Gründungspräsident Günter Rohrbach. Einstimmig sei die Satzung verabschiedet worden, derzufolge die Akademie den deutschen Film fördern und die Verleihung des Deutschen Filmpreises vorbereiten und veranstalten soll. Gerade letzteres hatte jedoch auch Kritik und Ängste bei Filmschaffenden hervorgerufen, ein Akademiepreis würde «Filme von etablierten Regisseuren» favorisieren, wie es in einem Offenen Brief an Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hieß.
Weiss stellte bereits jetzt klar, dass der Filmpreis ein «Förderinstrument des Staates» bleibe und dieser durch «den langen Vorlauf» ohnehin 2004 in der bewährten Form verliehen werde. Felsberg seinerseits betonte, die Akademie wolle keinen zweiten Filmpreis und keine Gegenveranstaltung. Das Auswahlverfahren für die Preisträger solle aber in einem «demokratischen Verfahren» der Branche überlassen werden. Auch Regisseur Andres Dresen («Halbe Treppe») glaubt, die Situation werde sich nicht «zum Nachteil der kleinen Filme» entwickeln.
Protestkampagne gegen das Filmförderungsgesetz
Berlin (ddp). Mit einer Kampagne in den Mitgliederkinos protestiert der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) gegen das Filmförderungsgesetz. Die Aktion mit Trailern und Flugblättern startet am Donnerstag und soll nach Verbandsangaben vom Mittwoch «auf die existenzbedrohenden Auswirkungen der geplanten Erhöhung der gesetzlichen Filmabgabe für Kinos» aufmerksam machen.
Der Verband bezeichnete die Belastungen, die sich für die Kinobetreiber um bis zu 33 Prozent erhöhten, als «einseitig und ungerecht». HDF-Präsident Steffen Kuchenreuther sagte, die «drastische Belastung» der Filmtheater gefährde die vielfältige deutsche Kinokultur. Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) mache die Filmtheater «zum Zahlmeister der Filmnation Deutschland».
Der HDF hatte im Vorfeld der Kampagne auch schon verfassungsrechtliche Bedenken gegen das Filmförderungsgesetz geäußert.
Kurzfilmszene macht Ludwigsburg zur Festivalstadt
Ludwigsburg (ddp-bwb). Ludwigsburg ist ab heute Treffpunkt für Filmemacher aus ganz Europa. Bis zum 15. September werden im Rahmen des Europäischen Kurzfilmfestivals auf dem Gelände der Filmakademie Baden-Württemberg 59 Filme aus 16 Ländern gezeigt. Für die Filmemacher winken Preisgelder in Gesamthöhe von 50 000 Euro. Über die Vergabe der Auszeichnungen entscheidet eine fünfköpfige Jury.
Das Kurzfilmfestival in der Barockstadt ist nach dem Spielfilmwettbewerb im Juli in Stuttgart der zweite Teil des 3. Europäischen Filmfests. Die Kurzfilme, die maximal 35 Minuten lang sein dürfen, werden in Blöcken von jeweils 80 Minuten gezeigt. Werkstattgespräche und Partys stehen ebenfalls auf dem Programm. Eröffnet wird das Festival mit dem Film «This Charming Man» des dänischen Regisseurs Martin Strange-Hansen, der bereits mit einem Kurzfilm-Oscar ausgezeichnet wurde.
(www.filmfest-s-lb.de)