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Yam und MTV starten Kooperation zur Unterstützung von Newcomern +++ Beim Grand Prix sollen künftig Soul und Pop dominieren
Yam und MTV starten Kooperation zur Unterstützung von Newcomern
Hamburg (ddp). Die Jugendzeitschrift «Yam» und die Musiksender «MTV» und «MTV2 Pop» starten eine Kooperation zur Unterstützung junger Künstler aus Rock und Pop. Ab sofort präsentieren sie alle zwei Wochen einen «Newcomer» aus dem Musikbusiness, wie der Axel Springer Verlag am Dienstag in Hamburg mitteilte. Ausgewählt werden die Sänger und Bands gemeinsam von «Yam» und «MTV/MTV2 Pop». Die Musiksender spielen die aktuellen Videos der Künstler. Die Zeitschrift begleitet die Newcomer redaktionell. Außerdem werden sie zusätzlich auf www.yam.de und www.mtv.de vorgestellt.
Beim Grand Prix sollen künftig Soul und Pop dominieren
Hamburg (ddp). Gaga ist Geschichte, wenn es nach den deutschen Machern des Grand Prix Eurovison geht. Es sei vorbei mit «Klamauk und Schlagern», verkündete NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer bei der Kandidatenvorstellung am Montagabend in Hamburg. Mit den 15 auserwählten Künstlern könne man sich bei der Vorentscheidung in Kiel auf eine «moderne Popsendung» freuen. Jetzt soll das Wohlwollen der internationalen Zuschauer-Jury in Riga mit international eingefärbter Popmusik erspielt werden.
So haben viele der nominierten Einzelkünstler oder Bandmitglieder ihre Wurzeln in der Türkei, Italien, Kanada, Polen oder den USA. Gäbe es einen speziellen Vielsprachenwettbewerb beim Grand Prix, könnten in diesem Jahr gleich zwei Gruppen gewinnen. Die Plattenfirma Universal lässt nämlich einmal die Band «Tagträumer» zusammen mit der Sängerin Aynur in Türkisch, Englisch und Deutsch auftreten, um «eine Brücke zwischen Islam und Christentum zu schlagen». Eine andere Brücke für Universal - nämlich die zwischen Polen und Deutschland - soll die Formation «Troje» nicht minder babylonisch auf Russisch, Polnisch und Deutsch besingen. «Troje» haben übrigens noch ein zweites Eisen im Feuer: In ihrer polnischen Heimat bereits Stars, lassen sie es sich nicht nehmen, auch bei der Vorentscheidung in Polen teilzunehmen.
Dass die Kanzlerstimme Elmar Brandt, Tobias Schacht alias «Der Junge mit der Gitarre und die Sängerin Senait bei der Vorausscheidung dabei sein würden, wusste jeder. Durch die Kooperationen mit den Zeitungen »Bild«, »Frankfurter Allgemeine« (FAZ) und »Tageszeitung« (taz), die sich wiederum von Warner, Edel und Universal vor den Karren spannen ließen, war das unausweichlich. Die Entscheidung, wer an den nationalen Vorentscheidungen teilnimmt, liegt seit jeher bei den marktbeherrschenden Plattenfirmen. Und das sind in Deutschland BMG, Edel, EMI, Jupiter, Sony, Universal und Warner.
Die »Bild« hatte schon 2002 Stefan Raab zum Finale nach Schweden geschrieben und setzt nun zusammen mit Warner auf Elmar Brandt. Für FAZ und taz sind solche Kooperationen neu. Die Frankfurter sind wie die Mutter zum Kinde gekommen, nachdem im vergangenen Jahr ein Redakteur einen abfälligen Kommentar zum Grand Prix verfasst hatte: Organisator Meier-Beer rief entzürnt zurück und schlug vor, es doch bitte mit einem eigenen Kandidaten besser zu machen.
Viele der nominierten Bands und Künstler betrachten den Grand Prix als großes Sprungbrett. Der Songwriter »Elija, der ebenso wie der Italo-Barde «Sascha Pierro» von EMI als großer Verführer ins Rennen geschickt wird, ist zum Beispiel einer, der Hoffnungen hat, ihnen selber aber noch nicht so recht Glauben schenken mag. «Ralph Siegel braucht einen Nachfolger - vielleicht klappts ja mit der Karriere, sonst wars ein Riesenjahr für mich», sagt der Dresdner realistisch. Denn das Musikgeschäft ist für die Künstler wie eine Lotterie. Der Plattenvertrag ist Glückssache und wenn es soweit ist, muss sich die Sache schnell und gut verkaufen.
Bei der Nominierung und bis zur Vorausscheidung werden noch alle Teilnehmer von ihrer Plattenfirma und den Medien hofiert. Die Anfahrt zur Nominierung auf der Hamburger Reeperbahn genoss beispielsweise der von Sony bestellte «Joachim Deutschland» in einer Stretchlimousine. Mit einer gefährlich tief sitzenden Armeehose, Goldschmuck und einem offenen Pelzmantel auf dem nackten Oberkörper, verbreitete er Ghetto-Flair und führte mit einem herzhaften Griff in den Schritt und der Enthüllung des Allerwertesten auch die offene Provokation auftragsgemäß aus. Sollte diese Art von Performance oder sein als «Schwarz-Punk vorgestellter Musikstil selbst bei den Jugendlichen nicht ankommen, wird »Joachim Deutschland« seine Goldketten schnell wieder abgeben müssen.
Ralph Siegel will mit einem lebenslustigen Lied gegen »Politikverdrossenheit, Teuro und Naturkatastrophen« öffentliche Sinnstiftung betreiben, und vor allem wieder einmal einen Grand Prix gewinnen. Für sein Ego und sein kleines Schlagerimperium Jupiter Records schickt er den Rotschopf »Lou ins Rennen. Zwar ist der Beitrag als «Popsong» deklariert, aber so lange Ralph Siegel am Grand Prix teilnimmt, wird es Schlager geben.
Folgende 15 Interpretinnen und Interpreten (in alphabetischer Reihenfolge) treten in Kiel an:
- Beatbetrieb «Woran glaubst du?», Musik (M): Theo Eissler, Michael Janz, Derek von Krogh, Tobi Wörner; Text (T): Theo Eissler, Michael Janz, Daniel Pieper, Derek von Krogh, Götz von Sydow Universal/Polydor;
- Charlemaine «Life», M+T: Charlemaine & Peter Ries BMG Berlin;
- Der Junge mit der Gitarre (DJMDG) «Die Seite, wo die Sonne scheint», M+T: DJMDG (Tobias Schacht) edel records;
- Die Gerd Show «Alles wird gut», M: Michael Kernbach; T: Elmar Brandt, Peter Burtz, Michael Kernbach Warner Music;
- Elija «Somehow-somewhere», M: André Franke; T: André Franke, William Lennox EMI Music Germany;
- Freistil «Hörst du meine Lieder» M+T: Nico Sukup, Simon & Philipp Schmid, Fabian Keitel, Dieter Falk BMG Ariola München;
- Isgaard «Golden Key», M: Jens Lück; T: Sabine Lück edel records;
- Joachim Deutschland «Marie», M+T: Joachim Deutschland Sony Music Entertainment;
- Lou «Lets Get Happy», M: Ralph Siegel; T: Bernd Meinunger Jupiter Records;
- Lovecrush «Love Is Life», M: Peter Bischof-Fallenstein; T: Sabine Mayer-Förster Warner/Wea;
- Sascha Pierro «Wenn Grenzen fallen», M: : Sascha Pierro, Pat Benzer; T: Sascha Pierro, Pat Benzer, Peter Hoffmann EMI Music Germany;
- Senait «Herz aus Eis», M: Senait, Frank Ramond; T: Oliver Pinelli, Frank Ramond Universal/Polydor;
- Tagträumer feat. Aynur «Living In A Perfect World (Mükemel Dünja Icin)», M: Andy Jonas, Arno Brugger; T: Andy Jonas Universal/Koch;
- Troje «Liebe macht Spaß», M: André Franke; T: Joachim Horn Bernges Koch Universal GmbH;
- Vibe «Für immer», M: Daniel Biskan, Philipp Palm, Julian Maas; T: Daniel Biskan, Philipp Palm Sony Music;