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17.4.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Frankfurt/M.: Elfriede Jelinek betrachtet sich als «lebende Tote» +++ Weimar: Schillerstiftung verleiht Ehrengaben +++ New York: US-Schriftsteller McCarthy mit Pulitzerpreis geehrt +++ Berlin: «Die fetten Jahre sind vorbei» feiert Premiere +++ München: Carl-Amery-Literaturpreis für Feridun Zaimoglu


Frankfurt/M.: Elfriede Jelinek betrachtet sich als «lebende Tote»
Frankfurt/Main (ddp). Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (60) empfindet sich «als eine lebende Tote». Aufgrund ihrer psychischen Erkrankung, über die sie nicht weiter sprechen wolle, könne sie nicht leben, nicht reisen und keine Menschen ertragen, sagte Jelinek der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Dienstagausgabe). Sie könne es auch nicht aushalten, angeschaut zu werden. «Diese Art von lebendigem Totsein hat mich darauf gebracht, zu veröffentlichen und eben nicht zu veröffentlichen», sagte die österreichische Schriftstellerin mit Blick auf ihren im Internet erscheinenden «Privatroman» mit dem Titel «Neid». Unter elfriedejelinke.com sind bereits zwei Kapitel des Werks zu lesen. Laut der Autorin wird «Neid» nicht in Buchform erscheinen.

Weimar: Schillerstiftung verleiht Ehrengaben
Weimar (ddp-lth). Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 verleiht am 10. Mai in Weimar zwei ihrer Ehrengaben. Die Schriftstellerin Ulrike Kolb aus Frankfurt am Main werde mit der Eugen-Viehof-Ehrengabe ausgezeichnet, der in Berlin lebende Autor, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Michael Speier erhalte die Adolf-Mejstrik-Ehrengabe, teilte die in Weimar ansässige Stiftung am Dienstag mit. Die Auszeichnungen seien jeweils mit 5000 Euro dotiert.
Die Mejstrik-Ehrengabe wird nach Angaben der Stiftung vor allem an verdiente deutschsprachige Lyriker verliehen. Unter den bisherigen Preisträgern seien in den 1920er Jahren Rainer Maria Rilke und Hermann Hesse gewesen. Mit der Viehof-Auszeichnung würden seit 1996 die herausragenden literarischen Leistungen deutschsprachiger Schriftsteller gewürdigt.
Die insgesamt fünf Ehrengaben der Schillerstiftung gehen auf Stifterpersönlichkeiten in Vergangenheit und Gegenwart zurück, die der Weimarer Literaturfördereinrichtung großzügige Zustiftungen zukommen ließen. Zweimal jährlich werden einzelne Auszeichnungen vergeben, einmal im Umfeld zu Schillers Geburtstag im November und einmal zu seinem Todestag im Mai.

New York: US-Schriftsteller McCarthy mit Pulitzerpreis geehrt
New York (ddp). Der US-Schriftsteller Cormac McCarthy bekommt für seinen Endzeitroman «Die Straße» den mit 10 000 US-Dollar dotierten Pulitzerpreis. Das teilte die Jury der Columbia-Universität in New York im Internet mit. Der 73-jährige McCarthy ist bekannt für einen drastischen Stil. Er wurde bereits mit dem Faulkner Award, dem American Academy Award, dem National Book Award und dem National Book Crities Circle Award ausgezeichnet.
In «Die Straße» wandern ein Vater und sein Sohn durch ein verbranntes Amerika. Ihr Ziel ist die Küste, obwohl sie nicht wissen, was sie dort erwartet. Sie haben einen Revolver mit zwei Schuss Munition bei sich und alles, was sie besitzen, in einer Einkaufskarre.

Berlin: «Die fetten Jahre sind vorbei» feiert Premiere
Berlin (ddp). Der Kinofilm «Die fetten Jahre sind vorbei» von Hans Weingartner feiert heute seine Premiere als Theaterstück im Maxim Gorki Theater in Berlin. In der Inszenierung von Regisseur Frank Abt proben drei junge Menschen den Widerstand: Sie brechen in die Villen reicher Leute ein und sorgen mit gezielten Verwüstungen bei den Bewohnern für Verunsicherung. Doch plötzlich endet eine ihrer Aktionen mit einer Entführung.
In den Hauptrollen spielen Iringó Réti, Maximilian Grill, Gunnar Teuber und Horst Kotterba. In dem Kinofilm waren Julia Jentsch, Daniel Brühl und Stipe Erceg die Hauptdarsteller.

München: Carl-Amery-Literaturpreis für Feridun Zaimoglu
München (ddp-bay). Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu erhält am Dienstag (20.00 Uhr) im Münchner Literaturhaus den Carl-Amery-Literaturpreis. Er ist der erste Preisträger der mit 6000 Euro dotierten Auszeichnung, die künftig alle zwei Jahre vom Verband deutscher Schriftsteller in Bayern mit Unterstützung des Luchterhand Literaturverlages und von ver.di Bayern vergeben werden soll. Mit dem Preis werden deutschsprachige Autoren für ihr Werk ausgezeichnet, die «mit ihrer zeitkritischen Literatur neue ästhetische Wege gehen und damit das Spektrum literarischer Möglichkeiten zu erweitern suchen».
Zaimoglu nutze das Abhorchen von gesellschaftlichen, sozialen Realitäten dazu, «die deutsche Sprache herauszufordern, zu überdehnen, anzureichern», begründete die Jury ihre Entscheidung. «Von Shakespeares Jago bis zu dem türkischen Mädchen Leyla verwandelt er Wut in Rhythmus, Gewalt in poetischen Rap und die Träume und Anmaßungen von Selbstbehauptung und Identität in weit schwingende epische Bögen.»
Zaimoglu wurde 1964 im anatolischen Bolu geboren und lebt seit 35 Jahren in Deutschland. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, 2004 den Adelbert-von-Chamisso-Preis und 2005 den Hugo-Ball-Preis.