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Leipzig: Bibliothekare beraten über freien Zugang zu Wissen +++ Leipzig: «Stiftung Lesen» will Deutschunterricht umgestalten


Leipzig: Bibliothekare beraten über freien Zugang zu Wissen
Leipzig (ddp-lsc). Knapp 3000 Bibliothekare und andere Informationsspezialisten aus ganz Deutschland und dem Ausland beraten seit Montag auf dem 3. Bibliothekskongress in Leipzig über den freien Zugang zu Information und Wissen. Bis zum Beginn der Leipziger Buchmesse am Donnerstag werden sie in knapp 200 Vorträgen und Workshops über neue Entwicklungen und Konzepte der Bibliotheksarbeit debattieren sowie Erfahrungen austauschen, wie die Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Birgit Schneider, sagte.
Im Mittelpunkt dieses Kongresses, der alle drei Jahre von der Bundesvereinigung «Bibliothek & Information Deutschland» (BID) veranstaltet wird, steht diesmal das Thema «Information und Ethik». Gastland der Veranstaltung ist Dänemark, dessen Bibliothekensystem als weltweit vorbildlich gilt.
Ein Schwerpunkt der Diskussionen wird die wachsende Bedeutung digitalisierter Medien auch in den Bibliotheken sein. Sie müssen sich auf diesen Trend einstellen, um auf dem Informationsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Die «hybride Bibliothek», die ihren Nutzern sowohl Bücher als auch digitale Medien zur Verfügung stellt, verändert Schneider zufolge auch das Berufsbild des Bibliothekars.
«Eine Bibliothek ist Dienstleister, Mittler und Lernort für einen qualifizierten Umgang mit den Medien», betonte Schneider. Die dauerhafte Bewahrung der Medien habe mit der Digitalisierung eine neue Dimension bekommen. Jens Thorhauge, der Direktor der zentralen Steuerungsagentur für Bibliotheken in Dänemark, sagte, die Bibliotheken der Zukunft könnten den Nutzern unter anderem helfen, ihr digital erworbenes Wissen zu verarbeiten und für sich optimal auszunutzen.
Die Bibliotheken präsentieren sich auf dem Leipziger Kongress unter anderem als außerschulische Lernorte. Dazu werden erfolgreiche Kooperationen mit Schulen sowie Projekte zur Leseförderung vorgestellt. Kontrovers diskutiert wird voraussichtlich über die vor wenigen Tagen geschlossene Vereinbarung zwischen dem Bibliotheksverband und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Vorschläge zur Novellierung des Urheberrechts enthält. Ein umstrittener Punkt des Kompromiss-Papiers ist die Vereinbarung, dass Bibliotheken digitale Angebote nur dann bekommen, wenn sie auch die gedruckte Version weiterhin erwerben. «Das wollte der Börsenverein. Dies belastet aber das Budget der Bibliotheken», erklärte die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, Claudia Lux.

Leipzig: «Stiftung Lesen» will Deutschunterricht umgestalten
Leipzig/Mainz (ddp). Die «Stiftung Lesen» setzt sich für eine Umgestaltung des Deutschunterrichts an den Schulen ein. Ein Teil des Unterrichts sollte nicht benotet werden, um den Jugendlichen nicht den Spaß an der Literatur zu nehmen, sagte der Leseforscher der Stiftung, Bodo Franzmann, in Mainz.
Kein Jugendlicher lese ein Buch in der Schule mit Spaß und Entspannung, wenn er wisse, dass er anschließend darüber abgefragt werde, sagte Franzmann. Um die Lesefähigkeit aber zu verbessern, komme es entscheidend darauf an, bei den Kindern und Jugendlichen den Spaß am Lesen zu fördern.
Außerdem sollten die Schüler an der Auswahl der Unterrichtslektüre beteiligt werden, forderte Franzmann. Das Gewinnerland der PISA-Studie, Finnland, habe damit sehr gute Erfahrungen. Untersuchungen zeigten, dass Lehrer und Schüler völlig unterschiedliche Vorstellungen davon haben, welche Bücher gelesen werden sollten. Und wenn ein Jugendbuch wie «Rolltreppe abwärts» seit mehr als 20 Jahren auf den Lehrplänen stehe, dann laufe etwas schief, kritisierte Franzmann. Zudem sollten sich die Schulen von der Vorstellung verabschieden, dass nur das Lesen von Büchern sinnvoll sei. Mit Magazin-Texten könnten zum Beispiel gerade die Jungen in den Klassen erreicht und zum Lesen gebracht werden.
Bei der PISA-Studie schnitten deutsche Schüler bei der Lesekompetenz unterdurchschnittlich ab, jeder fünfte Schüler in Deutschland gilt als schwacher oder gar schwächster Leser. 42 Prozent der Schüler gaben an, nicht zum Vergnügen zu lesen - der schlechteste Wert aller teilnehmenden Staaten. Laut einer Studie der «Stiftung Lesen» meinen die Lehrer zwar, dass die Vermittlung von Lesefreunde im Unterricht an erster Stelle stehen sollte, mehr als die Hälfte der Schüler erklärt hingegen, dass sie Schultexte nie freiwillig läsen. Drei Viertel der Mädchen und Jungen gaben an, noch nie einer Buchempfehlung ihres Lehrers gefolgt zu sein.