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Metzmacher geht - Dirigent sieht keine Perspektive - Horáková weist Kritik an Hamburgs Kulturpolitik zurück +++ Bamberg: Ex-Intendant muss Schadensersatz wegen Misswirtschaft zahlen +++ Chef der Frankfurter Singakademie erhält Bundesverdienstkreuz
Metzmacher geht - Dirigent sieht keine Perspektive - Horáková weist Kritik an Hamburgs Kulturpolitik zurückHamburg (ddp-nrd). Der Dirigent Ingo Metzmacher wird Hamburg verlassen. Der Generalmusikdirektor der Hansestadt teilte Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) schriftlich mit, seinen bis 31. Juli 2005 laufenden Vertag nicht zu verlängern. Nach Angaben der Hamburgischen Staatsoper sieht der 45-Jährige in der gegenwärtigen Situation für seine künstlerische Arbeit in Hamburg keine Perspektive. Während das Philharmonische Staatsorchester die Gründe als nachvollziehbar bezeichnete, wies Horáková die Kritik an der Kulturpolitik der Hansestadt zurück.
Metzmacher fürchtet, dass das Haus, das er seit 1997 musikalisch leitet, auf einen «langsamen Tod» zusteuert. Zwar habe ihn die Kultursenatorin Horáková zu einem Gespräch über die Vertragsverlängerung eingeladen, aber keine Perspektive für Oper und Philharmonisches Staatsorchester aufzeigen können, sagte Metzmacher der Wochenzeitung «Die Zeit». Seit zehn Jahren sei der Zuschuss für die Oper trotz gestiegener Kosten gleich geblieben. Zwei geplante Opernproduktionen, Messiaens «Saint Francois d\'Assise» und «Les Troyens» von Berlioz, habe man für die kommenden Spielzeiten bereits kippen müssen.
Die Politiker wüssten nicht mehr, wohin der Weg gehen soll, kritisierte Metzmacher: «Hamburg ist die zweitgrößte Stadt in Deutschland und will die Olympischen Spiele. Da finde ich es einfach keine verantwortliche Politik, wenn die Stadt ihre Oper und ihr Orchester hängen lässt», sagte er.
Der Orchestervorstand nahm die Entscheidung des Generalmusikdirektors «mit Respekt zur Kenntnis». Seine Gründe, den Vertrag nicht zu verlängern, bereiteten dem Orchester mit Blick auf die künstlerische Zukunft große Sorgen. Unter den gegebenen Umständen werde kein international renommierter Dirigent die Nachfolge Ingo Metzmachers antreten wollen. Gleichzeitig äußerte der Orchestervorstand die Hoffnung, dass der Weggang des Dirigenten die Stadt Hamburg zu einem Überdenken ihrer Kulturpolitik bewegt.
Laut Horáková ist der Vorwurf, die Stadt habe Oper und Orchester «hängen gelassen», nicht gerechtfertigt. Die Stadt übernehme die Tarifsteigerungen, verhandle eine verlässliche Festschreibung der Subventionen für weitere drei Jahre und baue für die Oper für 37 Millionen Euro ein modernes Betriebsgebäude. «Es war uns allerdings jetzt unmöglich, Herrn Metzmacher eine substantielle Erhöhung der Zuwendungen zu versprechen», sagte die Kultursenatorin.
Die Entscheidung des Dirigenten bedauerte Horáková. Metzmacher habe das Hamburgische Staatsorchester durch sein Wirken weit über Hamburgs Grenzen bekannt gemacht und sein Renommee auch im internationalen Vergleich gesteigert. Gleichzeitig bemängelte die Politikerin, von der Entscheidung in der Presse erfahren zu haben. Als Aufsichtsratsvorsitzende hätte sie es begrüßt, vom Generalmusikdirektor vor der Presse informiert zu werden. Dieser Stilbruch enttäusche sie zutiefst.
Petr Jerabek
Bamberg: Ex-Intendant muss Schadensersatz wegen Misswirtschaft zahlen
Bamberg (ddp-bay). Der Ex-Intendant der Bamberger Symphoniker, Mathias Weigmann, muss dem Orchester wegen Misswirtschaft 45 000 Euro Schadensersatz zahlen. Der geschasste Intendant hatte das Orchester zunächst auf 55 000 Euro Lohnnachzahlung verklagt. Die Symphoniker hatten Weigmann hingegen für das Defizit des Ensembles verantwortlich gemacht und ihrerseits 45 000 Euro gefordert. Dieser Gegenklage gab das Gericht am Mittwoch statt.
Der Bamberger Orchesterverein hatte Weigmann Ende März 2001 fristlos entlassen. Weigmann hatte die Kündigung hingegen für ungültig erklärt und gerichtlich den entgangenen Lohn für die Zeit von April bis August eingefordert. Das Zivilgericht urteilte nun, dass die Kündigung wirksam war: «Der Kläger hat seine vertraglich übernommene Verantwortung in einer Weise verletzt, dass den Bamberger Symphonikern eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zugemutet werden konnte», sagte der Vorsitzende Richter Elmar Reuß.
Ein weiterer wichtiger Grund für die außerordentliche Kündigung liege im Verhalten des Klägers im Umgang mit den finanziellen Mitteln des Orchesters. Das «Finanzgebaren Weigmanns» habe das Vertrauensverhältnis «zerrüttet». Er habe durch «unsachgemäße und überhöhte Ausgaben ein beträchtliches Defizit zum Großteil mitverursacht» und die Symphoniker an den Rand der Zahlungsunfähigkeit und damit der Insolvenz geführt. Allein die Ausgaben für Aushilfsmusiker, Gastdirigenten und -solisten überstiegen die vorgesehenen Kosten um das Fünffache. Dies sei auch durch eine «künstlerische Gestaltungsfreiheit» nicht mehr gedeckt.
In der Schadensersatzsumme von 45 000 Euro enthalten sind auch 10 000 Euro, die sich Weigmann in seiner Funktion als Intendant selbst bar ausbezahlte beziehungsweise auf sein Konto überwiesen hatte. Die Selbstbedienung war jedoch nicht Gegenstand der Verhandlung, der Betrugsvorwurf blieb unausgesprochen. Der Rest der Summe ergibt sich aus überzahltem Gehalt und der Begleichung einer privaten Rechnung auf die Kreditkarte des Vereins. Das Urteil kann vorläufig vollstreckt werden. Berufung wurde zugelassen.
Chef der Frankfurter Singakademie erhält Bundesverdienstkreuz
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Der Frankfurter Singakademie-Vorstandschef Manfred Balzer erhält das Bundesverdienstkreuz. Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) überreicht die Auszeichnung am Mittwoch, kündigte die Stadtverwaltung an. Balzer wird damit für seine Verdienste um die Musikkultur und die kulturellen Beziehungen zu Polen geehrt. Der Ur-Frankfurter leitet seit 1991 ehrenamtlich die Geschicke des weithin bekannten Chores, der häufig auch im Nachbarland auftritt.