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Bei "Don Giovanni" versagte überalterte Bühnentechnik +++ 8000 Besucher erlebten "Musik und Technik" beim Sächsischen Mozartfest +++ Samba-Formation inszeniert Straßenoper auf dem Berliner Karneval der Kulturen +++ Chefdirigent der Lausitzer Philharmonie gibt Abschiedskonzert +++ Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf Europatournee
Bei "Don Giovanni" versagte überalterte Bühnentechnik
In der traditionsreichen Staatsoper Unter den Linden in Berlin ist ein schwerer Defekt der überalterten Bühnentechnik für Besucher, Sänger und Bühnenpersonal glimpflich verlaufen. Wie die Oper am Dienstag mitteilte, war einer der überalterten hydraulischen Bühnenlastaufzüge mitsamt der an ihm befestigten Dekorationsteile unkontrolliert nach unten geknallt, statt wie programmiert nach oben zu fahren. Der Zwischenfall ereignete sich Pfingstmontag während des zweiten Aktes einer "Don-Giovanni"-Aufführung im Rahmen des Mozartfestes.
Bei dem Unfall verkeilte sich der Aufzug mit einem anderen Zug, an dem Scheinwerfer befestigt waren. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Die Aufführung musste für 20 Minuten unterbrochen werden. Dann wurde "Don Giovanni" mit großem Erfolg zu Ende gespielt, wie die Oper mitteilte. Intendant Georg Quander betonte: "Ähnliche Störungen sind in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgetreten, und man muss damit rechnen, dass die gesamten technischen Anlagen aus Sicherheitsgründen vom TÜV gesperrt werden." Er appelliere an die Politik, die "dringend erforderliche Sanierung des Theaters nicht weiter auf die lange Bank zu schieben".
8000 Besucher erlebten "Musik und Technik" beim Sächsischen Mozartfest
Chemnitz (ddp-lsc). Das 11. Sächsische Mozartfest ist am Pfingstmontag mit "Klassik und Jazz" im Veranstaltungszentrum Kirche Franken bei Waldenburg zu Ende gegangen. Wie Organisator Frank Streuber von der Sächsischen Mozart-Gesellschaft auf ddp-Anfrage in Chemnitz sagte, wurden mit knapp 8000 Besuchern in 39 Veranstaltungen die Erwartungen erfüllt. Das Thema "Musik und Technik" sei mit interessanten Interpreten und an besonderen Spielorten sehr gut umgesetzt worden.
Als Höhepunkte nannte Streuber das Eröffnungskonzert vom 4. Mai mit der Chemnitzer Sopranistin Jana Büchner, die mit dem ersten Sächsischen Mozartpreis ausgezeichnet wurde, und den Auftritt von Barbara Dennerlein an der Hammond-Orgel im Chemnitzer Industriemuseum. Das Programm "Vier mal vier Saiten" mit dem Auryn Quartett in der mehr als ausverkauften Chemnitzer Esche-Villa und der Aufritt der aserbaidschanischen Jazzpianistin Aziza Mustafa Zadeh seien ebenfalls Beiträge weit über dem musikalischen Durchschnittsniveau gewesen.
Nach Streubers Worten war das Festival eine gelungene Generalprobe für das 52. Deutsche Mozartfest und das 12. Sächsische Mozartfest im Mai 2003 in Chemnitz und Umgebung. Unter dem Motto "Mozart? Mozart!" werde der Frage nachgegangen, wie sich Menschen von heute zu Mozart stellen. Geplant seien beispielsweise ein Konzert mit Matthias Eisenberg (Orgel) und Jochen Kühn (Klavier) sowie ein Gastspiel des Ensembles Musica Antiqua aus Köln.
Das Mozartfest lebt von dem Konzept, eigene Veranstaltungen und Programme von Theatern, Chören und Orchestern der Region unter einem Thema zu verbinden. Ensembles wie die Chemnitzer Kantorei Pauli-Kreuz und die Sächsische Kammerphilharmonie seien nicht zuletzt dank Mozart über die Jahre künstlerisch gewachsen, sagte Streuber. Die Kontinuität und Ausstrahlung habe auch dazu beigetragen, dass sich zunehmend Sponsoren finden. Die Finanzierung des Festivals sei durch die Stadt Chemnitz, den Freistaat Sachsen und eine Reihe von Unternehmen für die nächsten Jahre gesichert.
(www.mozart-gesellschaft.de)
Samba-Formation inszeniert Straßenoper auf dem Berliner Karneval der Kulturen
Berlin (ddp). Schwere Regenwolken verdunkelten den Himmel über Berlin. Zunächst regnete es Bindfäden, aber wenig später goss es in Strömen. Am Pfingstsonntag versperrten die Regenschirme der Zuschauer den Blick auf den Umzug des Karnevals der Kulturen. Die Gruppe "Sapucaiu no Samba" nahm es gelassen. Als ob sie die Wettergötter besänftigen wollten, trommelten Sternschnuppen heiße Rhythmen. Traumtänzer in schillernden Kostümen schwangen ihre Hüften vorne weg. Eine Mondfrau auf Stelzen überragte anmutig das Spektakel. Und auf dem zum Himmelbett verwandelten Wagen sangen Valdir dos Santos und Letícia Coura brasilianische Lieder und spornten die Trommler an.
Die Fahnenträgerin Genilda Gourmez musste auf ihr farbenprächtiges Kostüm verzichten, das sie aus Rio de Janeiro mitgebracht hat. "Der Regen würde die Federpracht zerstören", bedauerte sie. Auch der vorgesehene Sternenhimmel aus Konfetti blieb aus. Dennoch rissen die 70 Trommler und 40 Tänzer das Publikum mit. Wie eine prachtvolle Straßenoper zog "Sapucaiu no Samba" durch die Straßen Kreuzbergs. Der Vorjahressieger des Karnevals der Kulturen genießt den Ruf als eine der "aufregendsten und vielseitigsten Samba-Formationen" in Deutschland: eine Zusammensetzung aus fünf Percussionbands, mehreren Tanzgruppen sowie Profimusikern aus der brasilianischen Szene in ganz Europa.
"Das schlechte Wetter ist schon ärgerlich", räumte Michael von Petrykowski ein. "Seit November haben wir uns auf diesen Auftritt vorbereitet. Ein neues Thema gesucht, Kostüme entworfen und geschneidert, den Wagen gestaltet und unzählige Proben hinter uns gebracht. Das ist ein unglaublicher Organisationsaufwand, der an den Nerven zerrt und obendrein Geld kostet." Der 38-jährige Trommler ist wie viele seiner Freunde seit dem ersten Karneval der Kulturen in Berlin 1996 jedes Jahr dabei. Der Umzug sei "gelebte Völkerverständigung, ein großes friedliches Fest", das zwar nicht die Welt verändere, aber wesentlich mehr zum interkulturellen Verständnis beitrage als die Loveparade.
Dietrich Kollöffel schwärmt von der brasilianischen Musikkultur. "Wer einmal in diese Atmosphäre eingetaucht ist, kommt da nicht wieder raus", sagte der 46-jährige Percussionist und Musiklehrer, der gemeinsam mit Christoph Renner, 38, für die musikalische Leitung der Samba-Gruppe zuständig ist. Kollöffel ist seit 20 Jahren und Renner seit 12 Jahren in der Szene aktiv. Beide sprechen portugiesisch und versuchen die unterschiedliche Musikkulturen Brasiliens in ihre Kompositionen aufzunehmen. "Wir haben viele Kontakte in Brasilien und Europa und besuchen Kulturfestivals in Barcelona, Kopenhagen, London-Notting Hill und natürlich den Karneval in Rio", sagte Renner, der sich ebenfalls als Percussionist und Musiklehrer durchschlägt. "Samba", betont Renner, "ist geballte Energie".
Michael Winckler
Chefdirigent der Lausitzer Philharmonie gibt Abschiedskonzert
Hoyerswerda/Görlitz (ddp-lsc). Mit einem französisch-italienischen Programm verabschiedet sich Christof Escher in dieser Woche als Chefdirigent der Neuen Lausitzer Philharmonie. Ab Mittwoch hat das Publikum noch einmal Gelegenheit, den scheidenden Generalmusikdirektor bei Konzerten in Hoyerswerda, Bautzen, Görlitz, Zittau und Kamenz zu erleben. Zum Ende der Saison verlässt er das Orchester, das er seit der Gründung 1996 geleitet hatte. Bereits ein Jahr zuvor war der gebürtige Züricher nach Ostsachsen gekommen, teilte die Philharmonie am Dienstag mit.
Im Konzert erklingen unter anderem Werke von Olivier Messiaen, Giacomo Puccini und Ottorino Respighi. Die junge Geigerin Mirijam Contzen stellt mit Ernest Chaussons "Poeme" und Maurice Ravels "Tzigane" zwei Erfolgsstücke der Konzertliteratur vor. Die vom Deutschen Musikrat geförderte Nachwuchskünstlerin kann bei diesen Werken das gesamte Klangspektrum der Violine ausspielen.
(www.neue-lausitzer-philharmonie.de)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf Europatournee
München (ddp-bay). Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Lorin Maazel ist am Dienstag zu einer Europatournee aufgebrochen. Die Reise führt das Orchester bis Sonntag nach Spanien, in die Schweiz und nach Liechtenstein, wie der Bayerische Rundfunk mitteilte. Am Mittwochabend findet im spanischen Zaragoza das erste Konzert statt. Die weiteren Stationen der Reise sind Malaga, Luzern und Vaduz.
Auf dem Programm stehen Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5 cis-Moll und Wolfgang Amadeus Mozarts Symphonie Nr. 29 A-Dur (Köchelverzeichnis 201). Weiterhin spielt das Ensemble Gustav Mahlers Symphonie Nr. 7 e-Moll, die im Gegensatz zur 5. Symphonie noch nicht im Rahmen des Münchner "Mahler-Zyklus" zu hören war. Der Zyklus wird nach der Europatournee am 3. Juni in München mit der 7. Symphonie fortgesetzt.