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Leipzig: Schaubühne wird erstes Aktientheater Deutschlands +++ Paris: Trubel um Houellebecqs Roman vor Veröffentlichung +++ Frankfurt/Main: Juliane Hielscher erhält den Debütpreis des Buddenbrookhauses 2005 +++ Mainz: Leander-Haußmann-Inszenierungen auf 3sat +++ Düsseldorf: Ausstellung zum 70. Geburtstag von Dieter Forte
Leipzig: Schaubühne wird erstes Aktientheater Deutschlands
Leipzig (ddp). Die von Geldsorgen geplagte Schaubühne Lindenfels in Leipzig geht einen neuen Weg der Kulturfinanzierung. Für 24 Euro können Interessierte Aktien kaufen und so Miteigentümer des Unternehmens wie auch des Theatersaals werden, wie Aufsichtsratschef René Reinhardt in Leipzig auf ddp-Anfrage sagte. Die ersten 1000 Aktien seien bereits verkauft. Er rechne damit, pro Jahr weitere 2000 Stück auszugeben. «Damit erreichen wir eine breitere Teilhaberschaft und machen uns weniger abhängig von öffentlichen Fördermitteln», erläuterte Reinhardt die Strategie dieser «deutschlandweit ersten Umwandlung eines Theaters in eine gemeinnützige AG».
Die Aktionäre erkaufen sich mit ihren Anteilsscheinen, die in einer Auflage von jeweils 1000 Stück von unterschiedlichen Künstlern gestaltet werden, auch ein Mitspracherecht am Unternehmen. «Einen Einfluss auf den Spielplan des Theaters erkauft man sich damit jedoch nicht», stellte Reinhardt klar.
Der Verein der Schaubühne war 1994 gegründet worden. Nach der Insolvenz des Eigentümers 2001 suchte der Verein nach einer neuen Finanzierungsmöglichkeit. Im vergangenen Jahr zählte die Schaubühne nach eigenen Angaben 49 000 Gäste. Das Haus wurde 2003 unter anderem mit dem Kinoprogrammpreis ausgezeichnet.
Paris: Trubel um Houellebecqs Roman vor Veröffentlichung
Der mit Spannung erwartete vierte Roman des für provozierende Aussagen bekannten französischen Erfolgsschriftstellers Michel Houellebecq macht bereits vor der Veröffentlichung Furore. Das Buch erscheint Ende des Monats auf Französisch und in der deutschen Übersetzung.
Es sei "unvermeidlich", dass Houellebecqs "La possibilite d\'une ile" ("Die Möglichkeit einer Insel", DuMont Verlag, Köln) über eine Klonsekte den höchsten französischen Literaturpreis Prix Goncourt bekomme, sagte der einflussreiche Schriftsteller und Herausgeber Philippe Sollers dem "Journal du Dimanche".
Auch Francois Nourissier, Mitglied der Goncourt-Jury, unterstützt Houellebecq seit langem. Dieses Urteil über den Roman steht im krassen Gegensatz zu Einschätzungen anderer Literaturkritiker. Ebenso wie in der konservativen Tageszeitung "Le Figaro" wurde das 450-Seiten-Werk auch in Wochenmagazinen wie "Le Point" und "L\'Express" kritisch bewertet.
In allen Medien jedoch wird seitenlang über das Buch und seinen - PR-gewandten - Autor berichtet. Houellebecq ("Elementarteilchen") selbst hält den neuen Roman für seinen besten und sagte der Zeitung "Le Monde" (Sonntag), der Mensch werde seiner Meinung nach sicherlich eines Tages geklont.
Quelle: orf.at
Frankfurt/Main: Juliane Hielscher erhält den Debütpreis des Buddenbrookhauses 2005
Frankfurt (ots) - Juliane Hielscher erhält für ihren im Frankfurter Eichborn Verlag erschienen Roman "Vom Leben und Sterben der Pinguinfische" den Debütpreis des Buddenbrookhauses. Der Lions-Club Lübeck-Hanse und die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck verleihen den Debütpreis am 11. September 2005 zum zweiten Mal. Er wird alle zwei Jahre in Anlehnung an eines der erfolgreichsten Debüts der Weltliteratur verliehen: Thomas Manns «Buddenbrooks«. Mit diesem Preis, der mit 2.000 Euro dotiert ist und der vom Lions Club Lübeck-Hanse gestiftet wird, soll jungen Autorinnen und Autoren der Weg geebnet werden. In der Begründung der Jury heißt es, dass Juliane Hielscher den überzeugenden Nachweis geliefert habe, dass mit klassischen Erzählstrukturen auch aktuelle Themen für den Leser packend dargebracht werden können. Hielscher entwerfe ein Modell der modernen Familie und zeige damit Möglichkeiten solidarischer Lebensform auf.
Mainz: Leander-Haußmann-Inszenierungen auf 3sat
Mainz (ots) - 3sat zeigt Schillers Jugendwerk „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ in einer Inszenierung von Leander Haußmann für das Deutsche Nationaltheater Weimar am Samstag, 27. August 2005, 20.15 Uhr. Leander Haußmann gelang es, die im Inszenierungsjahr 1991 aktuelle politische Erfahrung der Wende und der staatlichen Neuorientierung, in das wild-verwegene Melodram mit einzubeziehen. Das Leben in diesem Genua ist ein einziger Karneval, ein Maskenspiel um Geld, Liebe, Eifersucht und Betrug – und um Macht. Der Einsatz ist das eigene Leben.
Leander Haußmann hat wiederholt bewiesen, dass mit der richtigen Inszenierung auch klassische Texte lebendig spielbar sind. Am 3. Oktober 2005, 20.15 Uhr, wenn 3sat mit dem Thementag „Freiheit“ das Schillerjahr beendet, ist Haußmanns bisher größte Herausforderung auf diesem Gebiet zu sehen: Schillers Drama um „Kabale und Liebe“ als opulenter und hochemotionaler Kostümfilm mit einer deutschen Starbesetzung. Götz George, August Diehl, Paula Kalenberg, Katja Flint, Detlev Buck, Katharina Thalbach, Ignaz Kircher, Georg Friedrich und auch Leander Haußmann selbst spielen die Protagonisten dieser tragischen und gesellschaftskritischen Liebesgeschichte. 3sat sendet den Film in Erstausstrahlung, das ZDF zeigt „Kabale und Liebe“ Sonntag, 9. Oktober 2005, 22.00 Uhr, der ZDFtheaterkanal ab 3. Dezember 2005.
Düsseldorf: Ausstellung zum 70. Geburtstag von Dieter Forte
Düsseldorf (ddp-nrw). Zum 70. Geburtstag von Dieter Forte widmet das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf dem Schriftsteller eine Ausstellung. Die Schau, die in Zusammenarbeit mit dem Theatermuseum entstand, trägt den Titel «Heimat fand ich nur in der Sprache». Sie begann am Sonntag und dauert bis zum 20. November. Gezeigt werden Briefe, Erstdrucke und Dokumente aus allen Werkkategorien des Dramatikers, Romanciers, Hörspiel- und Fernsehautors.
Forte wurde am 14. Juni 1935 in Düsseldorf geboren. In seiner Heimatstadt entstanden die ersten literarischen Arbeiten. Hier fand auch die erste Begegnung mit dem Theater statt.
Berühmtheit erlangte Forte zuerst als Dramatiker und Drehbuchautor. Sein Theaterstück «Martin Luther und Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung» (1970) wurde zu einem Welterfolg. Sein erster Roman «Das Muster» (1992) wurde mit dem Basler Literaturpreis ausgezeichnet.
Es folgten «Der Junge mit den blutigen Schuhen» (1995), der Abschluss der Romantrilogie «In der Erinnerung» (1998) und 2004 der Roman «Auf der anderen Seite der Welt», für den Forte im Juli mit dem Johann-Jakob-von-Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet wurde.