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Berlin: Stellenabbau von 130 auf 90 Mitarbeiter bei «Berliner Zeitung» +++ Mainz/Hamburg: «Zeit online» kooperiert für «100 Sekunden» mit dem ZDF +++ Leipzig: Altkanzler Schmidt erhält «Osgar»-Medienpreis
Berlin: Stellenabbau von 130 auf 90 Mitarbeiter bei «Berliner Zeitung»
Berlin (ddp). Der Redaktion der «Berliner Zeitung» drohen massive Personalkürzungen. Nach Informationen des Konzernbetriebsrates der BVZ Deutschen Mediengruppe Holding, zu der auch der Berliner Verlag gehört, soll bei der Zeitung die Zahl der Redakteursstellen von etwa 130 auf 90 reduziert werden. Chefredakteur und Geschäftsführer Josef Depenbrock informierte am Montag die Belegschaft, ohne laut Betriebsratsvorsitzender Renate Gensch konkrete Pläne zu nennen. Depenbrock wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Depenbrock hatte nach Angaben des Betriebsrates angekündigt, dass deutschlandweit 150 Stellen bei der Mediengruppe abgebaut werden sollen, die meisten beim Berliner Verlag. Nach Angaben von Teilnehmern stünden aber auch Pläne zum Outsourcing von Redaktionsteilen im Raum.
«Wir fordern die Geschäftsführungen auf, die Pläne zurückzunehmen und in die Produkte zu investieren», sagte Gensch auf ddp-Anfrage. Die Gruppe hat den Angaben zufolge derzeit 930 Mitarbeiter. Zum Berliner Verlag gehören neben der «Berliner Zeitung» auch der «Berliner Kurier» und das Stadtmagazin «Tip», bei dem laut Betriebsrat 17 Mitarbeiter von dem insgesamt geplanten Stellenabbau betroffen sein sollen.
Die Redaktion lehnt die Pläne ab. Im Redaktionsstatut sei die «Berliner Zeitung» als Qualitäts- und Autorenzeitung festgeschrieben worden. Dieses Ziel ließe sich mit den Streichungen in der Redaktion nicht aufrechterhalten, sagte der Sprecher des Redaktionsausschusses, Thomas Rogalla, am Montag auf ddp-Anfrage. Das Vorgehen des Verlags zeige, dass nie etwas auf die Beteuerungen der Vergangenheit, die journalistische Qualität der «Berliner Zeitung» erhalten zu wollen, zu geben war.
Anfang Juli beschäftigt sich das Arbeitsgericht in Berlin mit einer Klage der Redaktion gegen Depenbrock. Nach Auffassung von Rogalla verstößt Depenbrock gegen das Redaktionsstatut, weil er Geschäftsführer und Chefredakteur in einer Person ist. Dadurch würden die kommerziellen Interessen der Investoren ungebremst in die Redaktion getragen, argumentiert der Redaktionsausschuss.
Der britische Medieninvestor David Montgomery war 2005 mit seiner Firma Mecom durch den Kauf des Berliner Verlags in den deutschen Zeitungsmarkt eingestiegen. Das Unternehmen hatte dann die BV Deutsche Zeitungsholding - eine Tochter der Mediengruppe – gegründet und später den Hamburger Morgenpost Verlag und das Internetnachrichtenportal «Netzeitung» dazugekauft. Die beim Einstieg von Montgomery bekannt gewordenen Eckdaten der Investoren zu Umsatz- und Renditezielen hatten bei der Arbeitnehmervertretung des Berliner Verlags von Beginn an Befürchtungen über einen größeren Stellenabbau ausgelöst.
Christina Denz und Nathalie Waehlisch
Mainz/Hamburg: «Zeit online» kooperiert für «100 Sekunden» mit dem ZDF
Mainz/Hamburg (ddp). Das Onlineportal der Wochenzeitung «Die Zeit» präsentiert seit Montag im Internet ZDF-Nachrichten in Kurzformat. «ZDF 100 Sekunden» heißt die Sendung mit ZDF-Nachrichtensprecher Norman Odenthal. Darüber hinaus will «Zeit online» weitere Videobeiträge des Senders auf seiner Site anbieten.
Bei allen Beiträgen handele es sich um Inhalte, die das ZDF bereits für seinen eigenen Redaktionsbetrieb produzierte, teilten Verlag und Sender am Montag mit. Die Auswahl der Beiträge liege allein bei «Zeit online». Die journalistische und redaktionelle Unabhängigkeit beider Medien bleibe «in vollem Umfang gewährt». Für seine Videoinhalte berechnet das ZDF den Angaben zufolge «marktübliche Preise». Die Laufzeit des Vertrags beträgt zwei Jahre.
Bereits im April hatte die ARD eine Kooperation mit einem großen Zeitungsverlag angekündigt, und zwar mit der WAZ-Mediengruppe. Auch in diesem Falle verkauft die ARD Beiträge an das Printunternehmen. Der Kooperation war heftige Kritik der Zeitungsverleger an den Angeboten von ARD und ZDF im Internet vorausgegangen.
Die Ministerpräsidenten der Länder, in deren Zuständigkeit alle Medienfragen fallen, hatten jüngst in einem Entwurf zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag ARD und ZDF ein «presseähnliches Angebot» im Internet untersagt und verlangt, die aus Gebühren finanzierten Sender dürften keine Unterhaltungssendungen im Internet verbreiten.
Leipzig: Altkanzler Schmidt erhält «Osgar»-Medienpreis
Leipzig (ddp). Ex-Bundeskanzler Schmidt wird heute mit dem Medienpreis «Osgar» der «Bild»-Zeitung ausgezeichnet. Zur feierlichen Gala in Leipzig wird Bundeskanzlerin Merkel die Laudatio halten. Die Trophäe geht in diesem Jahr auch an die Schauspielerin Alexandra Maria Lara, an die Sängerin Andrea Berg sowie für sein Lebenswerk an den Sänger und Komponisten Udo Jürgens. Die weiteren vier Preisträger werden erst während der Veranstaltung bekanntgegeben.
Mit dem Medienpreis werden seit 1994 Menschen geehrt, die sich um das Zusammenwachsen Deutschlands sowie um Frieden und Freiheit verdient gemacht haben. Benannt wurde die Auszeichnung nach dem 1932 gestorbenen sächsischen Original Oskar Seifert, der den Spruch «Frech wie Osgar» prägte.