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25.2.: kulturpolitik aktuell +++ kulturpolitik

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Theatern im Nordosten droht zweistelliges Millionenloch +++ Kritik am Aus für Kulturdezernat im Städtetag +++ Sachsens Intendanten stehen im Bauskandal zu Chemnitzer Theaterchef


Theatern im Nordosten droht zweistelliges Millionenloch
Schwerin (ddp-nrd). Den Theaterbühnen im Nordosten droht ein neues Haushaltsloch in zweistelliger Millionenhöhe. Aus der tarifvertraglichen Lohnangleichung und weiteren Kürzungen von Seiten der kommunalen Träger ergebe sich zwischen 2005 und 2009 ein Fehlbetrag von rund 10 bis 15 Millionen Euro, sagte der Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters, Joachim Kümmritz, am Dienstag nach einer Tagung des Deutschen Bühnenvereins Nord in Schwerin. Mit weiteren Einschnitten in der Thaterlandschaft sei daher zu rechnen.
Um die Kosten weiter zu senken, sprach sich Kümmritz für Haustarifverträge als «Maßanzug für einzelne Häuser» aus. Akute Einschnitte stehen zunächst der Staatskapelle bevor: Im Vorfeld eines neuen Haustarifvertrags habe der Bühnenverein für das Orchester des Staatstheaters die Herabstufung von einem «A- auf ein »B-Orchester« beantragt. Dies brächte dem Haus Einsparungen von rund 500 000 Euro.
Der Geschäftsführer des Landesverbands Nord des Deutschen Bühnenvereins, Joachim Benclowitz, sprach rückblickend von »dramatischen Einschnitten« bereits in den vergangenen Jahren. Der Personalabbau bei den Bühnen im Nordosten sei »beispiellos" im Vergleich zum Abbau in den alten Bundesländern gewesen.

Kritik am Aus für Kulturdezernat im Städtetag
Berlin (ddp). Der Deutsche Kulturrat fürchtet um die Kulturkompetenz im Deutschen Städtetag. Nach dem Ausscheiden des zuständigen Beigeordneten und der Entscheidung, die Stelle nicht neu zu besetzen, bestehe die Gefahr, dass der Kulturbereich nur noch «unter ferner liefen» erscheine, kritisierte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Dienstag in Berlin. Auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) bedauerte die Entscheidung des Städtetags.
Weiss unterstrich, die Abschaffung der Stelle sei ein «fatales Signal». In einer Zeit, in der die Landeszuschüsse zur Kultur sänken und die Gemeinden Gelder für Kultur nur in geringem Umfang aufbrächten, sei die Auflösung des Dezernats eine «falsche Antwort». Gerade der Bund habe es durch die Bestellung der Beauftragten für Kultur und Medien geschafft, den Stellenwert der Kultur in der Gesellschaft hervorzuheben und so Mittelkürzungen weitgehend zu verhindern.
Zimmermann sagte, das Kulturdezernat des Städtetags sei immer ein wichtiger Motor der kulturpolitischen Veränderungsprozesse in den Städten gewesen. «Das muss auch so bleiben», verlangte er.
Der Deutsche Städtetag ist mit 5700 Gemeinden und Städten der größte kommunale Spitzenverband in Deutschland. Er vertritt die Interessen aller kreisfreien und der meisten kreisangehörigen Städte.
s. auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=650…

Sachsens Intendanten stehen im Bauskandal zu Chemnitzer Theaterchef
Chemnitz (ddp-lsc). Sachsens Intendanten haben ihrem von Kündigungsforderungen bedrohten Chemnitzer Kollegen Rolf Stiska den Rücken gestärkt. Eigens dafür reisten die Leiter von neun sächsischen Bühnen am Dienstag zu einer Pressekonferenz nach Chemnitz. Die Gruppe tritt eigenen Angaben zufolge geschlossen für einen nach ihrer Auffassung verdienstvollen Kollegen ein, dessen Abwahl dem Theater und der Stadt Chemnitz schweren Schaden zufügen würde. Stiska sei ein international geachteter Theatermann, der nicht einfach zu ersetzen sei.
Der seit 13 Jahren in Chemnitz tätige Generalintendant soll sich am Mittwoch vor dem Stadtrat für Mehrkosten von 913 000 Euro bei Umbau und Modernisierung des Schauspielhauses verantworten. Als Bauherr habe der Theaterleiter die von einem Planungsbüro und dem städtischen Hochbauamt geplanten Arbeiten im Gesamtumfang von bisher 1,53 Millionen Euro nicht auf Kosteneinhaltung kontrolliert und den Aufsichtsrat nicht informiert, lautet der Vorwurf. Die CDU-Fraktion fordert die außerordentliche Kündigung Stiskas, da er als Geschäftsführer der Städtischen Theater GmbH die Gesamtverantwortung getragen habe. Der Chemnitzer Oberbürgermeister Peter Seifert (SPD) will indes auf Grund der Verdienste Stiskas diesen Schritt nicht gehen.
Wie der Vorsitzende der Intendantengruppe, Holk Freitag vom Staatsschauspiel Dresden, sagte, wurde in Chemnitz im Gegensatz zu bundesweit zahlreichen Beispielen öffentlichen Bauens kein Geld verschwendet, sondern verbaut. Der Stadt entstünden durch die Finanzierung aus Rücklagen des Theaters keine Mehrkosten. Durch die Sanierung habe das Schauspielhaus an Attraktivität gewonnen und zähle 20 Prozent mehr Zuschauer. Problematisch sei vielmehr die in der Chemnitzer Theater-GmbH-Struktur enthaltene Aufgabenverknüpfung. Die Verantwortung für den Bau hätte nur ein beauftragter Bauleiter übernehmen können.
Zusätzliche Unterstützung erhielt Stiska vom Dresdner Ex-Schauspielintendanten Dieter Görne, bis 1984 Chefdramaturg in Chemnitz. Unter Stiskas Leitung sei ein Aufsehen erregender Qualitätsstandard erreicht worden. Mit einer Unterbrechung dieses Konzeptes stehe mehr als ein persönliches Schicksal auf dem Spiel. «Wenn von Theater in Deutschland die Rede ist, kann man an Chemnitz nicht vorbei», sagte Görne.
Nach Angaben des Betriebsrates steht auch die Theaterbelegschaft hinter Stiska. «Wir wollen weiter unter seiner Leitung arbeiten», heißt es in einer am Dienstag verbreiteten Resolution.