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Leipzig: Im Zeichen Europas - Buchmesse eröffnet +++ Dortmund: Verlage stehen unter Druck +++ Leipzig: Tausende Bücher von Leipzig in den Irak +++ Weiden: EU-Erweiterung Thema der Weidener Literaturtage
Leipzig: Im Zeichen Europas - Buchmesse eröffnet
Leipzig (ddp). Im Zeichen des zusammenwachsenden Europas ist am Mittwochabend die Leipziger Buchmesse eröffnet worden. Die lettische Außenministerin Sandra Kalniete sagte laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript, die «Verlierer» der Geschichte, die 50 Jahre lang hinter dem Eisernen Vorhang gelebt hätten, müssten nun ebenso ihre Geschichte und Geschichten aufschreiben. «Ohne dies bleibt die Geschichte einseitig, unvollständig und unehrlich.»
Kalniete hatte sich mit ihrem autobiografischen Werk «Mit Tanzschuhen im Sibirischen Schnee» auch unter Literaten einen Namen gemacht. Ihre Familie war während der Sowjet-Zeit nach Sibirien deportiert worden.
In seiner anschließenden Festrede ermunterte der Präsident des internationalen P.E.N.-Clubs, Jiri Grusa, die Europäer, sich dem Experiment des Zusammenwachsens zu stellen. «Lasst uns diesen Sprung wagen», sagte er laut Redemanuskript. Er forderte eine europäische Verfassung, die die Verschiedenheit der Völker des Kontinents als Chance und Quelle der Schöpfungskraft begreifen solle.
Für das Publikum öffnet die Leipziger Buchmesse am Donnerstag (10.00 Uhr). Mehr als 2000 Aussteller zeigen bis Sonntag ihre Neuerscheinungen auf der größten Literaturschau des Frühjahrs. Erstmals werden mehr als 100 000 Gäste erwartet. Während der Messe werden unter anderem der Deutsche Bücherpreis sowie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen.
Der deutsche Buchhandel geht mit neuem Optimismus in die Leipziger Buchmesse. Nach den Umsatzeinbußen der vergangenen Jahren werde die Branche in diesem Jahr mit einem Plus von zwei bis vier Prozent abschließen, prognostizierte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, am Mittwoch in Leipzig.
Positiv stimme vor allem das Geschäft bei Hörbüchern, Kinderliteratur und mit so genannten Wellness/Anti-Aging-Titeln. Auch die Reiseliteratur habe sich wieder erholt, die Belletristik sei stabil, sagte Schormann. Es zahle sich aus, dass der Buchhandel in den vergangenen Jahren hinzugelernt habe und die erfolgreichen Hörbücher verstärkt ins Sortiment nehme.
Der neue Chef der Leipziger Messe, Wolfgang Marzin, sagte einen Tag vor der Publikumseröffnung der Buchmesse, diese habe weiter an Profil gewonnen. Die Zahlen zeigten ganz deutlich, dass nach den vier Messetagen erneut mit einer «schwarzen Null» zu rechnen sei. Die Ausstellungsfläche habe um neun Prozent auf 44 000 Quadratmeter zugelegt, die Zahl der Aussteller um fünf Prozent auf 2084.
Buchmesse-Projektleiter Oliver Zille sagte, die Messe erwarte in diesem Jahr erstmals mehr als 100 000 Gäste. Im vergangenen Jahr waren 88 000 Literatur-Freunde nach Leipzig gekommen.
Börsenvereins-Chef Schormann kritisierte angesichts des schlechten deutschen Abschneidens bei der Pisa-Studie, dass in Deutschland aus Kostengründen Bibliotheken geschlossen werden. «Das Buch hat in unserer Gesellschaft noch nicht den Stellenwert, den es haben müsste», sagte er. Der Abbau der öffentlichen Büchereien versperre vor allem den zahlreichen Immigrantenkindern den Zugang zu Sprache und Bildung.
Dortmund: Verlage stehen unter Druck
Dortmund (ddp). Die großen deutschen Buchverlage stehen nach einer Erhebung des Dortmunder Fachmagazins «buchreport» stark unter Wettbewerbsdruck. Das im Vorjahr erzielte Umsatzplus von 1,4 Prozent der 100 größten deutschsprachigen Buchverlage sei im wesentlichen auf Erfolge einzelner Titel und eine zunehmende Konzentration in der Verlagsbranche zurückzuführen, teilte «buchreport» am Mittwoch mit. Tatsächlich habe sich das Geschäft aber deutlich eingetrübt. So habe beispielsweise der Verlag Droemer Knaur ein Umsatzminus von 17,3 Prozent verbucht. Bei Hoffmann und Campe sei das Geschäft um 15,3 Prozent geschrumpft.
Andere Großverlage hätten dagegen vor allem mit dem Erfolg einzelner Titel punkten können. So habe der Carlsen-Verlag mit dem im November veröffentlichten fünften Harry-Potter-Band seinen Jahresumsatz um rund 87 Prozent gesteigert, hieß es. Dem Piper-Verlag brachte das Buch «Stupid White Men» von Michael Moore ein Gesamt-Umsatzplus von 33 Prozent.
Viele kleinere Verlage werden unterdessen nach Beobachtung von «buchreport» durch die starke Konzentration auch im Handel geschwächt. Als Folge würden sie oftmals nicht mehr gelistet und verschwänden deshalb mehr und mehr aus dem Angebot des Buchhandels.
Dem Ranking des «buchreport» zufolge dominierten auch im Vorjahr die Fachbuchverlage auf den Spitzenplätzen. Nummer eins in Deutschland war demnach der Verlag Springer S+B Media, gefolgt von der Klett-Gruppe mit Schwerpunkt Schulbücher und dem Süddeutschen Verlag Hüthig.
Leipzig: Tausende Bücher von Leipzig in den Irak
Leipzig (ddp). Die ersten Buchspenden für die im Krieg zerstörte Germanistische Bibliothek der Universität Bagdad sollen am Freitag auf der Leipziger Buchmesse übergeben werden. Bisher seien rund 8000 Bücher in Deutschland für dieses Projekt gesammelt worden, sagte der Referatsleiter «Kulturprogramme und Medien» im Auswärtigen Amt, Guy Féaux de la Croix, am Mittwoch in Leipzig im Vorfeld der Messe. Unter dem Schlagwort «Bücher bauen Brücken» sei die Aktion ein erster Schritt für eine längerfristige kulturelle Zusammenarbeit mit dem Irak, sagte der Diplomat. Bücher gehörten nicht in den Elfenbeinturm, sondern unters Volk.
Die Germanistische Bibliothek in Bagdad habe vor einem Jahr beim Einmarsch der amerikanischen Truppen sehr gelitten, sagte de la Croix. Im Laufe des Frühjahrs sollen 10 000 Bücher bei deutschen Verlegern gesammelt und in den Irak geliefert werden. An der Sammlung beteiligen sich neben den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig auch das Goethe-Institut, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Weiden: EU-Erweiterung Thema der Weidener Literaturtage
Weiden (ddp-bay). Die Erweiterung der Europäischen Union (EU) steht im Mittelpunkt der diesjährigen Weidener Literaturtage. Unter dem Motto «Mitten in Europa - eine Chance für die Literatur?» werden bei dem Festival in der oberpfälzischen Stadt vom 1. April bis zum 9. Mai Schriftsteller und Literaturkritiker aus Polen, Tschechien, Österreich und Deutschland die Chancen einer größeren EU für die literarische Entwicklung Europas diskutieren. Auf dem Programm stehen zahlreiche Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, Talk-Runden sowie Film- und Kabarettabende.
Höhepunkt ist eine Podiumsdiskussion unter Leitung der «Zeit»-Redakteurin Iris Radisch mit dem tschechischen Botschafter und PEN-Präsidenten Jiri Grusa, Matthias Kneip vom Deutschen Polen-Institut und den Berliner Autoren Thomas Brussig und Jana Simon am 8. Mai (10.30 Uhr). In weiteren Veranstaltungen lesen außerdem die Schriftsteller Ericht Loest, Bernhard Setzwein, Jens Sparschuh, Georg Brun, Gerhard Falkner, Claudia Schreiber, Dietmar Grieser, Reinhard Jirgl, Jerzy Lukosz, Andreas Schramek, Michael Zeller und Stephan Wackwitz.
In einer Ausstellung im Weidener City Center werden parallel zum Literaturfestival Karikaturen aus den Beitrittsländern gezeigt. Weitere Ausstellungen widmen sich den Themen «Eisenbahnen - Mitten in Europa» und «Weiden - eine europäische Stadt». Am Welttag des Buches am 23. April gibt es außerdem einen Leseabend mit den Oberpfälzer Schriftstellern Werner Fritsch, Harald Grill, Benno Hurt, Albert von Schirnding, Wolf-Peter Schnetz und Anja Utler im Schwurgerichtssaal der Stadt. Wie in den Jahren zuvor finden auch diesmal zahlreiche Lesungen in Schulen der Region statt.
http://www.weidener-literaturtage.de