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Spitzen-Tanz trotz Theatersanierung - 28. Geraer Ballett-Tage zwischen klassischem und modernem Tanz
Gera (ddp-lth). Wäre es nach den äußeren Umständen gegangen, hätten die Geraer Ballett-Tage in diesem Jahr pausieren müssen. Immerhin wird das Große Haus des dortigen Theaters derzeit grundlegend saniert, und die Bedingungen im benachbarten Kultur- und Kongreßzentrum (KuK) erfreuen sich bei Gastchoreografen wegen der schwierigen Bühnentechnik nicht gerade großer Beliebtheit. Außerdem müssen sich das Training der Tänzer und die Vorstellungen nach den freien Zeiten des gastgebenden Domizils richten. Dennoch hatten die Theaterleute der Altenburg-Geraer Bühne die Absicht, das Internationale Tanz-Festival Thüringen, wie die Ballett-Tage inzwischen heißen, auch in dieser schwierigen Zeit nicht ausfallen zu lassen.
«Als wir diese Spielzeit und damit das Festival geplant haben, war das KuK für uns eine unbekannte Größe», macht Ballettdirektor Wolfgang Ranke deutlich. Niemand habe vorhersagen können, ob das Publikum die Stadthalle als Interimsspielstätte annehmen würde. «Wir haben sogar daran gedacht, die Ballett-Tage nach Altenburg zu verlegen, aber es war und ist nun einmal eine Geraer Veranstaltung.» Inzwischen haben die Zuschauer alle Befürchtungen der Theaterleute als unbegründet erscheinen lassen, und das Festival geht wie geplant über die Bühne.
Den Auftakt gibt traditionell die gastgebende Company mit einer Premiere. In diesem Jahr ist das am Freitag Carl Orffs «Carmina Burana», in der dem neoklassischen Tanz verpflichteten Choreographie von Peter Werner-Ranke. Daran schließen sich bis zum 13. Mai insgesamt sechs Veranstaltungen mit Ensembles aus Deutschland, Russland und der Schweiz an. Das Spektrum bewegt sich dabei zwischen klassischem Ballett und modernem Tanz mit vielfältigen stilistischen Angeboten. Sie richten sich an ein breites Publikum - von Kindern bis zu ausgewiesenen Ballett-Kennern. «Wir konnten uns leisten, was wir wollten», betont Generalintendant Eberhard Kneipel mit Blick auf den Etat, über den er ansonsten den Mantel des Schweigens breitet.
Für den klassischen Part steht das Gastspiel des Russischen Nationalballetts Moskau. Die Ende der 1980er Jahre als erste unabhängige Kompanie Russlands gegründete Truppe bringt mit «Schwanensee» das überragende Meisterwerk der Gattung auf die Geraer Bühne. Für die Choreografie zeichnete neben Lew Iwanow auch Marius Petipa verantwortlich. Eine weitere Begegnung mit einem Werk dieses Meisters bringt die Staatliche Ballettschule Berlin mit dem zweiten Akt von «Giselle». Den kombinieren die Eleven mit dem Tanzstück «Die roten Schuhe» nach dem Märchen von Hans Christian Andersen. Junge Leute stehen auch bei «Kinder tanzen für Kinder» auf der Bühne, einer Offerte des Kinderballetts der Geraer Musik- und Kunstschule «Heinrich Schütz».
Modernen Ausdruckstanz bringt die Schweizer «Tanzcompanie Flamencos en route» in das Festivalprogramm. Die Truppe, die schon einmal in Gera zu erleben war, hat «Afan» im Gepäck. In dieser Choreografie führt die Flamenco-Künstlerin Brigitta Luisa Merki die Elemente Tanz, Musik und bildende Kunst zusammen.
Dass die Geraer Ballett-Tage inzwischen die 28. Auflage erleben können, «gründet sich auf die Leistung, das hohe Niveau unseres Ensembles», unterstreicht Theaterchef Kneipel. Welchen Ruf die Truppe inzwischen auch über Ostthüringen hinaus genießt, lässt sich unschwer an den Gastspielen ablesen. Vertraglich bereits geregelt sind für die kommende Spielzeit unter anderem Auftritte in Meiningen mit«Dornröschen». Erfurt hat ungesehen die «Carmina Burana» gebucht, obwohl dieses Ballett erst in jüngster Vergangenheit bei den dortigen Domstufen-Festspielen zu erleben war.
Uschi Lenk
http://www.theater.altenburg.gera.de