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Tabori inszeniert Mozart in drei Berliner Gotteshäusern +++ Regisseur Alden soll neuen Münchner «Ring» runderneuern +++ Berliner Classic Open Air startete mit «Sommernacht der Oper» +++ Klassikstars beim Schleswig-Holstein Musikfestival
Tabori inszeniert Mozart in drei Berliner Gotteshäusern
Berlin (ddp). Theateraltmeister George Tabori (88) inszeniert Mozarts "Entführung aus dem Serail" in einer eigenen Fassung für drei Berliner Gotteshäuser. Die Spielorte sind symbolträchtig gewählt und sollen Toleranz als Grundgedanken von Mozarts Singspiel versinnbildlichen, wie Tabori am Dienstag in Berlin sagte. Die Partie des Bassa Selim hat der Theater- und Filmschauspieler Michael Degen übernommen.
Premiere des Projekts, das den Titel "Entführung" haben wird, ist am 27. Juli in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dies bedeute für ihn eine "Rückkehr zu meinen Anfängen, und dafür bin ich sehr dankbar", sagte Tabori, der als Student in Berlin lebte.
Als Bühnen dienen danach die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße (ab 17. August) und das Islamische Gebetshaus der Anatolischen Aleviten in Berlin-Kreuzberg (ab 27. August).
Musikalisch geleitet wird "Entführung" vom Dirigenten Christoph Hagel, der mit Tabori bereits 1998 "Die Zauberflöte" im Zirkuszelt sowie ein Jahr zuvor "Don Giovanni im E-Werk" (Regie: Katharina Thalbach) realisiert hatte und der das Projekt auch produziert. Hagel dankte für die Unterstützung durch Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD), die dazu beigetragen habe, außenpolitische Hindernisse des Vorhabens aus dem Weg zu räumen.
Tabori kündigte an, die jeweiligen Aufführungen ganz auf die Räume zuzuschneiden, in denen gespielt wird. Am wichtigsten seien ihm die Musik und die Schauspieler, weniger die Worte. In die Inszenierung gleichermaßen einbezogen würden Elemente von Christentum, jüdischem Glauben und Islam.
Ermöglicht wird das Projekt mit einer 90 000 Euro-Anschubfinanzierung vom Hauptstadtkulturfonds bei Gesamtkosten von rund 500 000 Euro. Der Vorverkauf für die 32 Aufführungen hat am Dienstag begonnen. Gespielt wird bis 16. August in der Gedächtniskirche, vom 17. bis 25. August in der Neuen Synagoge und vom 27. August bis 4. September im Islamischen Gebetshaus.
Ticket-Hotline 030 - 308 785 685
Regisseur Alden soll neuen Münchner «Ring» runderneuern
München (ddp-bay). Der US-Regisseur David Alden soll den neuen Münchner «Ring» zur ersten zyklischen Aufführung im Mai 2003 in ein einheitliches Konzept gießen. Alden werde auch die noch von dem verstorbenen Regisseur Herbert Wernicke konzipierten Teile «Rheingold» und «Walküre» runderneuern, sagte Juliane Kessler, Sprecherin der Bayerischen Staatsoper, am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp in München. Der Regisseur war nach dem plötzlichen Tod Wernickes von Intendant Peter Jonas zunächst nur mit der Inszenierung der Ring-Teile «Siegfried» und «Götterdämmerung» beauftragt worden.
Im Februar war im Münchner Nationaltheater «Das Rheingold», der Vorabend zur Trilogie «Der Ring des Nibelungen» von Richard Wagner, in der Regie Wernickes herausgekommen. Im April starb der Star-Regisseur völlig unerwartet nach kurzer, schwerer Krankheit. Daraufhin beauftragte Jonas den ehemaligen Intendanten der Staatsoper Hannover, Hans-Peter Lehmann, mit der Vollendung des von Wernicke nur fragmentarisch hinterlassenen Regiekonzeptes für die «Walküre».
Lehmanns Deutung der Oper im Geiste Wernickes war am Sonntag bei der Festspiel-Premiere im Nationaltheater sehr zurückhaltend aufgenommen worden. Dabei wurde auch Kritik am Vorgehen von Jonas laut. Er habe zu viel Rücksicht auf das Publikum der Opernfestspiele genommen und hätte sich für eine konzertante Aufführung der «Walküre» entschließen sollen. Dazu sagte Kessler, Jonas stehe nach wie vor zu seiner Entscheidung, Lehmann mit der Vollendung der Inszenierung betraut zu haben.
Offenbar soll aber auch der von Alden zu inszenierende Gesamt-Ring in dem von Wernicke geschaffenen Bühnenraum stattfinden, der den Zuschauerraum des Bayreuther Festspielhauses zeigt. Alden hat in München schon mehrfach mit großem Erfolg gearbeitet. 1994 debütierte er in der Staatsoper mit Wagners «Tannhäuser». Seine letzte Inszenierung in München war «Pique Dame» von Peter Tschaikowsky.
Berliner Classic Open Air startete mit «Sommernacht der Oper»
Berlin (ddp). Mit einer «Sommernacht der Oper» startete am Donnerstag auf dem Berliner Gendarmenmarkt das diesjährige Classic Open Air. Das Festival dauert bis zum 9. Juli. An sechs Abenden ist Musik von Wagner über Salsa bis hin zu den Scorpions zu hören. Den Angaben zufolge sind noch für alle Konzerte Karten zu haben.
Stars des Eröffnungsabends sind die österreichische Sopranistin Eva Lind und der mexikanische Tenor Ramon Vargas. Der Sänger wird neben populären Arien und Duetten aus italienischen Opern auch mexikanische Lieder singen. Bei der «Wagnernacht im Feuerzauber» mit pyrotechnischen Effekten sind Arien und Chöre aus berühmten Werken von Richard Wagner zu hören. Einen Querschnitt durch die Welt der Operette erwartet die Besucher bei der «Gala der Operette» mit Melodien von Strauß bis Lehar. Bei den «Latino Classics» stehen Salsa, Mambo und Tango Argentino auf dem Programm. Die Rockgruppe Scorpions spielt bei den «Scorpions Classics» gemeinsam mit den Berliner Symphonikern Hits der Band. Den Abschluss des Musikfestivals, das seit 1992 alljährlich ausgerichtet wird, bildet eine Open Air-Inszenierung des Musicals «Evita» von Andrew Lloyd Webber.
(Ticket-Hotline: 030 - 3 08 78 56 85; www.classicopenair.de; www.ticketonline.de)
Klassikstars beim Schleswig-Holstein Musikfestival
Lübeck (ddp-nrd). Mit einem Konzertmarathon von 138 Veranstaltungen startet das Schleswig-Holstein Musikfestival am 6. Juli in Norddeutschland. Länderschwerpunkt des größten deutschen Festivals seiner Art ist in diesem Jahr Spanien mit den Komponisten De Falla und Turina, wie die Pressesprecherin des Festivals, Prisca Biermann, auf ddp-Anfrage am Mittwoch in Lübeck sagte. So treten auch zahlreiche Interpreten der Musik aus dem spanischsprachigen Raum auf, darunter Montserrat Caballe, Maria Bayo oder der mexikanische Star-Tenor Ramon Vagas.
Das 17. Festival unter der künstlerischen Leitung von Christoph Eschenbach sieht bis zum 31. August Veranstaltungen an etwa 40 Orten im nördlichsten Bundesland vor. Zu dem Musikprogramm gehören auch kombinierte Lesungen mit Schauspielern wie Hanna Schygulla, Hannelore Hoger, Klaus Maria Brandauer und Christian Quadflieg.
Den Auftakt gibt in Lübeck am Samstag und Sonntag das NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Kent Nagano mit Werken von Haydn (Sinfonie Nr. 101) und Bruckner (Sinfonie Nr. 3). Ein vorgezogenes Galakonzert mit der Violinistin Anne-Sophie Mutter und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Andre Previn ist bereits am Donnerstag in der Hamburger Musikhalle zu hören. Dort stehen unter anderem Werke von Bernstein und Rachmaninow auf dem Programm.
Zu den Höhepunkten zählen die Konzerte des Pianisten Alfred Brendel (Flensburg, 2. August; Lesung in Kiel, 3. August) und des City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle (Lübeck, 18. August) mit einer Erstaufführung von Henzes Sinfonie Nr. 10. Mit Spannung erwartet werden die Darbietungen von Stargeigerin Midori (Elmshorn, 21. August; Kiel, 31. August).
Außerdem treten das West-Östliche Diwan Orchester unter der Leitung von Daniel Barenboim (Lübeck, 30. August) sowie die US-Geigerin Ida Haendel (Itzehoe, 20. August; Kiel, 21. August) auf.
Der Kartenverkauf laufe derzeit auf Hochtouren, ein Teil der Konzerte sei schon seit Wochen ausverkauft, berichtete Biermann. Damit könnte durchaus das vergangene Rekordjahr mit Finnland als Schwerpunkt noch übertroffen werden. Die Kartenzentrale ist gebührenfrei unter 0800-74632002 zu erreichen.
(Internet: www.shmf.de)