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10. Saison im "Chapeau Rouge" mit Alfred Müller +++ Ausstellung über Motte-Fouqué beginnt in Frankfurter Kleist-Museum +++ 10 000 Briefe des Halberstädter Gleimhauses in Onlinedatenbank +++ Deutsche Erstaufführung von "Der kleine rote Prinz"
10. Saison im "Chapeau Rouge" mit Alfred Müller
Heringsdorf (ddp-nrd). Mit der komisch-romantischen Theaterzugnummer "Im Weißen Rössl" und Alfred Müller in der Rolle des mürrischen Fabrikbesitzers Wilhelm Giesecke geht das Usedomer Theaterzelt "Chapeau Rouge" in seine zehnte Sommersaison. Das rote Zelt, in dem ab 31. Mai erneut der Vorhang aufgeht, wurde am Montag wieder am Heringsdorfer Ostseestrand aufgeschlagen. Nach Auskunft von Intendant Wolfgang Bordel proben die Schauspieler des Anklamer Theaters zusammen mit Schülern der Theaterakademie Zinnowitz und dem Stargast bereits unter der Leitung von Regisseur Jürgen Kern für die Komödie.
Der ostdeutsche Schauspieler Alfred Müller gastierte bereits zweimal mit eigenen Programmen an der Vorpommerschen Landesbühne. Er gilt als einer der besten deutschen Charakterkomiker. Unvergessen sind seine Auftritte mit Helga Hahnemann. In Erinnerung blieben auch seine Filme "For Eyes only", "Das Versteck" und "Nikolai-Kirche". Seine musikalischen Talente stellte Müller in verschiedenen Produktionen im Berliner "Theater des Westens" unter Beweis. Außerdem wirkte er in zahlreichen TV-Serien von "Für alle Fälle Stefanie" bis "Wolffs Revier" sowie in "Tatorten" und "Polizeirufen" mit.
Zum Saisonauftakt im "Chapeau Rouge" laden die Akteure am 31. Mai zu der musikalischen Zeitreise "Ten Years After" ein. In dem zweistündigen Programm werden Lieder und Szenen aus "Happy End", "Orpheus in der Unterwelt", "Das Wirtshaus im Spessart" und "Mein Freund Bunbury" präsentiert. Premiere "Im weißen Rössl" ist am 8. Juni. Das Stück steht dann vier Mal pro Woche auf dem Spielplan.
Vor zehn Jahren ging die kleine Anklamer Bühne, der damals die Schließung drohte, zu ihren Zuschauern auf die Ostsee-Insel Usedom. Das Ensemble verschob dafür die traditionelle Theatersommerpause in den Herbst. Weit mehr als 130 000 Zuschauer erlebten bislang Theater unter dem roten Hut.
Ausstellung über Motte-Fouqué beginnt in Frankfurter Kleist-Museum
Frankfurt (Oder) (ddp). Eine Ausstellung über den Dichter Friedrich de la Motte Fouqué (1777 bis 1843) wird am Dienstag (19.00) im Kleist-Museum Frankfurt (Oder) eröffnet. Erstmals präsentiert das Haus wertvolle Erstausgaben, Handschriften und Porträts aus seiner Sammlung über den Romantiker und Kleist-Vertrauten, kündigte das Museum an. Ergänzt wird die Schau durch Leihgaben wie Fouqués Schild und Schwert aus der Kirche von Nennhausen.
Im Mittelpunkt wird nach Angaben des Museums die Beziehung Heinrich von Kleists (1777-1811) zu Fouqué stehen, die beide im selben Jahr geboren worden waren. Ihr widersprüchliches Verhältnis werde anhand von Originaldokumenten, historischen Zeugnissen und Faksimiles rekonstruiert. Der heute vor allem als Verfasser zahlloser Rittergeschichten bekannte Spross einer altadligen französischen Emigrantenfamilie hatte mehr als 30 Schauspiele geschrieben sowie literarische Zeitschriften herausgegeben.
Die Ausstellung ist bis zum 25. Juni dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
10 000 Briefe des Halberstädter Gleimhauses in Onlinedatenbank
Halberstadt (ddp-lsa). Im 18. Jahrhundert war das Halberstädter Gleimhaus so etwas wie ein "Umschlagplatz literarischer Kommunikation". Direktorin Ute Pott nennt Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803) gar einen "Netzwerkadministrator" für die Literatur seiner Zeit. Sie zieht die Parallelen zur Neuzeit ganz bewusst. Am Sonntag soll der Internetauftritt des zweitältesten deutschen Literaturmuseums online gehen. 40 Seiten stellen das Haus als Museum und Forschungsstätte vor. Alle 130 Ölporträts aus dem Freundschaftstempel, den Gleim anlegte, sind künftig via Internet zu betrachten. Die großen Dichter und Denker seiner Zeit geben sich dort bis heute ein Stelldichein. Dazu gehören unter anderem Gottfried August Bürger, Johann Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing und Johann Heinrich Pestalozzi. Vor allem für die Forschung wird eine Datenbank über die Sammlung von rund 10 000 Briefen mit mehr als 40 000 Seiten ebenfalls ins weltweite Netz gestellt. Sie enthält die wichtigsten Angaben zu jedem Brief jedoch keine Abbildungen aus dem ersten deutschen Literaturarchiv.
In der Zeit der Aufklärung korrespondierte Gleim mit mehr als 400 Persönlichkeiten. Darunter waren fast alle deutschsprachigen Dichter seiner Zeit. Er galt als Förderer der Literatur seiner Zeit, erwarb sich seinen Ruf Mentor und Mäzen gleichermaßen. Wer bei ihm seinen Fuß in der Tür hatte, konnte Kontakte knüpfen. "Vater Gleim" nannte man den Halberstädter, der selbst Verse zu Papier brachte. Im Haus in unmittelbarer Nähe des Domes wirkte er ab 1747 bis zu seinem Tod 1803. Die Schriftstellerei und das Dichten war eine brotlose Kunst, von dem praktisch niemand wirklich seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Weder reichten die Honorare zum Leben, noch wurde für Raubdrucke, die damals überreichlich kursierten, an den Autor etwas bezahlt. Gleim wollte helfen, unterstützte immer wieder die hoffnungsvollen Autoren mit Geld oder bezahlte den Druck ihrer Werke.
Lediglich zu Johann Wolfgang Goethe gab es praktisch keine Kontakte. Zwischen beiden stimmte im heutigen Sinne "die Chemie nicht". Ganz anders sah es beim Kontakt zu Friedrich Schiller aus. Der hatte 1784 Gleim um seine Freundschaft gebeten. In einem bis heute erhaltenem Brief fragt er zudem, ob dieser seinem Zeitschriftenprojekt die "Rheinische Thalia" in seinen Korrespondenzen und Zirkeln gedenken könne. Die Originaldokumente wurden in mühsamer Arbeit gescannt und digital gespeichert, um per Knopfdruck im Computer abgerufen werden zu können. Das schon auf Dauer die Briefe, versichert Doris Schumacher, die stellvertretende Direktorin des Gleimhauses. Dabei zeigten sich diese relativ haltbar. Meist wurden sie auf so genanntem "Hadernpapier" geschrieben, das aus Lumpen hergestellt wurde. Erst die Verwendung von Holzschliff in späterer Zeit brachte Probleme mit der Papierqualität.
Drei B prägen das Gleimhaus. Neben Briefen und Bildern, rund 12 000 von ihnen liegen im Depot, sind das Bücher. Die Bibliothek war bis zu Gleims Tod auf 15 000 Bände angewachsen, von denen auf seinen Wunsch hin 5000 Bände verkauft wurden. Trotz der Verluste im Zweiten Weltkrieg, nahezu 1500 Exemplare gingen verloren, wuchs der Bestand inzwischen durch Ankäufe auf etwa 12 500. Damit zählt die Gleimbibliothek zu den größten erhaltenen bürgerlichen Büchersammlungen des 18. Jahrhunderts und damit der Zeit der Aufklärung.
Das Gleimhaus zählte 2001 knapp 9000 Besucher. Das waren rund 1000 mehr als im Vorjahr. Damit setzte sich der Mitte der 90er Jahre begonnenen Aufwärtstrend fort. Alle Hände voll zu tun haben die Mitarbeiter des Gleimhauses mit der Beantwortung wissenschaftlichen Anfragen. Jährlich treffen davon mehrere Hundert ein. Selbst Briefe aus der Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen, den USA, Japan und Indien sind dabei. Die Zahl der Anfragen nimmt stetig zu, berichtet Ute Pott.
Klaus-Peter Voigt
(www.gleimhaus.de)
Deutsche Erstaufführung von "Der kleine rote Prinz"
Halle (ddp). Im Thalia-Theater Halle hat am Dienstag "Der kleine rote Prinz" von Marcel Cremer Deutschlandpremiere. Das Stück schließt an die Geschichte von "Aschenputtel" an und zeigt, was nach dem Ende des Märchens passiert. Der Schuh passt nicht mehr und der Prinz hat seine Traumfrau verlassen, weil sie jetzt seinen Vorstellungen nicht mehr entspricht. Die Geschichte hatte die Truppe des belgischen Theatermachers Cremer improvisierend erarbeitet und aufgeschrieben. Darauf greift das hallesche Thalia in seiner deutschen Erstaufführung zurück
Im Mittelpunkt der von Franziska Ritter inszenierten Geschichte steht Aschenputtels Sohn. Er will nicht König, sondern Schuhverkäufer werden und durchlebt alles, was heute in einer kaputten Familie passieren kann. Er muss zu sich selbst finden und sich positionieren. Es sei ein spannungsreiches Spiel zwischen Poesie und Gewalt, Hoffnung und Katastrophe, sagte die Regisseurin.