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6.5.: theater und literatur aktuell +++ theater und literautr

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Dresden: Verbotene «Weber»-Inszenierung kommt wieder auf die Bühne +++ Erlangen: Sprachzeitung - Schillers Sprache wird verhunzt +++ Bochum: Hartmann verabschiedet sich mit Molières «Menschenfeind» +++ Berlin: 42. Berliner Theatertreffen beginnt am Freitag


Dresden: Verbotene «Weber»-Inszenierung kommt wieder auf die Bühne
Dresden (ddp). Das Staatsschauspiel Dresden bringt die umstrittene und gerichtlich verbotene «Weber»-Inszenierung von Regisseur Volker Lösch wieder auf die Bühne. Das Kammergericht Berlin, wo derzeit das Berufungsverfahren gegen das vom Landgericht erteilte Aufführungsverbot des Gerhart-Hauptmann-Stücks läuft, habe dem Theater in einem Zwischenbescheid mitgeteilt, dass ein globales Verbot nicht haltbar sei, sagte ein Sprecher des Staatsschauspiels am Freitag in Dresden.
Nicht zulässig seien nach Ansicht des Gerichts lediglich zwei kurze Passagen, die «Tötungsphantasien» der Dresdner Weber beinhalteten und der Tendenz des Originals zuwiderliefen. Nach Angaben des Sprechers wird das Theater ab Dienstag die ursprüngliche Inszenierung - ohne jene zwei Szenen - wieder spielen. Das Haus, das sich auf den Leitspruch Hauptmanns «Echte Dramen sind immer Gegenwart» beruft, sieht sich durch das Gericht bestätigt.
Am 23. November hatte das Berliner Landgericht eine einstweilige Verfügung erlassen, die dem Staatsschauspiel eine weitere Aufführung der Inszenierung bis auf Weiteres untersagte. Mit dem Einfügen von Passagen eines «Chors der Arbeitslosen» in das Stück verstoße die Bühne gegen das Urheberrechtsgesetz, hieß es zur Begründung. Das Gericht war auf Antrag des lizenzhabenden Bühnenverlags Felix Bloch Erben und der Enkelin des Autors, Anja Hauptmann, aktiv geworden. Im Januar bestätigte das Gericht die einstweilige Verfügung. Seit Februar gab das Staatsschauspiel statt des verbotenen Stücks die «Dresdner Weber» als «Hommage á Hauptmann» mit historischen und aktuellen Texten.
http://www.staatsschauspiel-dresden.de

Erlangen: Sprachzeitung - Schillers Sprache wird verhunzt
Erlangen (ddp). Die Zeitschrift «Deutsche Sprachwelt» beklagt eine «Verfälschung und Verhunzung» der Sprache des Dichters Friedrich Schiller. «In Schulausgaben und in Theatern werden die Werke Schillers teilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Schiller würde sich im Grabe drehen, wenn er heute sähe, wie mit ihm umgegangen wird», sagte der Schriftleiter des Blatts, Thomas Paulwitz, am Freitag. Immer mehr Verlage böten überarbeitete Werke von Klassikern an, in denen zum Beispiel Ausdrücke wie «alle Redlichen» in «alle guten Leute» oder «des Scherzes wegen» in «zum Spaß» umgeschrieben werde.
Paulwitz kritisierte: «Einerseits werden von den Schülern immer größere Fremdsprachenkenntnisse verlangt. Andererseits sollen sie von den Schätzen der deutschen Sprache ferngehalten werden.» Der Todestag Schillers jährt sich am 9. Mai zum 200. Mal.
http://www.deutsche-sprachwelt.de

Berlin: 42. Berliner Theatertreffen beginnt am Freitag
Mainz (ddp). Am Freitag beginnt das 42. Theatertreffen in Berlin, zu dem wie in jedem Mai die zehn «bemerkenswertesten Inszenierungen des Jahres» eingeladen sind. Stefan Puchers Inszenierung des «Othello» für das Deutsche Schauspielhaus Hamburg eröffnet das Theatertreffen 2005 am Freitagabend. 3sat zeigt den «Othello» am Samstag um 20.15 Uhr.
Stefan Puchers Inszenierung des Shakespeare-Stückes macht aus dem tragischen Stoff eine unterhaltsame, spritzige Aufführung mit einem Mix aus Videoclips, Popsongs und Tanzeinlagen. Als Hauptdarsteller überzeugen Alexander Scheer, der einen betont lässigen Othello mit Popstar-Attitüde gibt, und Jana Schulz als seine Frau Desdemona. Wolfram Koch spielt Jago, den Strippenzieher und eleganten Intriganten. Pucher führt die Zuschauer mit Augenzwinkern in die menschlichen Abgründe, das Streben nach Macht, Geld und Sex. Am Ende nimmt sich Othello nicht das Leben, sondern tanzt getreu dem Motto «The show must go on.»
Wie auch in den vergangenen Jahren widmet 3sat dem Theatertreffen einen Programmschwerpunkt im Mai mit Aufzeichnungen und Live- Übertragungen von Inszenierungen sowie einer umfangreichen Berichterstattung in seinem Theatermagazin «Foyer» am 7. und am 21. Mai, jeweils um 19.20 Uhr.
Am 14. Mai, um 20.15 Uhr, folgt Andrea Breths Inszenierung von Schillers «Don Carlos» für das Burgtheater Wien und am 21. Mai überträgt 3sat live aus dem Haus der Berliner Festspiele «Hotel Paraiso» von Lutz Hübner in einer Inszenierung von Barbara Bürk für das Schauspielhaus Hannover.
Am 22. Mai 2005 verleiht 3sat zum neunten Mal seinen mit 10 000 Euro dotierten 3sat-Preis für eine «zukunftsweisende Leistung» aus dem Kreise der zum Theatertreffen eingeladenen Künstler.

Bochum: Hartmann verabschiedet sich mit Molières «Menschenfeind»
Bochum (ddp). Mit der umjubelten Premiere zu Molières «Menschenfeind» hat das Schauspielhaus Bochum am Mittwochabend den Abschied von Intendant Matthias Hartmann eingeläutet. Das Premierenpublikum feierte nicht nur das gesamte Ensemble, sondern auch Hartmann, der nach fünf Jahren Intendanz zur kommenden Spielzeit die Leitung des Züricher Schauspielhauses übernimmt. In Bochum führte Hartmann das Schauspielhaus wieder an die Spitze der deutschen Theater.
Mit der Inszenierung von Molières berühmter Tragikkomödie konnte Hartmann ein letztes Mal zeigen, wie er selbst altbekannte Bühnenklassiker mit immer wieder mitreißenden Elan auffrischt. In der Rolle des ewigen Moralisten und Skeptikers Alceste glänzte Star-Schauspieler Michael Maertens.
http://www.SchauspielhausBochum.de