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7.7.: theater aktuell +++ theaterfestival

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13. euro-scene Leipzig zum letzten Mal? +++ Castorf sieht in Dostojewskis «Der Idiot» Stoff für TV-Serie +++ Conrad-Ekhof-Preis 2003 für Schauspielerin Katrin Huke +++ Friedrich-Luft-Preis für Regisseur Frank Castorf


13. euro-scene Leipzig zum letzten Mal?
Leipzig (ddp-lsc). Das 13. Theaterfestival euro-scene lädt vom 4. bis 9. November nach Leipzig ein. Ein Dutzend Produktionen aus zehn Ländern sind geplant. Die euro-scene 2003 steht unter dem Motto «Die Liebe = Chance der Unmöglichkeit». «Mit diesem Thema verfolgen wir die Absicht, die Liebe in umfassendere Zusammenhänge zu stellen und sich dabei Fragen nach Utopie und Macht zu nähern», sagte Festivaldirektorin Ann-Elisabeth Wolff am Montag in Leipzig der Nachrichtenagentur ddp. «Hat die Liebe, die im wesentlichen nur noch auf Sex, Entfremdung und Gewalt auf der Bühne reduziert wird, überhaupt noch eine Chanc? Lassen Werbung, Pornografie und Kitsch noch Platz für ein wahres Gefühl, für diese schönste beflügelnde Kraft, die es gibt? All das wollen wir gemeinsam mit dem Publikum hinterfragen.»
Das 13. Festival zeitgenössischen europäischen Theaters macht mit Inszenierungen aus Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Norwegen, Russland, Spanien, der Schweiz und Ungarn bekannt. Zur Eröffnung wird die Helsinki Dance Company «The Intelligence of the Heart» zeigen.
In einem Prolog vom 1. bis 3. November sind mehrere Leipziger Produktionen zu sehen. Während der euro-scene findet außerdem die Jahrestagung des Zentrums Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts statt. Dazu gehören Vorträge zu Kunst und Kultur im Zeichen der EU-Erweiterung.
Die Festivaldirektorin macht aber auch darauf aufmerksam, dass die euro-scene finanziell nach wie vor «auf unsicheren Füßen» steht. «Wir haben uns für dieses Jahr einen Etat von etwa 450 000 Euro erkämpft», unterstreicht die Theaterfrau. Wie schon in den vorangegangenen Jahren gibt die Stadt Leipzig den Hauptteil dazu. Das sind 125 000 Euro. Land und Bund beteiligen sich jeweils mit 50 000 Euro an der Finanzierung. Zuverlässige Partner habe das Festival auch in der Kulturstiftung des Freistaates und im Deutschen Bühnenverein.
«Aber die Situation wird schon 2004 ganz anders aussehen, weil nämlich am Ende diesen Jahres mehrere Sponsoren und der Bund als Partner wegfallen werden.» Ohne neue Partner werde das Festival dann nicht mehr durchführbar sein, gibt Wolff zu bedenken.
http://www.euro-scene.de

Castorf sieht in Dostojewskis «Der Idiot» Stoff für TV-Serie
Berlin (ddp-bln). Faulheit ist nach Ansicht von Theaterregisseur Frank Castorf «der Humus des Geistes». Der Intendant der Berliner Volksbühne sagte der «Berliner Morgenpost» (Samstagausgabe), sein Ziel bei der Theaterarbeit sei, «in kürzester Zeit ein gut zu verkaufendes Produkt erzeugen». Castorfs Inszenierung «Der Idiot» bekommt am Samstag den Friedrich-Luft-Preis für die beste Berliner Theateraufführung des Jahres 2002. Die Proben dafür hätten vier Wochen gedauert, sagte Castorf.
Möglich sei dies, weil das Zusammenspiel in seinem Ensemble «flutscht», betonte der Theaterchef. Auch «gängige Eitelkeiten» seien einigermaßen sortiert. Seine Mannschaft müsse «gelebtes Leben im Gesicht haben». Und er sei wie ein Vampir, der sich die Kraft von anderen Menschen ausborge.
Castorf fügte hinzu, Stoffe wie die Romane Dostojewskis seien für ihn eine «Frischzellenkur». Hinter jeder Tür sei wieder eine Tür. Und er wolle lange genug leben, «um alle Türen aufzustoßen». Über seine Pläne, den Stoff von «Der Idiot» zu verfilmen, sagte der Regisseur: «Das lässt sich gut als TV-Serie machen, acht Folgen à 30 Minuten». Der Roman sei schließlich «in Fortsetzung wie eine Serie» geschrieben.

Conrad-Ekhof-Preis 2003 für Schauspielerin Katrin Huke
Schwerin (ddp-nrd). Der Conrad-Ekhof-Preis 2003 geht an die Schauspielerin Katrin Huke. Die 1973 geborene und an der Leipziger Schauspielschule ausgebildete Darstellerin habe «in zwei Schweriner Jahren den Rang einer Protagonistin erreicht, berichtete die »Schweriner Volkszeitung« (Samstagausgabe). Zu ihren erfolgreichsten Rollen gehören die Figur der Sunny in dem Schauspiel »Solo Sunny von Wolfgang Kohlhaase und Peter Dehler und ihre «Karoline in dem Horvath-Stück »Kasimir und Karoline. Vor Schwerin war Katrin Huke in Potsdam und Frankfurt (Oder) engagiert.
Mit der nach dem «Vater der deutschen Schauspielkunst, Conrad Ekhof (1720-1778), benannten Auszeichnung würdigt die Gesellschaft der Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters seit 1998 traditionell zum Ende der Spielzeit die Leistungen junger Theaterkünstler. Erster Preisträger war der Schweriner Ballettdirektor Stefan Haufe. Ihm folgten der Schauspieler Thorsten Merten (1999) und der Bariton Martin Ackermann (2000) sowie die Sopranistin Rosita Kekyte (2001) und im vergangenen Jahr der Schauspieler Markus Wünsch. Die Übergabe des Ekhof-Preises an Katrin Huke findet am 13. Juli 2003 im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin statt.
Die Landeshauptstadt und ihr Theater haben eine besondere Beziehung zu Ekhof. Vor 250 Jahren hatte er dort die erste deutsche Theaterakademie gegründet: die »Academie der Schönemannschen Gesellschaft.
http://www.theater-schwerin.de

Friedrich-Luft-Preis für Regisseur Frank Castorf
Berlin (ddp-bln). Zum zweiten Mal ist der Regisseur Frank Castorf mit dem Friedrich-Luft-Preis ausgezeichnet worden. Am Samstagabend erhielt er die Auszeichnung der «Berliner Morgenpost» für seine Inszenierung von Dostojewskis «Der Idiot», sagte eine Sprecherin des Blattes am Sonntag. Der mit 7500 Euro dotierte Preis für die beste Berliner Aufführung des vergangenen Jahres wurde in der Volksbühne von «Morgenpost»-Chefredakteur Jan-Eric Peters verliehen.
Jury-Mitglied und Publizist Martin Linzer sagte in seiner Laudatio, Castorfs Inszenierung sei eine Zeitreise vom 19. direkt ins 21. Jahrhundert, eine Reise quer durch das alte Europa. Diese schärfe das Wahrnehmungsempfinden des Zuschauers. Sie verbinde Phantasie und Realität. Die Jury würdigte den Angaben zufolge auch das künstlerische Gesamtkonzept Castorfs.
Der Regisseur war bereits 1993 - damals für seine Regie bei Bronnens «Rheinische Rebellen» - mit dem Friedrich-Luft-Preis geehrt worden. Die nach dem 1990 verstorbenen Kritiker Luft benannte Auszeichnung wurde 1992 erstmals verliehen.