Berlin - Seit 2001 leitet Alfred Holighaus die damals neu gegründete Sektion Perspektive Deutsches Kino der Berlinale. Im Januar 2010 wechselt er in die Geschäftsführung der Deutschen Filmakademie, wo er sich neben Christiane Teichgräber neuen Aufgaben stellt. Ein Grund dafür ist der rapide Zuwachs an Mitgliedern und Aufgaben, den die Akademie seit ihrer Gründung vor sechs Jahren erlebt. Über seine Pläne im neuen Amt sprach mit Holighaus ddp-Korrespondent Reinhard Kleber.
ddp: Welche Aufgaben übernehmen Sie bei der Akademie?
Holighaus: Wir sind gerade dabei, das genau zu bestimmen, denn es ist vernünftig, dass man sich das richtig aufteilt. Zum Teil setze ich als Geschäftsführer das fort, was ich schon zuvor im Rahmen einzelner Projekte für die Akademie getan habe. Zum Beispiel die Konzeption und Organisation öffentlicher Veranstaltungen, Diskussionen und Kinovorführungen mit thematischen Schwerpunkten. Dann werde ich vor allem die Kommunikation nach außen und nach innen vertreten. Bei inzwischen rund 1200 Mitgliedern ist es umso nötiger, dass die Mitglieder miteinander vernetzt sind und über bestimmte Themen diskutieren. Dagegen wird Christiane Teichgräber wie bisher zum Beispiel weiter den Deutschen Filmpreis und das Wissensportal vierundzwanzig.de betreuen.
ddp: Haben Sie schon konkrete Projekte ins Auge gefasst?
Holighaus: Ich denke, wir müssen sehen, ob wir in stärkerem Maße Publikationen erstellen, um mehr Öffentlichkeit zu erzeugen. Wir haben zwar ein internes Mitteilungsblatt, aber das ist zu wenig. Ich kann mir auch vorstellen, eine Akademie-Edition zu starten, mit der sie regelmäßig präsent ist in der Öffentlichkeit, in Buchhandlungen und im Kino. Vor allem in den Kinos muss mehr passieren.
ddp: Es gibt ja seit langem die Klage, dass Deutschland zu wenig Kinostars habe und die vorhandenen zu wenig pflege. Was könnte die Filmakademie in dieser Hinsicht tun?
Holighaus: Sie kann auf keinen Fall Stars machen, das kann nur das Publikum. Ob diese Stars dann Stars bleiben, das liegt zum Teil in ihrer Hand. Denn sie müssen die Interaktion mit dem Publikum auch pflegen. Sie müssen auch bereit sein, das, was man Starrummel nennt, ein Stück weit mitzumachen. Dann hängt es aber auch an der Öffentlichkeit und den Medien, die über die Stars berichten müssen. Die Akademie hat da wenig Einfluss, sie kann eben keine Stars aufbauen. Sie kann allerdings das Bewusstsein dafür schärfen, dass ein Star ein Vorteil für das Kino sein kann, und dass man sich nicht schämen muss, einer zu sein, wenn das Publikum einen als Star ansieht.
ddp: Bei der Berlinale 2010 können Sie noch die Sektion Perspektive Deutsches Kino kuratorisch betreuen, aber dann kommt der Abschied. Fällt er Ihnen schwer?
Holighaus: Natürlich gehe ich mit einem weinenden Auge. Aber das neue Amt ist einfach eine tolle Chance, die ich jetzt ergreifen wollte, und die in der Kontinuität meines Engagements für den deutschen Film steht. Es freut mich jedenfalls sehr, dass es möglich ist, einen weichen Übergang zu machen. Dass ich diese Berlinale noch mitmache, aber gleichzeitig bei der Akademie anfange, ist schön, denn es zeigt, dass wir an einem Strang ziehen. Das finde ich sehr wichtig, denn die Filmbranche in Deutschland ist doch recht überschaubar.
ddp: Wie weit ist die Deutsche Filmakademie auf ihrem Weg vorangekommen, eine Repräsentanz der deutschen Filmbranche zu werden?
Holighaus: Dass eine Branche nach so vielen Jahren wieder zu sich gefunden hat, zeigt nicht nur wegen des mittlerweile fast obligatorischen Marktanteils von 25 Prozent, sondern auch wegen der weltweiten künstlerischen Anerkennung, dass dieses Forum unbedingt gebraucht wurde. Und dass ein Verein, der 1200 Mitglieder aus allen Gewerken hat, von denen nur ein gutes Viertel Schauspieler sind, für sich beansprucht, den deutschen Film zu repräsentieren, ist völlig klar. Wir müssen und wollen allerdings auch mit den Filmschaffenden im Gespräch bleiben, die das anders sehen und kein Mitglied sind.