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ARD steht zu «Anne Will»

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Berlin/München (ddp). Die ARD steht weiter zu «Anne Will»: ARD-Programmdirektor Günter Struve und NDR-Fernseh-Chefredakteur Andreas Cichowicz wiesen am Dienstag die Kritik von CDU-Politiker Friedbert Pflüger entschieden zurück. Auch die Redaktion verwehrte sich gegen die Angriffe.

Pflüger hatte in der «Bild»-Zeitung moniert, die Sendung zeichne sich generell «immer mehr durch Un- und Halbwahrheiten und bewusste Verzerrung von Sachverhalten aus». Insbesondere beklagte er, in einem Einspielfilm der Sendung vom 1. Juni, die unter dem Titel «Alles auf Rot - Warum nicht mit den Linken?» stand, sei behauptet worden, die rot-rote Koalition in Berlin habe von ihrer Vorgängerregierung 60 Milliarden Euro Schulden geerbt.

Struve bezeichnete Pflügers Ansinnen, «Anne Will» durch die Sendung «Hart aber fair» mit Frank Plasberg zu ersetzen, die derzeit mittwochs läuft, als «absurd». «Wir haben noch keine Sekunde an der Kompetenz von Anne Will und der inhaltlichen Ausrichtung ihrer Sendung gezweifelt», sagte Struve.

Cichowicz hob hervor, es sei Pflügers «gutes Recht», sich über eine Sendung zu ärgern. Deshalb die Absetzung des Formats zu fordern sei jedoch «völlig abwegig».

Die Redaktion bezog zu den Vorwürfen im Detail Stellung und verwies darauf, dass sie in dem umstrittenen Einspielfilm nicht behauptet habe, dass der Schuldenstand 2001 nach dem Regierungswechsel 60 Milliarden Euro betrug, sondern sie habe sich mit dem Wort «erben» auf die gesamten finanziellen «Altlasten» der Stadt auch in Folge der Bankenkrise bezogen. Es stimme außerdem, dass unter der rot-roten Koalition Berlin 2007 erstmals ein Haushalt mit einem Überschuss abgeschlossen habe.

Pflüger war bei den Senatswahlen im September 2006 gegen den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gescheitert. Der Berliner CDU wird maßgebliche politische Verantwortung für die Berliner Bankenaffäre zugeschrieben, die 2001 zum Bruch der damaligen großen Koalition führte. Pflüger ist jetzt Vorsitzender der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im RBB-Rundfunkrat.

Im April hatte NDR-Intendant Lutz Marmor Moderatorin Will gegen Kritik mehrerer Manager der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Schutz genommen, die der Sendung in einem offenen Brief Fehler unterstellten. Allerdings erwies sich die Kritik in Teilen als falsch, der Managerkreis hatte sich dafür im Nachhinein entschuldigt.