München - Bis mindestens 20. Dezember sind die Bühnen geschlossen, und so verlagert sich die Kultur zu Corona-Zeiten ins Internet. Auch die Bayerische Staatsoper feiert nun eine Online-Premiere - mit einer Inszenierung, in der die Pandemie ihre Spuren hinterlassen hat.
Mit Giuseppe Verdis letzter Oper «Falstaff» bringt die Bayerische Staatsoper am Mittwoch (2. Dezember) ihre erste große Video-Premiere heraus. Dabei heißt es bis zum Ende dabei zu bleiben, denn der Abend werde mit einem überraschenden Schluss aufwarten, «der sich auf die derzeitige Situation bezieht», wie Christoph Koch, Pressesprecher der Staatsoper, am Montag der dpa verriet. Ansonsten sei es eine fast normale Premiere, mit der technischen Besonderheit, dass für die Kameras die Bühne anders ausgeleuchtet werden müsse als für ein im Auditorium anwesendes Publikum.
Für «Falstaff» hat sich die 1962 in Slowenien geborene Regisseurin Mateja Kole?nik einer Veröffentlichung der Staatsoper zufolge vom italienischen Kino inspirieren lassen. Ihr gehe es darum, «Falstaffs Flucht vor der Endlichkeit des Lebens auszudrücken». Kole?niks heruntergekommener Edelmann Falstaff ist auf dem Höhepunkt seiner Midlife-Crisis angekommen und verprasst sein Geld im Kasino. Die Verwicklungen der Handlung sollen sich in einer verschachtelten Bühnenkonstruktion mit 16 Türen widerspiegeln.
Eigentlich sollte Verdis 1893 in der Mailänder Scala uraufgeführte musikalische Komödie um den eitlen Lebemann und Schürzenjäger Falstaff, der von seinen Mitmenschen auf listig-komische Weise ausmanövriert wird, schon zu den Münchner Opernfestspielen 2020 herauskommen. Dabei sollte Kirill Petrenko am Pult stehen, die Corona-Pandemie verhinderte jedoch dieses Vorhaben. Jetzt leitet der italienische Dirigent Michele Mariotti das Bayerische Staatsorchester und den Staatsopernchor. Der gefeierte Bariton Wolfgang Koch verkörpert die Titelrolle.
Für Kole?nik ist es die erste Operninszenierung ihrer Laufbahn als Schauspielregisseurin. Die Premiere ist am Mittwoch ab 19.00 im Video-Livestream weltweit kostenlos abrufbar (www.staatsoper.de). Die Online-Übertragung der letzten Staatsopern-Premiere «Die Vögel» von Walter Braunfels, bei der allerdings noch fünfzig Zuschauer im Auditorium saßen, war von knapp 25 000 Menschen verfolgt worden.