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Kaum ins Amt berufen, verdunkelt der lange Schatten der Stasi Dana Horakovas neues Betätigungsfeld. Ihr wird vorgeworfen, in Prager Dissidentenkreisen gespitzelt zu haben. Horakova wies den Verdacht zurück.
Die Journalistin Dana Horakova übernimmt das bisher vakante Amt der Hamburger Kultursenatorin. Sie hat heute im Rathaus der Hansestadt von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ihre Ernennungsurkunde erhalten Die 54-Jährige promovierte Philosophin und Kultur-Expertin wuchs in Prag auf und studierte an der Prager Karls-Universität.Bei der "WELT am Sonntag" war sie als stellvertretende Chefredakteurin und in den neunziger Jahren auch als Ressortleiterin Kultur der Bild-Zeitung tätig. Seit Juli 2001 arbeitet sie dort frei.Das Kulturressort im neuen Hamburger Senat unter Bürgermeister Ole von Beust (CDU) war lange unbesetzt. Zunächst sollte Nike Wagner, Urenkelin des Komponisten Richard Wagner, Nachfolgerin von Christina Weiss (SPD) werden. Sie sagte jedoch im Oktober ab - mit der Begründung, dass ihre Forderung nach einer Erhöhung des Kulturetats nicht erfüllt werden sollte. Auch Vicki Leandros stand vergeblich auf der Wunschliste des Senats. Von Beust hatte sich daraufhin seit seiner Regierungsübernahme am 31. Oktober des vergangenen Jahres bislang vergeblich bemüht, einen Ressortchef für das seitdem von Schulsenator Rudolf Lange (FDP) mitverwaltete Ressort zu finden.
Doch bereits jetzt überschattet die Vergangenheit der neuen Kultursenatorin den Amtsantritt.
Gegen Horakova wurden Vorwürfe laut, Spitzel des kommunistischen Geheimdienstes in der früheren Tschechoslowakei gewesen zu sein. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", der sich auf das Buch "Tagträume" (Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg) des tschechischen Autors Ludvik Vaculik über die tschechischen Dissidenten in der Zeit des Kommunismus bezieht, soll Horakova damals in Dissidentenkreisen unter Spitzelverdacht gestanden haben. Sie habe die Vorlage abgegeben für Vaculiks Romanfigur Ella, die dem Staatssicherheitsdienst Informationen zuspielt.
Horakova hatte hingegen bei ihrer Vorstellung als künftige Kultursenatorin in ihrer Vita auf die Zeit in Prag verwiesen. "Meine Wohnung in der Altstadt wurde zum Treffpunkt oppositioneller Künstler, Denker und Studenten", schrieb sie. Nach der Veröffentlichung der "Charta 77" verlor Horakova ihre Arbeit als Verlagsredakteurin und musste das Land verlassen. 1979 kam die in Deutschland geborene Tochter einer Deutschen und eines Tschechen in die Bundesrepublik zurück.
Horakova wies den gegen sie erhobenen Verdacht am Donnerstag entschieden zurück. "Was ich dazu zu sagen hatte, habe ich bereits gesagt. Es gibt diesen Roman, es gab und gibt auch diese Gerüchte. Aber ich war nie, nie, nie informelle Mitarbeiterin des tschechischen Geheimdienstes", sagte die Kultursenatorin und ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der "Welt am Sonntag".