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Deutscher Theaterpreis für Ciulli: «Infizieren statt boykottieren» . Foto: Deutscher Bühnenverein
Deutscher Theaterpreis für Ciulli: «Infizieren statt boykottieren» . Foto: Deutscher Bühnenverein
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Deutscher Theaterpreis für Ciulli: «Infizieren statt boykottieren»

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Kassel/Mülheim an der Ruhr - Mit langem Applaus hat das Publikum am Samstag den Regisseur, Schauspieler und Theaterleiter Roberto Ciulli als Träger des deutschen Theaterpreises «Der Faust 2019» gefeiert. Der 85-jährige Gründer des Theaters an der Ruhr in Mülheim (Nordrhein-Westfalen) nahm in Kassel die undotierte Auszeichnung für sein Lebenswerk entgegen.

Laudator Oliver Keymis, grüner Landtagsabgeordneter in NRW, würdigte unter anderem Ciullis Theaterreisen ins Ausland: «Mauern wollte Ciulli einreißen, in den Köpfen, in den Herzen, überall wo er mit seinem Theater Station machte.» So war Ciulli unter anderem im Iran und Irak gewesen. «Infizieren statt boykottieren lautete damals wie heute die Friedensformel Roberto Ciullis», sagt er.

Ciulli selbst fehlten zunächst die Worte. Dann erzählte der 85-Jährige, dass er sich bei der Nachricht der Preisvergabe zunächst verhört habe: «Ich habe verstanden: Du hast «die Faust» gekriegt.» Doch das passe sehr gut zum Theater an der Ruhr. Denn die Faust sei ein Symbol für ein Kollektiv - und hinter dem Theater ständen viele.

Weitere Preisträger waren: Marlúcia do Amaral, Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg (beste Darstellerin Tanz); Anne Teresa de Keersmaeker, Volksbühne Berlin (Choreografie); Helge Schmidt, Lichthof Theater Hamburg (Regie Schauspiel); Maja Beckmann, Münchner Kammerspiele (Darstellerin Schauspiel); Elisabeth Stöppler, Theater Chemnitz (Regie Musiktheater); Johannes Martin Kränzle, Oper Frankfurt (Sängerdarsteller Musiktheater); Birgit Freitag, Junges Theater Bremen (Regie Kinder und Jugendtheater); Étienne Pluss, Staatsoper Unter den Linden Berlin (Bühne); Tanz-Netzwerk «Explore Dance» aus Hamburg, Potsdam und München.

Der Deutsche Theaterpreis wird seit 2006 vom Deutschen Bühnenverein in Köln, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim vergeben. In diesem Jahr waren 24 Künstler in acht Kategorien nominiert.

 

Marlúcia do Amaral: Ballerina mit Ausdruck und Präzision

Marlúcia do Amaral hat eine besondere Präsenz auf der Bühne: Inmitten einer Schar von Tänzern erkennt man die ausdrucksstarke Ballerina schnell. Die Brasilianerin hat seit 2009 im Ensemble des Balletts am Rhein unter seinem Chef Martin Schläpfer viele große Rollen getanzt. Den Deutschen Theaterpreis «Der Faust 2019» hat die nur 1,58 Meter große Tänzerin für ihre Interpretation der Prinzessin Odette im Klassiker «Schwanensee» bekommen. Schon die Nominierung hat sie gefreut: «Mit meiner Körpergröße bin ich so weit entfernt von der gängigen Vorstellung einer klassischen Odette, dass ich mir nie hätte träumen lassen, diese Rolle eines Tages zu tanzen», sagte sie.

In der Inszenierung von Schläpfer ist ihre Odette kein verhuschtes Flatterwesen, sondern eine leidenschaftliche und starke Frau. Ausgebildet wurde die Ballerina in Havanna, New York und an der Akademie des Tanzes in Mannheim. Sie hat eine große Ausdruckskraft und Präzision und tanzt oft auf Spitze. Do Amaral war in Düsseldorf in vielen Choreographien zu sehen, unter anderem von George Balanchine oder Hans van Manen und besonders von Schläpfer. Mit ihm arbeitet sie seit 2000 zusammen. Ende dieser Saison wechselt der Schweizer nach Wien. Er wird Direktor des Staatsballetts. Wie es für do Amaral weitergeht, lässt die Enddreißigerin noch offen.

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