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Digitalisierung von Schallplatten

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Musikgenuss ohne Knistern und Rauschen - Schallplatten und Musikkassetten digitalisieren und bearbeiten

Berlin (ddp). In vielen Haushalten ist kein Plattenspieler mehr vorhanden, um die umfangreiche LP-Sammlung anzuhören. Manche Platten kann man als CD nachkaufen, aber vieles verschwindet auch wieder aus den Regalen. Echte Sammler könnten ihre Platten zwar abspielen, möchten das wertvolle Vinyl aber schonen. Die selbstaufgenommenen Kassetten klingen von Jahr zu Jahr dumpfer und die Bänder werden spröde und rissig, bis es schließlich zum Bandsalat kommt. Immer mehr Musikfans digitalisieren daher ihre Schallplatten und Kassetten und speichern sie auf CDs.

Ist die Musik digitalisiert, kann man sie ohne großen Aufwand auf tragbaren MP3-Playern überall anhören. Die Qualität wird sogar besser, denn spezielle Software befreit die Aufnahmen von Nebengeräuschen. Wie gut die Tonqualität am Ende wirklich ist, hängt von der verwendeten Hardware, der eingesetzten Software sowie dem Know-How des Bearbeiters ab.

Mit einem leistungsfähigen PC und ausreichend freiem Speicherplatz können die meisten Tonträger in Heimarbeit digitalisiert werden. Im Gegensatz zur Digitalisierung von Super8-Filmen oder Dias sind die technischen Voraussetzungen hierfür nicht sehr anspruchsvoll. Dank ausgereifter Software kann man kaum etwas falsch machen.

Im Internet finden sich zahlreiche Angebote, die Anfängern bei den ersten Schritten helfen, wie die ausführliche Anleitung zum Digitalisieren von Kassetten auf der Homepage «sleepys audio seite (mitglied.lycos.de/big_sleepy/howto.htm). Thomas Abel, der die Seite betreibt, rät nur in besonders schwierigen Fällen dazu, Schallplatten und Kassetten von einem kostenpflichtigen Dienstleister digitalisieren zu lassen: »Das macht in meinen Augen nur bei einer äußerst schlechten Qualität Sinn - wie bei extrem verkratzten LPs oder alten, sehr dumpfen Bändern. Dann kann die Profitechnik noch einiges rausholen. Vorausgesetzt es handelt sich wirklich um einen seriösen Anbieter, der sein Handwerk versteht.

Als Basis für die Eigenproduktion reicht ein aktueller Standardrechner, zum Beispiel ein Pentium III mit 400 Megahertz. Zusätzlich ist eine Soundkarte nötig. Die eingebauten Soundkarten reichen zwar für die anspruchslose Wiedergabe von Systemtönen und Hintergrundmusik, eignen sich jedoch nicht für die Umwandlung von Audiomaterial in CD-Qualität. «Hier kommt es bei der Aufnahme oft zu leichten Störungen wie Rauschen oder Brummen. Das liegt daran, dass diese Soundkarten oft in relativer Nähe zu hochfrequenten Störquellen wie etwa dem Prozessor untergebracht sind, erläutert Abel.

Für die Audio-Quelle braucht man ein Abspielgerät, also Plattenspieler, Kassettenrekorder oder CD-Spieler. Ein CD-Brenner und ein Vorverstärker gehören ebenfalls zur Ausrüstung. In der heimischen Stereoanlage ist ein Verstärker bereits eingebaut. »Beim Direktanschluss des Plattenspielers an die Soundkarte fehlt dieser aber. Ich empfehle für diesen Fall das Produkt Clean Plus, das den Verstärker als kleinen Kasten zusätzlich enthält, sagt Manfred Klass, der in seiner Freizeit die Website «Yesterdays Music betreibt. Unter der Adresse www.netigel.de/digitalis.htm hat er für Anfängern eine leicht verständliche Einführung in das Digitalisieren von Schallplatten erstellt.

Inzwischen ist eine große Auswahl an bezahlbarer Software für das Digitalisieren und Bearbeiten von Tonträgern erhältlich. Für die Aufnahme genügt bereits der Soundrecorder, der bei den Zubehör-Programmen von Windows enthalten ist. Für die Bearbeitung - wie das Schneiden von Anfang und Ende der Aufnahme oder das Herausfiltern von Nebengeräuschen - ist ein professionelleres Soundbearbeitungsprogramm nötig. Florian Schneider von »ReSound Records empfiehlt die Produkte von MAGIX. Mit «Resound Records betreibt er einen Service zur Restauration und Digitalisierung von Schallplatten und Kassetten (www.resound-records.de/).

Die Produkte seien inzwischen alle auf einem hohen Niveau, so dass es keinen signifikanten Unterscheid zur Profisoftware mehr gebe, meint Manfred Klass. Ausschlaggebend für das Ergebnis ist die richtige Benutzung der Software durch den Anwender.

Thomas Abel rät jedoch ungeübten Anwendern zur Vorsicht: »Soll die Bearbeitung auf die Spitze getrieben werden, so können auch noch spezielle Tools zum Entrauschen verwendet werden. Am bekanntesten ist da wohl «Clean» von Steinberg. Bei einem unsachgemäßen Umgang mit solchen Restaurations-Tools besteht jedoch die große Gefahr, dass durch die vielen Entrauschfilter die Aufnahme verschlimmbessert wird. Und so ein kleines bisschen Rauschen ist doch eigentlich ganz angenehm.

Der Zeitaufwand hängt stark vom technischen Verständnis des Anwenders ab. "Für die Erstellung der ersten CD inklusive Vor- und Nachbereitung bis zum erwünschten Ergebnis benötigt ein Anfänger mindestens fünf Stunden. Danach geht es dann natürlich schneller, schätzt Florian Schneider. Maßgebend ist die Laufzeit des Tonträgers, da dieser für die Digitalisierung komplett abgespielt werden muss.

Wie lange die Nachbearbeitung dauert, hängt von den eigenen Ansprüchen und dem Zustand der Tonquelle ab. Wer sauber arbeiten will, trennt die einzelnen Tracks zum Beispiel manuell und nicht automatisch. Und wer ganz sicher gehen will, muss sich nach dem Maschinendurchlauf alles nochmal anhören, um manuell einzelne, übriggebliebene Kratzer wegzuretuschieren. Wenn die LP dagegen fabrikneu ist, lässt sie sich schnell und unproblematisch automatisch digitalisieren.

Rechtlich ist die Digitalisierung und Speicherung von Tonträgern kein Problem, solange dies ausschließlich für den privaten Gebrauch und nicht für kommerzielle Zwecke geschieht.

Sabrina Ortmann