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Hamburger Intendant wurde Einreise in die Türkei verweigert

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Hamburg/Köln - Dem Intendanten des Hamburger Mut!Theaters, Mahmut Canbay, ist die Einreise in die Türkei verweigert worden. Er sei acht Stunden lang von wechselnden Gruppen verhört worden, sagte Canbay der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Man habe ihm ein Einreiseverbot erteilt und ihn dann in ein Flugzeug nach Köln gesetzt.

Erst am Flughafen in Deutschland habe man ihm seinen Pass wieder ausgehändigt, sagte der Intendant. Canbay ist laut «Hamburger Abendblatt» Deutsch-Türke kurdischer Abstammung und wollte mit einer Jugendgruppe an einem Theaterfestival in der westtürkischen Metropole Izmir teilnehmen. Bei früheren Gelegenheiten hätte er keine Probleme bei der Einreise gehabt.

Canbay sagte der dpa, man habe ihn bei der Einreise am Donnerstagnachmittag festgenommen. Ihm sei ein Anwalt verweigert worden. Die Sicherheitsleute hätten ihm erklärt, dass sie mit ihm als Terrorverdächtigen alles machen dürften. Dann hätten sie ihn zu allem möglichen befragt, darunter: «Was denken Sie über den syrischen Krieg?»

Sie hätten ihn auf den Boden gelegt und ihm sein Handy abgenommen. «Dann habe ich so Angst bekommen. Sie haben gesagt, alles können sie machen mit mir.» Dann musste er sein Smartphone entsperren und sie hätten Mails, Kontakte und Chats überprüft.

Unter anderem sei er zu einer Karikatur des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan befragt worden, die ihm ein Bekannter per Whatsapp zugeschickt hatte. Auf dieser wird Erdogan als Diktator dargestellt. Dies sei eine Beleidigung des Präsidenten, habe man ihm gesagt. Als er geantwortet habe, dass dies nicht von ihm sei, sondern er das Bild nur zugeschickt bekommen habe, habe man ihn gefragt, warum er die Karikatur nicht gelöscht habe.

Gegen 22.30 Uhr sei er schließlich in eine Maschine nach Köln gesetzt worden, sagte Canbay am Morgen in Köln. Am späten Nachmittag traf er mit dem Zug wieder in Hamburg ein.

Laut «Hamburger Morgenpost» sieht Canbay, der seit 30 Jahren in Deutschland lebe, allein politische Motive hinter der Aktion. Er habe sich zuletzt immer wieder kritisch gegenüber Erdogan geäußert.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zeigte sich empört. Mahmut Canbay engagiere sich für den interkulturellen Austausch und leiste mit seinem Mut!-Theater hervorragende Arbeit. «Seine Festnahme bei der Einreise in die Türkei ist inakzeptabel», twitterte Brosda.

Canbays MUT! Theater ist eine interkulturelle Einrichtung im Schanzenviertel und wird von der Kulturbehörde Hamburg und dem Bezirksamt Eimsbüttel gefördert.

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