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Berlin (ddp). Das Theaterstück «Heil Hitler!» von Rolf Hochhuth hat am Samstagabend in Berlin vor ausverkauftem Haus Premiere gefeiert. Rund 500 Gäste verfolgten in der Akademie der Künste am Hanseatenweg die Inszenierung der freien Theatergruppe Blochberger des von Hochhuth als «Tragikomödie» deklarierten Textes, der bereits vor zwei Jahren in dem Band «Nietzsches Spazierstock» erschienen war.
Die Aufführung von Regisseur Lutz Blochberger, die vor allem auf komödiantische Effekte in Gestik und Mimik setzte, stieß beim Publikum auf Wohlwollen. Überzeugend geriet das Spiel von Hauptdarsteller Ludwig Blochberger, der sich in der Rolle des 17-jährigen Till dem Einberufungsbefehl zu entziehen sucht, indem er eine Geisteskrankheit vortäuscht, bei der er seine Mitmenschen zum ständigen «Heil Hitler!»-Gruß herausfordert. Hochhuth selbst bezeichnete seine Arbeit als «groteske, ironische und humoristische Aufarbeitung der Katastrophe».Die Uraufführung von «Heil Hitler!» erfolgte nur wenige Tage nach der Premiere des Films «Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler» mit Helge Schneider als Hitler. Beide Werke beziehen sich mit den Mitteln der Satire und Groteske auf die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. In dem Film von Dany Levy soll ein jüdischer Schauspieler den demoralisierten Hitler noch einmal auf eine Massen aufrüttelnde Rede vorbereiten.
Kurz vor der Premiere seines Stücks erneuerte Hochhuth seine Kritik an Levys jüngster Arbeit: Zwar sei der Film sehr eindrucksvoll. Er unterstelle jedoch fast, dass der Holocaust hinter dem Rücken des als Trottel dargestellten Hitlers geschehen sei. «Das finde ich ziemlich unverantwortlich», sagte Hochhuth auf ddp-Anfrage.
Aber auch um Hochhuths Stück selbst hatte es bereits einiges Aufsehen gegeben. Im vergangenen Jahr hatte das Deutsche Nationaltheater Weimar die Bühnenfassung aus dem Programm gestrichen, weil es mit dem Autoren Streit über die Besetzung gab. Vor der Berliner Aufführung sorgte das Ankündigungsplakat für Aufregung. Die beauftragte Firma wollte das Plakat nicht anbringen, da für sie «der Schriftzug \'Heil Hitler\' und das Hakenkreuz gegenüber dem Veranstaltungsort und -zweck zu dominierend" war. Nach Intervention Hochhuths wurde es in U-Bahnhöfen aufgehängt.