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Im Alter von 94 Jahren starb am 28.4.2006 in München der Dirigent und Komponist Jan Koetsier, einer der Letzten aus der Generation eines Eugen Jochum oder Herbert von Karajan – gleichermaßen der großen Orchestertradition des 19. Jahrhunderts wie der musikalischen Ausbildung verpflichtet.
Der 1911 in Amsterdam geborene Jan Koetsier wuchs in Berlin auf, wo er Klavier, Komposition und Dirigieren studierte. Zunehmende Schwierigkeiten als „unerwünschter Ausländer“ unter dem nationalsozialistischen Regime veranlassten ihn 1940 zur Rückkehr in sein Heimatland Holland. Er wurde künstlerischer Leiter der neuen Kammeroper in Den Haag und zweiter Dirigent des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters. 1950 ging er als Erster Kapellmeister zum BR-Symphonieorchester in München; von 1966 bis 1976 leitete er die Dirigierklasse der Münchner Musikhochschule.
Jan Koetsier schrieb zahlreiche kammermusikalische Werke, Instrumentalkonzerte, Orchester- und Chorwerke sowie die Oper „Frans Hals“. Für die moderne Blechbläserkammermusik hat er den Rang eines „Gründervaters“ – seine anspruchsvollen Werke haben dieses Genre im 20. Jahrhundert erst eigentlich angeregt, seine Kompositionen werden weltweit musiziert. Die Förderung der Blechbläser-Kammermusik steht im Mittelpunkt der Jan Koetsier-Stiftung, die seit 1999 der Hochschule für Musik und Theater München angegliedert ist und u.a. den Internationalen Jan Koetsier-Wettbewerb ausrichtet.
Einem breiten Hörpublikum ist Koetsier durch seine zahlreichen Funkaufnahmen in lebhafter Erinnerung.
Quelle: Hochschule für Musik und Theater München