Iserlohn - Klauende Bands, Konzerte von Weltstars und ein verheerendes Feuer: In seiner Geschichte hat der "Hot Club Iserlohn 1952" schon einiges erlebt. In diesem Jahr feiert der Laden, der nach Angaben des Jazzinstituts Darmstadt der älteste noch bestehende Jazzclub Deutschlands ist, seinen 60. Geburtstag.
Werner Gecks Augen leuchten, wenn er von den Anfangsjahren erzählt. "Bei uns waren die absoluten Größen des Jazz - Elvin Jones, Bill Coleman, Klaus Doldinger, Kurt Edelhagen", berichtet der pensionierte Polizist, der seit 1955 Mitglied des Jazzclubs ist und selbst als Jazzpianist mit dem einen oder anderen Weltstar auftrat.
Wem er dies alles zu verdanken hat, ist für Geck klar: "Die Briten haben den Jazz nach Iserlohn gebracht und damit den Grundstein für die Jazz-Szene in der Stadt gelegt", sagt er. Während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sie sich eine Militär-Bigband aufgebaut, die ihren Sitz in Iserlohn hatte. "Sie bestand aus deutschen Kriegsgefangenen, die von den Briten freigelassen wurden, als sie merkten, dass die Deutschen Instrumente spielen können und dass sie sie als Band gebrauchen könnten", erzählt Geck.
Inspiriert von dieser Bigband gründete sich 1952 der "Hot Club Iserlohn", der schon bald selbst Weltstars aus den USA anlockte. An eine Band haben die Clubmitglieder noch besondere Erinnerungen - das Sun Ra Arkestra aus San Francisco. "Einige Tage nachdem die Gruppe abgereist war, fiel auf, dass es im Club nicht mehr kälter wurde", berichtet Daniel Zobel, der Geschäftsführer des Clubs. Schließlich stellte sich heraus, dass die Herren alle Heizungsventile geklaut hatten.
Club brannte 1988 während eines Konzerts ab
Der größte Schock für den Club aber kam 1988. Während unten im Jazzkeller der Trompeter Laco Deczi spielte, brannte das Obergeschoss des Gebäudes aus. Der "Hot Club", der inzwischen besser bekannt war unter dem Namen Henkelmann, wurde durch das Löschwasser unnutzbar. Nur der Flügel, der heute über 100 Jahre alt ist, konnte gerettet werden.
Gut zwei Jahre lang war der Club danach heimatlos. Dann kam der Neustart. "Früher war der Club in Kellern untergebracht. Dort war es eng, man musste mit fremden Menschen einen Sessel teilen, irgendwie war es aber auch gemütlich", erinnert sich Tyrid Cornelissen, die Vorsitzende des Jazzclubs, die bereits als Kind mit ihren Eltern Konzerte im "Hot Club" besuchte. In den neuen Räumen war alles viel größer, vor allem die Bühne. Und auch in der Musik öffnete sich der Club zunehmend Stilrichtungen abseits des Jazz. Das ist auch im Jubiläumsprogramm zu sehen. So tritt am Samstag (11. Februar) beim ersten Konzert zum 60. Jubiläum etwa die Rockband "Who the Foo" auf.
"Wir machen keine verstaubten Sachen, wir wagen etwas", sagt Vorstandsmitglied Rudolf Heimann, der zugleich für die Technik im Club zuständig ist. Dadurch würden auch ganz andere Leute angelockt.
Viele der Künstler, die im Jubiläumsjahr im "Hot Club" auftreten, kommen aus der Region. "Iserlohn hat zurzeit eine eigene starke Szene", sagt Zobel zur Begründung. Und die solle im Jubiläumsjahr die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen. Ganz auf große Namen wollen sie dann aber doch nicht verzichten: Am 2. Mai ist der Jazzpianist Joachim Kühn mit dem Berlin-Paris-Trio im Henkelmann zu Gast.