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Der griechische Komponist und Widerstandskämpfer Mikis Theodorakis ist am Freitagabend auf der Internationalen Filmmusik-Biennale in Bonn mit dem Erich-Wolfgang-Korngold-Preis ausgezeichnet worden.
orf - Bei der festlichen Open-Air-Gala auf dem Vorplatz der Bundeskunsthalle würdigte der frühere französische Kultur- und Bildungsminister Jack Lang die musikalische und politische Arbeit des 76-Jährigen. Theodorakis sei "eine der Stimmen und eines der Gewissen der Welt", sagte Lang bei der Laudatio für den Ehrenpreisträger.Der am 29. Juli auf der Insel Chios geborene Musiker erhielt den Preis für sein künstlerisches und politisches Lebenswerk. Am Sonntag wird in Bonn die "Alexis-Sorbas-Ballett-Suite" aufgeführt. Die Brutalität der deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs trieb den jungen Theodorakis in den kommunistischen Widerstand. Nach dem Kriegsende und dem anschließenden Bürgerkrieg verbrachte er lange Zeit in Umerziehungslagern in Griechenland. Seine erste Filmmusik für den Streifen "The Barefoot Batallion" entstand 1953. Es folgten ein Studium in Paris und weitere Filmmusiken etwa zu "Phaedra" oder "Die Dritte Dimension". 1964 entstand seine wohl populärste und berühmteste Musik zum Film "Alexis Sorbas", der den Schauspieler Anthony Quinn in der Hauptrolle unsterblich machte.
In den Jahren der Militärdiktatur 1967-74 wurde Theodorakis verfolgt, verbannt und ins Gefängnis gesteckt. Dennoch schuf er unter anderem die Musik zum Film "Z" von Costa Gavras über die Ermordung des Parlamentsabgeordneten Grigoris Lambrakis, den Yves Montand darstellte. Der damalige Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis (in "Z" von Jean-Louis Trintignant verkörpert), der das politische Verbrechen schonungslos aufzuklären versuchte und dafür unter der Obristendiktatur gefoltert wurde, war von 1985 bis 1990 Griechenlands Staatspräsident.
Später entstand das berühmte Oratorium "Canto General" zu Texten von Pablo Neruda. Theodorakis setzte sich auch früh für die Friedensbewegung und die türkisch-griechische Versöhnung ein. Sein Werk umfasst neben Opern, Sinfonien und Kammermusik auch 60 Filmmusiken und ungezählte Lieder.
Obwohl Leitfigur der Linken, kandidierte Theodorakis 1989 bei den Parlamentswahlen für die konservative "Neue Demokratie" (ND). 1963 und 1964 war Theodorakis auf der Liste der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA) als Abgeordneter der Hafenstadt Piräus ins Parlament gewählt worden und 1985 als Kandidat der Kommunistischen Partei (KKE).